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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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toten Magier abzuwischen. Sie beobachteten seine genau kontrollierten Bewegungen, bis er zum Feuer zurückkehrte, um seine Schwertscheide zu holen. Er
wich ihren Blicken aus, setzte sich auf seinen Schlafsack und starrte ins Feuer.
    »Wer war das?«, wollte Hirad wissen.
    »Dordovaner«, sagte Ilkar.
    »Meuchelmörder«, knirschte Denser.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Hirad. »Denn sonst wäre dein Blut hier auf den Boden gelaufen und nicht ihres. Was, zum Teufel, ist denn nur in dich gefahren?« Er deutete auf die Leichen und kehrte zum warmen Feuer zurück. Ilkar und der Unbekannte folgten ihm. »Ich kann gar nicht glauben, dass du das warst.«
    Denser zuckte mit den Achseln. »Sie haben angegriffen, wir haben uns verteidigt.«
    »Das ist aber eine interessante Art, es darzustellen«, meinte Ilkar. »Man könnte allerdings auch sagen, dass du auf einen Unbewaffneten losgegangen bist und ihn in Stücke gehackt hast.«
    »Sie haben nicht angegriffen«, ergänzte Hirad. »Sie wollten dir etwas stehlen.«
    Denser sah Hirad an. Er war immer noch wütend. »Und sie haben es nicht bekommen.«
    »Was haben sie nicht bekommen?«, fragte der Unbekannte.
    »Das spielt keine Rolle.« Densers Hand wanderte unwillkürlich zu seinem Bauch.
    »Nein?« Hirad sah den wilden Blick in Densers Augen und nahm sich vor, ruhig zu bleiben. »Für die Dordovaner hat es eine Rolle gespielt. Und dir war es wichtig genug, um sie zu töten.«
    »Das ist nicht der Grund dafür, dass ich sie getötet habe.«
    »Dann sage es uns«, forderte der Unbekannte. »Du hast wieder einmal Geheimnisse vor uns, und wieder einmal
waren wir nicht richtig vorbereitet. Du bringst uns in Gefahr. So geht es nicht beim Raben.«
    »Bei den Göttern, du klingst ja wie Hirad«, sagte Denser.
    »Das liegt daran, dass er in diesem Punkt absolut Recht hat«, schaltete sich Ilkar ein. »Wir müssen es wissen, Denser. Wenn wir es wissen, schlafen wir ruhiger.«
    Der Xeteskianer zog die Augenbrauen hoch, nickte und knurrte widerwillig.
    »Die Übersetzung der Prophezeiung war nicht vollständig. Ich bin neugierig geworden und habe die Seiten, die nicht übersetzt wurden, nach Xetesk mitgenommen. Dadurch habe ich herausgefunden, was Dordover im Sinn hat. Alles klar?«
    Hirad schnaufte vernehmlich und sah zur Stadt hinüber. In den Straßen bewegten sich Lichter in ihre Richtung. Kein Wunder, die Schreie des sterbenden Magiers waren dort sicher trotz des Windes zu hören gewesen. Dies würde wenigstens den dritten Magier abhalten. Er steckte das Schwert in die Scheide und setzte sich.
    »Hast du dies wirklich für so belanglos gehalten, dass du es nicht einmal erwähnt hast?« Ilkar sprach leise, aber seine Stimme war voller Zorn. »Du hast uns in Gefahr gebracht, seit wir Dordover verlassen haben, und du hast es nicht einmal erwähnt. Vielen Dank auch.«
    »Ich dachte, sie merken es gar nicht«, meinte Denser.
    »Darauf kommt es doch überhaupt nicht an«, sagte Hirad. »Ich hoffe nur, das war es wert.« Er sah Denser an und wusste, dass es für Denser so war.
    »Wenn sie meine Tochter schnappen, dann veranstalten sie ein rituelles magisches Opfer. Sie ermorden sie, aber sie tun es nicht schnell. Sie würde unter grässlichen
Qualen sterben. Das werde ich nicht zulassen. Reicht dir das?«
    »Für den Augenblick schon«, meinte der Unbekannte.
    Hirad sah den großen Mann an. Er nahm an, dass noch mehr dahintersteckte. Die Zeit würde es zeigen, aber er irrte sich selten. Im Augenblick aber, da sich die Einheimischen mit Laternen näherten, mussten sie mit einigen Erklärungen aufwarten.
     
    Die Überfahrt kam ihr quälend langsam vor, obwohl sie wusste, dass sie gute Fahrt machten. Erienne wusste auch, dass es vor allem ihre eigenen Ängste waren, aber die bohrende Unruhe ließ sich nicht vertreiben. Sie hätte am liebsten selbst in die Segel geblasen, obwohl der steife Wind jetzt schon weiße Pferde über die Wellen laufen ließ. Zweifellos war der Wind, der sie rasch vorantrieb, ein Produkt von Lyannas Bewusstsein. Gelegentlich sah sich der Kapitän auf dem Deck der Meerulme sogar verwundert um, weil der Wind mitunter willkürlich die Richtung wechselte, ohne dass Wolken zu sehen gewesen wären, die von ihm in die gleiche Richtung getrieben wurden.
    Doch er war ein erfahrener Seemann, der das unberechenbare Südmeer und die Gestade um Calaius genau kannte. Die widersprüchlichen Informationen, die er sehen und fühlen konnte, störten ihn offensichtlich, doch er war

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