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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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die Arme taten ihm weh, die Finger wurden ihm trotz der Handschuhe taub. Beinahe hätte er es nicht geschafft.
    Eine Bö drückte sie abrupt und viel zu schnell hinunter. Hirad schrie, als seine Stiefel einen Wellenkamm streiften. Denser zog viel zu schnell wieder hoch, Hirad konnte sich mit den klammen Händen kaum halten und hing wie ein menschliches Pendel am linken Bein des Magiers. Ein paar Fuß Seil waren alles, was ihn vor dem Ertrinken bewahrte.
    Die plötzliche Gewichtsverlagerung brachte auch Denser aus dem Gleichgewicht. Er stürzte zum Meer hinunter, und Hirad sah ihn über sich um Höhe und um die Balance kämpfen, während er ins Meer stürzte. Die Kälte traf Hirad wie ein Schock, als er ins Wasser tauchte. Er keuchte erschrocken. Die Wellen schlugen über seinem Kopf zusammen, und Denser wurde gegen die nächste Welle geworfen, schoss nach oben, entkam im letzten Moment und zog den durchnässten Hirad mit.
    Der Barbar schaute wieder auf. Denser rief etwas, das er nicht verstehen konnte. Die Kälte raubte ihm alle
Kräfte. Es gab einen heftigen Ruck, als Hirad vor und zurück pendelte. Er versuchte, am Seil hochzuklettern, was Denser furchtbar wehtun musste. Der Magier rang unterdessen ums Gleichgewicht, damit sie nicht beide ins Meer stürzten.
    Hirad wollte den rechten Arm herumnehmen, bekam aber nicht genug Schwung. Das Seil schnitt in sein Handgelenk, und er packte es mit den Fäusten, um das Gelenk zu entlasten. Er betete, dass sie die Meerulme erreichten, bevor Denser einen Stiefel verlor. Noch einmal versuchte er, die zweite Hand an Densers Bein zu bekommen, doch wieder warf ihn eine Bö herum, bis er sich wie wild um sich selbst drehte. Jetzt wurde ihm auch noch übel, die Kälte machte ihn benommen, der Hagel und das Meerwasser blendeten ihn. Vom Gelenk, das vom Seil wund gescheuert war, lief das Blut seinen Arm hinunter.
    Mit dröhnenden Flügeln kam Ilkar, um ihn aufzufangen. Er drückte ihn hoch und hielt ihn, bis Hirad sich wieder selbst festklammern konnte.
    »Danke«, keuchte der Barbar. »Danke.«
    »Wir sind fast da.« Damit war Ilkar wieder verschwunden.
    Sie wechselten die Richtung, flogen niedrig über die Wellen hinweg und erreichten das Schiff von hinten. Hier brannte kein Licht wie an den Seiten. Sie konnten sicher sein, dass kein Elf, der sie sah, sie verraten würde. Unterhalb des Decks flogen sie nahe heran.
    Obwohl das Schiff stampfte, waren sie hier ein wenig vor dem Wind geschützt, und Hirads heftig schlagendes Herz beruhigte sich langsam wieder. Denser stieg langsam hoch, und Hirad zog die Knie an, als sie die Reling überflogen. Sobald er die Planken unter den Füßen hatte, legte er sich flach hin, damit auch Denser landen
konnte. Neben sich hörte er Ilkars leichten Schritt. Seine Hände waren zu taub, um das Seil loszubinden. Ilkar half ihm, und als das Seil gelöst war, schlang Hirad es sich wieder um den Bauch und begutachtete das wund gescheuerte Handgelenk.
    »Das wird später wehtun«, sagte er. »Was macht dein Fußgelenk, Denser?«
    »Geht schon«, flüsterte der Dunkle Magier. »Was jetzt?«
    »Wir lauschen«, sagte Hirad.
    Sie lauschten dem Kreischen des Windes, sie hörten hin und wieder einen Ruf, der den Sturm übertönte, und das Knarren der Schiffsbalken. Sie erfuhren nicht, wer oder wie viele Männer auf Deck waren, doch nach längerem Schweigen wussten sie immerhin, dass es keine Patrouillen gab, oder jedenfalls nicht im Heckbereich.
    »Wenn das Schiff der Calaianische Sonne ähnlich ist, dann müssen wir durch die Achterluke rein«, sagte Denser.
    »Sehr riskant«, meinte Ilkar.
    »Tja, ansonsten könnten wir höchstens ungefähr hier ein Loch ins Deck sprengen. Wenn wir das nicht wollen, sind die Luken die einzige Möglichkeit«, entgegnete Denser.
    »Und wir müssen sowieso auf diesem Weg wieder hinaus«, ergänzte Hirad. »Du kannst deine Schwingen ja kaum unter der Wasserlinie sprechen.«
    »Dann wollen wir keine Zeit mehr verschwenden«, sagte Ilkar.
    Hirad nickte und zog zwei Dolche. Einen nahm er in die rechte Hand, den anderen packte er mit den Zähnen. Das Langschwert blieb vorerst in der Scheide auf dem Rücken. Von Ilkar und Denser gefolgt, schlich er an der
Backbordreling entlang zum Hauptdeck. Er ging geduckt, das Stampfen des Schiffs war eine ständige Gefahr. Das Holz war glitschig vom Wasser, der Hagel verwandelte sich wieder in Regen, und dazu kam die Gischt von den Wellen. Seine Hände waren kalt, und das linke Handgelenk stach, wenn

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