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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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drei Ziele wieder: drei schwarze Ameisen, die am Fuß der nackten Felswand entlangrannten, auf das Tal zu.
    »Ziel erfasst«, murmelte der Operator.
    »Noch nicht«, erwiderte Masago. In dieser Weitwinkel-Perspektive konnte er eine Biegung im Canyon erkennen, dann eine Gerade, die sich über mindestens vierhundert Meter erstreckte. Es war, als jage man Gnus vom Hubschrauber aus. Er beobachtete die Gestalten, die sich aus dieser Entfernung so langsam und hilflos wie Insekten zu bewegen schienen. Sie konnten nicht viel tun, eingeklemmt zwischen zweihundertfünfzig Meter hohen Felswänden. Sie umrundeten die Biegung, rannten nun die Gerade entlang, immer noch dicht an der Felswand in der Hoffnung auf ein wenig Deckung.
    »Beim Abschuss«, murmelte Masago, »umschalten auf Video-Bild der Rakete.«
    »Ja, Sir. Ziel immer noch erfasst.«
    »Warten Sie …«
    Langes Schweigen. Die drei rannten, strauchelten, offensichtlich erschöpft. Die Frau stürzte, und der Mann und der Mönch halfen ihr auf. Sie waren jetzt noch vierhundert Meter vom Ziel entfernt. Dreihundertfünfzig. Dreihundertfünfundzwanzig …
    »Feuer.«
    Der Bildschirm schien zu zucken, als der Dateneingang von der Predator zur Bordkamera der Rakete wechselte; erst war ein Streifen leeren Himmels zu sehen, dann kippte ihm der Boden entgegen, das Bild fixierte sich auf die linke Wand der Schlucht, hoch oben. Die Felswand wuchs immer schneller, während die Rakete mit ihrer Lasersteuerung auf das Ziel zuraste. Beim Auftreffen schaltete das Bild automatisch zurück zur Fernsehkamera der Predator, und plötzlich flogen sie wieder hoch oben und blickten hinunter – auf eine stumme Staubwolke, die sich in den Himmel erhob, begleitet von fliegenden Felsbrocken. Die Gestalten hatten sich zu Boden geworfen. Masago wartete ab. Er wollte ihnen einen höllischen Schrecken einjagen – aber sie nicht umbringen.
    Eine Luftbewegung im Canyon schob langsam die Staubwolke beiseite. Und dann erschienen die Gestalten wieder auf dem Bildschirm – sie rannten in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    »Die Bastarde können vielleicht rennen«, bemerkte der Operator.
    Masago lächelte. »Bringen Sie die Drohne auf maximale Flughöhe und folgen Sie ihnen weiter. Ich bringe den Vogel in die Luft. Jetzt haben wir sie, drei Ratten in einer heißen Blechdose.«

7
    Tom rannte direkt hinter Sally; das Donnern der Explosion hallte noch in seinen Ohren wider, der Staub wirbelte wie kochendes Wasser den Canyon entlang auf sie zu. Sie ruhten sich einen Augenblick im Schutz der Felswand aus. Tom blieb stehen und lehnte sich keuchend gegen den Fels, als Ford zu ihnen stieß.
    »Was zum Teufel ist hier los?«, japste Tom.
    Der Mönch schüttelte den Kopf.
    »Was hat da auf uns geschossen?«
    »Eine Drohne. Sie ist immer noch da oben und beobachtet uns. Aber das war ihre letzte Rakete. Die haben nur zwei an Bord.«
    »Das ist doch alles nicht wahr.«
    »Ich glaube, die Drohne sollte mit diesem Schuss nur den Canyon blockieren. Die wollen uns in die Enge treiben.«
    »Wer sind die?«
    »Später, Tom. Wir müssen hier raus.«
    Tom starrte mit zusammengekniffenen Augen den Canyon hinauf und hinunter und begutachtete die Felswände zu beiden Seiten. Sein Blick blieb an einem breiten, schrägen Spalt hängen, an dessen Grund sich eine lange Geröllhalde aufgehäuft hatte. Die schräge Felsspalte bot jede Menge Halt, denn herabgefallene Brocken hatten sich verkeilt und boten natürliche Haltegriffe.
    »Da«, sagte Tom. »Wir können den Spalt dort hochklettern.« Er wandte sich an Sally. »Schaffst du das?«
    »Ja, klar.«
    »Sie, Wyman?«
    »Kein Problem.«
    »Ich sehe eine gute Kletterroute, rechter Hand hoch bis zu dem Felsvorsprung.«
    Ford sagte: »Gehen Sie voran.«
    »Wissen Sie, was hinter diesem Canyon liegt?«
    »So tief war ich noch nie in den Mesas.«
    Tom blickte auf seine handgefertigten italienischen Vierhundert-Dollar-Schuhe hinab, bis zur Unkenntlichkeit zerschrammt, aber noch heil. Ein Glück, dass er die mit den Gummisohlen bestellt hatte. Als er wieder aufblickte, rollte der Schwanz der Staubwolke träge über sie hinweg und legte sich wie ein schwefelgelber Schleier vor den Himmel.
    »Los geht's.« Er packte den ersten Haltepunkt und zog sich hoch. »Passt auf, wo ich meine Hände und Füße abstütze, und setzt eure genauso. Haltet aber drei Meter Abstand. Sally, du kommst als Nächste.«
    Tom stemmte das Knie gegen den Fels und arbeitete sich nach oben. Er versuchte die

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