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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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unsere Freundin. Du gehörst zum Raben. Und letzten Endes können wir dich nicht retten. Das schmerzt mehr als alles andere.« Hirad und Ilkar nickten. »Wir haben so viel durchgemacht, wir alle. Und wir haben auch früher schon Freunde verloren, aber dies ist schwerer als alles andere.«
    Hirad spürte, wie sich aller Augen auf ihn richteten. Er zuckte mit den Achseln und stand auf. »Ich kann nicht viel sagen.« Er ging um den Tisch herum zu ihr. »Ich weiß nur, dass wir uns jetzt verabschieden sollten, weil wir morgen vielleicht keine Zeit mehr dazu haben.«
    Er breitete die Arme aus. Erienne warf sich ihm entgegen und drückte ihn, und er erwiderte die Umarmung und drückte sie fest. Die Tränen liefen ihr übers Gesicht,
und Ilkar konnte sehen, dass auch Hirad mit den Tränen rang. Sie hielten sich lange in den Armen, ehe er sie wieder freigab. Sie rieb mit einer Hand über seine Stoppeln.
    »Du großer Kerl«, sagte sie. »Du brauchst keine Worte.«
    »Komm schon«, sagte Denser. »Es ist Zeit fürs Bett.«
    Erienne wandte sich nacheinander an den Unbekannten und Ilkar, umarmte auch sie und verabschiedete sich flüsternd vom großen Krieger. Als sie sich schließlich auch von Ilkar löste, sah sie ihm tief in die Augen.
    »Ich weiß, dass du mit dem Einen Weg nicht einverstanden bist«, sagte sie leise. »Aber pass bitte auf mein kleines Mädchen auf, ja?«
    »Auf sie und auf Denser«, sagte Ilkar. »Ich verspreche es.«
    Erst als Denser und Erienne Arm in Arm die Küche verlassen hatten, ergriff Ilkar wieder das Wort.
    »Kommt mit, ihr zwei. Ich will euch etwas zeigen.«
    Sie folgten ihm in den Lagerraum, in dem Thraun schlief. Trotz der warmen Decken schauderte er gelegentlich. Sie versammelten sich an seinem Bett und sahen wieder das Gesicht des Mannes, von dem sie geglaubt hatten, es werde nie wieder hinter dem Wolfsgesicht zum Vorschein kommen. Es war ein langsamer Prozess.
    »Was ist denn los?«, fragte Hirad.
    »Nichts«, entgegnete Ilkar. »Ich wollte euch nur an etwas erinnern. Wir können Erienne nicht retten, aber wir können Thraun retten. Auch er gehört zum Raben.«
    »Bei den Göttern, ich habe überhaupt noch nicht richtig darüber nachgedacht«, sagte der Unbekannte. »Wir waren so eingespannt, seit ich aufgewacht bin … es ist unglaublich, was? Dass er wieder da ist, meine ich.«

    Er richtete sich auf, und Ilkar und Hirad drehten sich zu ihm um.
    »Denkt doch nur mal darüber nach«, fuhr er fort. »Was muss ihm als Wolf durch den Kopf gegangen sein? Er war gezwungen, Dinge zu tun, die er nicht richtig verstehen konnte, auch wenn er wusste, dass sie richtig waren. Und er hat dabei seine Familie verloren.«
    »Und dann ist er wieder zu uns gekommen«, sagte Hirad leise.
    »Ja«, sagte der Unbekannte. »Zu uns. Erinnert euch doch, wie es war, als Will gestorben ist. Er wird sich auch für den Tod des Rudels die Schuld geben.«
    »Er wird wohl noch etwas Zeit brauchen«, sagte Hirad.
    »Aber wir werden da sein«, antwortete Ilkar.«Zusammen oder getrennt, wir haben es in den letzten Wochen bewiesen. Der Rabe ist immer da.«
    Hirad lächelte, und Ilkar konnte sehen, dass für den Barbaren nie ein Zweifel daran bestanden hatte.
     
    Der Magier-Assassine flog dicht über der Insel. Seine Gefährten waren schon gelandet und liefen unter Tarnzauber den Weg von einer versteckten Landestelle hoch, die vom Meer aus nicht zu sehen war. Er hatte beschlossen, das seiner Ansicht nach geringe Risiko der Entdeckung einzugehen. Unter sich sah und spürte er die verfallende Illusion, und wenn er durch die Barriere hineinschaute, sah er das weitläufige, stark beschädigte Haus.
    Im Zentrum standen Bäume. Ringsum war freies Gelände, hinten ein von Wasser überspülter Felssturz, der vom Haus selbst aufgehalten worden war.
    Hier gab es eine große Macht, und seine Instinkte warnten ihn, nicht tiefer zu fliegen. Man würde ihn bemerken,
im Mana-Spektrum ebenso wie mit dem Auge. So kreiste er knapp innerhalb der Illusion, ohne ein Licht oder eine Bewegung zu entdecken. Einem zufälligen Beobachter wäre das Haus verlassen erschienen. Er fragte sich beinahe, ob es nicht sogar so war. Doch auf der Insel gab es keinen anderen Ort, an dem man sich aufhalten konnte.
    Noch einmal flog er über das Haus, prägte sich mögliche Zugangspunkte ein und kehrte zur Flotte zurück. Er vertraute darauf, dass die anderen Magier seiner Sekte unentdeckt blieben, während sie das Gelände gründlich erkundeten.
    Es war nicht

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