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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Bootsmann gaben der Mannschaft schreiend Befehle. Über ihnen am Hauptmast war ein Segel halb zerfetzt, die Überreste flatterten im Sturmwind. Ringsum bauten sich riesige Wellen auf, und Hirad konnte sehen, wie der Rudergänger kämpfte, um das Schiff gerade zu halten und der größten Wucht der Wellen zu entgehen. Der Regen
hämmerte aufs Deck, oben in der Takelage waren die Elfen mit den Segeln beschäftigt und versuchten, genug Leinwand in den Wind zu bekommen, damit sie das Schiff wieder unter Kontrolle hatten.
    Hirad rannte zum Ruderdeck, das er in der Dunkelheit gerade eben erkennen konnte. Nirgends an Deck brannte ein Licht. Sie wollten unbemerkt bleiben, und die Elfen brauchten ohnehin kein Licht. Als er halb die Leiter hinauf war, traf eine Welle die Backbordseite des Schiffs, und ein Wasserschwall ergoss sich über das Deck. Eine Hand wurde ihm weggeschlagen, mit der zweiten konnte Hirad sich gerade noch halten. Er prallte mit dem Rücken schwer gegen das Holz über der Achterluke.
    Als sich das Schiff wieder aufrichtete, schwang er sich zurück auf die Leiter und kletterte die letzten paar Stufen hinauf.
    »Was, zum Teufel, ist passiert?«, rief er, ohne die Reling auf dem Deck loszulassen. Wieder ruckte das Schiff und stürzte ins nächste Wellental hinunter.
    »Es ist aus dem Nichts gekommen«, antwortete Jevin. »Seid Ihr bereit?«
    »Wieso, wie nahe sind wir denn?« Der Regen verwandelte sich in Hagel, der aufs Deck trommelte und schmerzhaft auf ihre Köpfe prasselte. Hirad zog sich die Felle über den Kopf.
    »Auf See ist es immer noch mehr als ein Tag. Für Euch mit Schattenschwingen kann ich es nicht genau sagen. Wir werden heute Nacht aber nicht näher herankommen. Wenn die Leute auf der Meerulme halbwegs bei Verstand sind, dann werden sie beidrehen und versuchen, den Sturm abzureiten. Ich nehme jetzt alles bis aufs Toppsegel weg. Wenn wir das nicht tun, gehen wir unter.«

    Hirad nickte. »Danke für Eure Bemühungen«, sagte er.
    »Vielleicht gibt es ja eine Sonderprämie.«
    »Darauf könnt Ihr wetten«, versprach Hirad.
    Ilkar und Denser kamen die Leiter herauf. Ilkar war bleich, sah aber besser aus als am ersten Tag. Das Lemiir verschaffte ihm eine Atempause, um etwas auszuruhen und etwas zu essen, das anschließend auch im Magen blieb. Densers Blick war wild und verriet eine Entschlossenheit, die an den Mut der Verzweiflung grenzte. Hirad hatte diesen Blick schon einmal gesehen. So war Denser stark, aber auch unbeständig.
    »Das wäre es dann«, sagte Hirad. Er musste schreien, um sich verständlich zu machen. »Jevin sagt, wir kommen heute nicht näher heran, und der Unbekannte hat nicht mehr viel Zeit.«
    »Kannst du die Meerulme sehen?«, wollte Denser von Ilkar wissen. Der Julatsaner hielt Ausschau. Der Hagel kam wie ein Vorhang vor ihnen herunter. Hirad konnte kaum noch den Bug des Schiffs erkennen. Dahinter war nichts als tobende Finsternis. Der Wind heulte über das offene Meer.
    »Nein. Wir müssen einfach losfliegen und das Beste hoffen.«
    »Na, prima.«
    »Bleib in meiner Nähe«, sagte Ilkar. »Ich muss dir meine Augen leihen.«
    Denser winkte sie nahe an sich heran und legte ihnen die Arme auf die Schultern.
    »Wir brauchen Schattenschwingen, die auf Tempo und nicht auf Masse ausgelegt sind. Ich werde also instabil sein, wenn Hirad an mir hängt. Nimm ja nicht zu lange den Blick von mir, denn wenn er fällt, dann musst du ihn
schnappen. Und vergiss nicht, Ren sagte, Eriennes Kabine sei hinten. Wir müssen unterstellen, dass sie nicht verlegt worden ist.«
    »Wenn sie in einer anderen Kabine ist, dann wird es eine lange Nacht«, sagte Hirad.
    Sie lösten sich voneinander. Hirad hob das Stück Seil, das er sich schon am Abend um die Hüfte gebunden hatte. Ilkar band sich ein Ende ums linke Handgelenk, dann legte Hirad sich flach aufs Deck, während der Elf das andere Ende an Densers linkem Fußgelenk befestigte. Hirad durfte auf keinen Fall Densers Schwingen stören.
    »Kommt ihr nur wohlbehalten drüben an«, sagte Ilkar.
    »Sag das ihm, er ist der Kutscher«, entgegnete Hirad. »Habt ihr zwei genügend Waffen dabei? Ich denke, es könnte eine Nacht für Messer sein.«
    »Wir sind gerüstet. Alles klar?«
    »Niemals.«
    Ilkar klopfte ihm auf den Rücken. »Also los.«
    Hirad machte sich bereit. Denser stellte sich breitbeinig hin, Hirad schob den Kopf durch seine Beine und hielt sich an Densers Unterschenkeln fest. »Ich kann nicht glauben, dass ich das mache«, murmelte

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