Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit
genug ausgebildet, um das Netz zu umgehen, das die Al-Drechar gesponnen hatten.
Schritte waren zu hören und wurden lauter, als die Dordovaner sich zum letzten Angriff sammelten. Der Unbekannte humpelte mit Denser herein und wurde dabei von Aeb gestützt. Dicht hinter ihnen folgten zwei Protektoren, die Erienne trugen.
Der gepeinigte Protektor lag tot auf dem Boden, ein Bruder hatte ihn getötet. Für ihn und seine Seele war es ein Segen und eine Befreiung.
»Blockiert die Türen da«, sagte der Unbekannte. »Wir haben keine Zeit mehr.«
»Jetzt muss es sein, Erienne«, murmelte Denser. »Lebe wohl, meine Liebe.«
Der Unbekannte setzte ihn ab und zog den Tisch vor, um den Eingang zum Ballsaal zu blockieren. Denser kroch
zu Erienne, die sich benommen hochdrückte. Dann blickten sie beide zu Lyanna, die steif wie ein Brett in den Armen des Protektors lag, der sie gerettet hatte.
»Lasst sie, verteidigt uns«, sagte Denser.
»Ja, mein Meister«, sagte der Protektor und legte das Mädchen auf den Boden.
»Erienne?«, sagte Ephemere sanft. »Du weißt, was du zu tun hast.«
Erienne nickte, nahm ihr Kind in die Arme, lehnte sich bei Denser an und bereitete sich darauf vor, in den Geist des Einen einzudringen – in dem Wissen, dass sie niemals zurückkehren würde.
Darrick lief geduckt zur Nordtür des Obstgartens. Er hielt sich im tiefen Schatten abseits der Brände, die in den Bäumen des Gartens wüteten. Rings um ihn waren nach dem Abebben des Mana-Sturms alle Geräusche doppelt laut. Die Dordovaner hörte er hinter sich rufen, vor ihm war es ruhig. Er erreichte die Tür, die gesplittert im Rahmen hing, und schlich durch das Viereck, hinter dem die Flammen loderten. Im Garten rannte er zur Mauer auf der rechten Seite, die von Lyannas kurzem, aber heftigem Mana-Ausbruch zertrümmert worden war.
Eilig huschte Darrick von Schatten zu Schatten und hatte Mühe, sich in der jetzt sehr fremdartigen Landschaft zu orientieren. Die meisten Bäume waren umgestürzt, viele waren von den Feuerkugeln eingeäschert worden, und die Brände fraßen sich langsam durch die feuchte Borke der Bäume, die noch standen. Das blau gesäumte, orangefarbene und gelbe Licht sprang und tanzte im natürlichen Wind, der durch den weiten, offenen Bereich wehte. Bisher hatte er die verkohlten Körper
von vier Magiern und einem männlichen Elf gesehen.
Rechts von ihm liefen die Dordovaner durch den zerstörten Flur zum Ballsaal. Es waren zu viele. Selbst wenn die Protektoren in der Küche standen und der Rabe sie verstärkte, waren es zu viele Feinde. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie überwältigt wurden.
Darrick schalt sich einen Narren. Er hatte das Ausmaß des magischen Angriffs der Dordovaner im Obstgarten erheblich unterschätzt, und jetzt lag es bei ihm, die Dinge wieder ins Lot zu bringen. Wenn es ihnen gelungen wäre, den Obstgarten zu verteidigen, hätten sie ihre Position bequem halten und die Dordovaner langsam aufreiben können. Er hatte wirklich das Gefühl gehabt, dass sie siegen konnten und dass Erienne schließlich genug Freiraum bekäme, um zu tun, was sie tun musste. Jetzt war es ein Verzweiflungskampf. Und wenn die Dordovaner in die Küche durchbrachen, dann war alles zu spät.
Der General aus Lystern ging weiter zur Südtür. Dort lagen fünf weitere tote dordovanische Magier. Pfeile hatten sie vom Himmel geholt, und ihre Kehlen waren durchgeschnitten worden, ehe die Flammen ihre Körper verzehrten. Darrick kniete beim Letzten nieder und sah sich um. Mindestens ein Elf hatte überlebt und konnte noch sein Messer führen.
Er wartete und lauschte auf Bewegungen. Auf einmal spürte er die Spitze eines Pfeils am Hals.
»Ich sollte dich lehren, dich vorsichtiger zu bewegen«, sagte Ren und zog den Pfeil zurück. »Was tust du hier?«
Darrick sah sich um. Ren stand direkt hinter ihm, bei ihr war noch ein weiterer Elf. Sie hatte eine hässliche Verbrennung auf der rechten Wange, aus einem tiefen Schnitt hinter dem linken Ohr rann Blut. Sie zitterte.
»Ich suche dich«, sagte Darrick. »Die Dordovaner sind bis zur dritten Verteidigungsposition vorgestoßen. Der Rabe kann sich nicht mehr lange halten. Wir müssen etwas tun. Hast du vielleicht eine Idee?«
Ren nickte. »Ja, ich habe eine Idee.«
Die sechs überlebenden Protektoren verteilten sich auf die Türen. Der Unbekannte hatte den Tisch davorgestellt, und die breite Platte bedeckte die Tür vollständig. Zwei Protektoren lehnten sich dagegen, sodass
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