Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit
ein paar Assassinen erwischt?«, fragte er.
»Drei«, entgegnete der Unbekannte.
»Nicht schlecht«, sagte Hirad. »Und es ist keiner eingedrungen?«
»Nicht, dass wir wüssten. Ren glaubt, sie habe einen Flieger gesehen. Wir müssen annehmen, dass sie den Obstgarten erkundet haben und die Größe des Hauses kennen. Die Al-Drechar meinen aber, es habe niemand den Schild berührt.«
Hirad setzte sich an den Tisch und zog seine Klinge, um die Schneide mit einem Wetzstein zu schärfen, den er von den Elfen der Gilde ausgeliehen hatte. Er fühlte sich lebendig. Ein Kampf stand bevor, und es sah nicht gut aus für sie, aber der Rabe war eine Größe, mit der man immer rechnen musste.
»Wie lange, bis sie angreifen?«
»Es kann jederzeit beginnen«, sagte der Unbekannte. »Sie haben die Truppe noch nicht zusammengezogen, aber es wird nicht mehr lange dauern. Wir sollten unsere Positionen einnehmen.«
Hirad überprüfte die Klinge, fand sie scharf genug, stand auf und steckte die Waffe in die Scheide. Automatisch überprüfte er auch die Dolche, die er ebenfalls in Scheiden trug. Die Tür zum Esszimmer schwang auf,
und herein kamen die Al-Drechar, von den Elfen der Gilde gestützt.
»Alles in Ordnung, meine Damen?«, fragte Hirad.
Myriell warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Ich dachte doch, meine Zeit in der Küche wäre ein für alle Mal vorbei«, beklagte sie sich.
»Tja, wir wollen es so kurz wie möglich gestalten«, sagte Hirad. »Und dann können wir über meine Drachen reden.«
Er lächelte und wartete, bis sie vorbei waren, bevor er durchs Esszimmer in den Ballsaal ging. Er war besorgt, denn er hatte versucht, mit Sha-Kaan zu sprechen, hatte dessen Geist aber verschlossen gefunden. Entweder das, oder er war tot. Er hoffte, die Ruhepause werde sich für die Drachen als Wohltat erweisen, doch er erinnerte sich an Sha-Kaans müden Geist beim letzten Kontakt und fürchtete das Schlimmste. Der Rabe musste an diesem Tag auf die Kraft der Drachen verzichten.
Er schüttelte den Kopf und ging weiter. Der Unbekannte humpelte neben ihm, nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Eingänge so gut wie möglich blockiert waren. Sie gingen durch den Ballsaal und dann den Flur hinunter. Vor ihnen wurde die Tür zum Gebäudeflügel der Gilde geöffnet, und Denser erschien, der gerade sein Schwert gürtete.
»Das wird aber auch Zeit«, sagte Hirad, als er vorbeikam.
»Sehr witzig«, sagte Denser.
»Ich werde die Dordovaner bitten, auf dich zu warten«, gab Hirad zurück.
»Wenn es dir nichts ausmacht.«
»Hirad«, ermahnte ihn der Unbekannte. »Jetzt komm schon.«
Sie liefen weiter den Gang hinunter. Die Protektoren waren bereits auf ihren Posten. Im Zwielicht konnte Hirad im Obstgarten einen Elf sehen, der sich unter einem abgebrochenen großen Ast, der an einer Wand lehnte und eine Art Dach bildete, versteckt hatte. Weiter den Flur hinunter begegneten sie Darrick, das Schwert noch in der Scheide, aber das Gesicht ein Ausdruck nervöser Konzentration.
»Guten Morgen, General«, sagte Hirad grinsend, als sie bei ihm stehen blieben.
»Ist der immer so?«, wollte Darrick wissen.
»Immer«, sagte der Unbekannte. »Man gewöhnt sich dran. So einigermaßen.«
»Alles bereit?«, fragte Hirad, der den Eindruck hatte, er müsse sich selbst zur Ordnung rufen. Er fühlte sich seltsam unbeschwert, und der Kitzel des bevorstehenden Kampfes belebte ihn geistig wie körperlich. Er konnte es sich freilich nicht erlauben, nachlässig zu werden.
»Wir müssen noch die Tür zum Gildeflügel versperren, dann haben wir es geschafft. Wir haben ein wenig Spielraum, um auszuweichen, sofern wir mit dem magischen Bombardement richtig liegen.«
»Sollen die Elfen draußen im Obstgarten bleiben?«, fragte Hirad.
»Der Schild deckt auch den vorderen Teil des Obstgartens mit ab. Das ist ein kalkuliertes Risiko, das wir eingehen müssen. Ich will nicht von dort aus überrascht werden, und die Dordovaner sollen nicht sehen, wo unsere Verteidiger versteckt sind.«
Hirad streckte eine Hand aus, die Darrick erfreut schüttelte. Ebenso hielt er es mit dem Unbekannten.
»Sag Bescheid, wenn du Hilfe brauchst«, bot Hirad an.
»Ihr auch«, gab Darrick zurück.
Die beiden Rabenkrieger liefen so schnell, wie es dem Unbekannten möglich war, zur Eingangshalle, wo Ilkar schon mit Aeb und den Protektoren wartete.
»Alles bereit?«, fragte Hirad.
»Schilde sind oben«, sagte Ilkar. Seine Stimme verriet, wie stark er sich konzentrierte.
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