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Der bunte Hund von Schreckenstein

Der bunte Hund von Schreckenstein

Titel: Der bunte Hund von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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gepackt, in einen Rucksack gesteckt, wird weggefahren, irgendwohin, in fremder Umgebung von vielen fremden Händen getätschelt und gestreichelt. Stimmen reden auf ihn ein, übertrieben anfangs, dann schwächer. Schließlich bleibt er sich selbst überlassen. Was in ihm vorgeht, gibt er nicht zu erkennen, unterscheidet dabei aber genau, wer ihm wohl will und wer weniger. Menschen zeigen sich entzückt und sagen: „Er versteht jedes Wort!“
    In der neuen Umgebung findet er sich sofort zurecht. Über die Nase macht er sich sein Bild und hat bald seinen Lieblingsplatz gefunden, wo er gern sitzt und um sich schaut mit ruhigem, ernstem Blick, mal dahin, mal dorthin. Die Probleme scheinen gelöst: Er weiß jetzt, wo er gefahrlos alle viere von sich strecken kann, wo ihn Menschen zwar gelegentlich zurechtweisen, seine Freiheit einschränken, ihn dafür aber ausreichend mit Fressen belohnen.
    Isabella kannte sich mit Hunden aus. „Ein Hund ist wie ein Kind, das man im Wagen herumfährt, in den Arm nimmt, erzieht, verzieht, rügt und straft und dann wieder sich selbst überläßt. Der Hund weiß genau, wo er’s gut hat. Wo er sich nicht geborgen fühlen kann, läuft er weg.“
    Auf Schloß Rosenfels fühlte sich der Entführte geborgen. Er war Mittelpunkt, mehr als auf der Burg. Alle streichelten und knuddelten ihn und begutachteten die Bißwunde. Mit größter Selbstverständlichkeit schlief er bei Isabella im Bett und trottete am Morgen hinter ihr her zum Dauerlauf.
    Weil alles auf Rosenfels unter Aufsicht geschah, nahm auch eine Lehrerin daran teil.
    „Was habt ihr denn… oh, ich verstehe!“ sagte Sonja Waldmann. Sie tätschelte die Wollwurst und meinte mit vielsagendem Blick: „Na, da bin ich ja gespannt.“
    „Wir tun ihn nachher ins Wirtschaftsgebäude“, versicherte Beatrix. „Da kommt sie nicht hin.“
    Bonzo-Mumsi trabte schicksalsergeben mit, trabte zurück ins Schloß bis in den Duschraum.
    „Vorsicht, daß kein Wasser auf seine Wunde kommt!“ warnte Isabella. Dafür sorgte der Entführte selbst. Er mied die Nähe der Duschen, leckte aber mit großem Eifer Tropfen von den Beinen.
    Amanda hüpfte. „Nicht! Ich bin kitzelig.“
     
    „Was wohl unser Bonzo jetzt macht?“ fragte Martin unter der kalten Dusche auf der Burg.
    Mücke grinste grimmig. „Sicher steht er neben Amanda und putzt sich die Zähne!“
    „Wieso Amanda?“ Dampfwalze schaute finster. „Martina wird ihn unter die Dusche zerren, und er wird sie beißen!“
    „Bravo, Bonzo!“ lobte Miniritter Kuno, als sei das soeben geschehen.
    Fritz, der Seltenfröhlich, sah die Sache anders. „Wie ich die Hühner kenne, waschen die ihn mit Seife ab. Schon weil er vorher bei uns war.“
    „Quatsch!“ widersprach Eugen. „Deine Läuse gehen doch nicht an Hunde.“
    „Schade!“ sagte Hans-Jürgen, der Dichter. „Stellt euch vor, wir hätten Läuse — dann hätten sie jetzt die Hühner!“
    „Samt der Horn“, fügte Dieter zur allgemeinen Belustigung hinzu.
    „Wie die wohl reagiert, wenn sie Bonzo sieht?“ fragte Musterschüler Strehlau, und alle Mienen wurden ernst.
    „ Tripolis! “sagte der kleine Udo.
    Bern schob die Unterlippe vor. „Irgendwie geht er mir ab.“
    „Und mir das Bootshaus!“ erklärte Wasserwart Pummel. „Davon redet niemand.“
    Zu angestrengtem Karpfenblick ließ Dampfwalze die Muskeln spielen. „Woher die das nur gewußt haben…?“
    Stephan schüttelte den Kopf. „Das weiß der Kuckuck!“
    „Ich glaube, da überschätzt du ihn“, alberte Witzbold Klaus.
    „Das muß doch rauszukriegen sein!“ Wie ein Besessener trocknete Ottokar sich ab. „Versucht mal den gestrigen Tag zu rekonstruieren, alles, was ihr getan, was ihr gesagt habt und zu wem…“
    „Die Mühe könnt ihr euch sparen!“ sagte Andi leichthin. „Ich war drüben…“
    Die Augen der Ritter glichen Bohrern. „Du warst drüben? Bei den Hühnern?“
    „Ja!“ Andi nickte genervt. „Ich wollt’s euch heut’ nacht schon sagen. Aber dann wären wir nie ins Bett gekommen!“
    Stephan zog die Augenbrauen hoch. „Deswegen die Eile nach dem Biß!“
    „Seit wann ist denn die Apotheke auf Rosenfels?“ fragte Mücke mit schmalen Augen.
    „Der wollte zu Amanda!“ platzte Dampfwalze heraus.
    „Du wirst lachen, ja“, gab Andi unumwunden zu. „Wir hatten ausgemacht, daß ich sie mal besuche.“
    „Angeber!“ Der Muskelprotz schnaubte wie ein Stier.
    „Das ist ja das Oberhinterletzte!“ Martin kämpfte mit einem Jähzornausbruch. „Da
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