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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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New Mexico, Probe #1.
    »Ich möchte, dass Sie diese Probe analysieren, und zwar ohne jegliche vorgefasste Vorstellung davon, woher sie stammt oder um was es sich handeln könnte. Eine vollständige mineralogische, kristallographische, chemische und strukturelle Analyse.«
    »Kein Problem.«
    »Jetzt kommt der Haken. Ich würde das gern geheim halten. Halten Sie nichts schriftlich fest, speichern Sie nichts auf einer Festplatte. Wenn Sie Ihre Untersuchungen durchgeführt haben, kopieren Sie die Daten auf CDs und löschen Sie alles. Bewahren Sie die CDs in Ihrem verschlossenen Probenschrank auf. Erzählen Sie niemandem davon, was Sie hier tun, und sprechen Sie mit keinem Menschen über Ihre Ergebnisse. Erstatten Sie ausschließlich mir persönlich Bericht darüber.« Er schenkte ihr ein weiteres strahlendes Lächeln. »Sind Sie dabei?«
    Crookshank spürte ein Prickeln der Erregung ob dieser Heimlichtuerei und der Tatsache, dass Corvus sie ins Vertrauen zog. »Ich weiß nicht. Warum so geheimnisvoll?«
    Corvus beugte sich vor. Sie roch einen Hauch von Zigarrenrauch und teurem Tweed. »Das, meine liebe Melodie, werden Sie erfahren – nachdem Sie Ihre Analysen abgeschlossen haben. Wie gesagt, ich möchte, dass Sie die Probe völlig unvoreingenommen untersuchen.«
    Die Vorstellung war aufregend – sogar erregend. Corvus gehörte zu diesen Männern, die Macht ausstrahlten, die schon so aussahen, als könnten sie alles haben, was sie wollten, indem sie es sich einfach nahmen. Zugleich gab es viele andere Kuratoren am Museum, die ihn ein wenig fürchteten und nicht besonders mochten, und diese falsche Freundlichkeit bestätigte nur ihren Eindruck, er sei ein verschlagener Gauner – wenn auch ein sehr gut aussehender, charmanter Gauner.
    Er legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. »Was sagen Sie, Melodie? Wollen wir uns verschwören?«
    »Also gut.« Warum auch nicht? Sie wusste zumindest, worauf sie sich einließ. »Bis wann brauchen Sie die Ergebnisse?«
    »So bald wie möglich. Aber Sie sollen das Verfahren auf keinen Fall abkürzen. Seien Sie gründlich.«
    Sie nickte.
    »Gut. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie wichtig das ist.« Er zog die Brauen in die Höhe, neigte den Kopf zur Seite und grinste wieder, als er bemerkte, dass sie die Probe anstarrte. »Nur zu. Sehen Sie sich das Stück näher an.«
    Sie widmete sich ganz der Probe, und ihr Interesse erwachte. Es war ein brauner Gesteinsbrocken von vielleicht drei- oder vierhundert Gramm. Sofort erkannte sie, worum es sich handelte, zumindest grob gesehen. Er hatte eine sehr ungewöhnliche Struktur. Ihr Puls beschleunigte sich, ihr Herz klopfte. New Mexico, Probe #1. Das würde richtig Spaß machen.
    Sie ließ den Beutel sinken und begegnete seinem Blick. Er sah sie eindringlich an, und seine blassgrauen Augen wirkten im Neonlicht des Labors beinahe farblos.
    »Das ist ja erstaunlich«, sagte sie. »Wenn ich mich nicht irre, ist das –«
    »Na!« Er legte ihr sacht den Zeigefinger auf die Lippen und zwinkerte. »Unser kleines Geheimnis.« Er zog die Hand zurück, wandte sich ab, als wolle er gehen, und drehte sich dann wieder zu ihr um, als sei ihm noch etwas eingefallen. Er griff in die Tasche seines Jacketts und zog eine längliche, mit Samt bezogene Schachtel heraus, die er ihr entgegenstreckte. »Ein kleines Dankeschön.«
    Crookshank nahm die Schachtel. Auf dem Deckel stand TIFFANY.
    Ja, klar doch, dachte Melodie. Sie klappte den Deckel auf und wurde von glitzernden blauen Sternen geblendet. Sie blinzelte und konnte kaum etwas sehen. Saphire. Ein Armband aus Sternsaphiren und Platin. Sie sah näher hin und erkannte sogleich, dass die Steine echt waren, nicht synthetisch. Jeder Stein war ein wenig anders, wies einen winzigen Makel oder Einschluss auf, jeder hatte seine eigene Farbe, Schattierung und Persönlichkeit. Sie drehte die Schachtel zum Licht und sah, wie sich der Stern in jedem Edelstein bewegte und das Licht von den schimmernden Tiefen reflektiert wurde. Sie schluckte, denn auf einmal hatte sie einen Kloß in der Kehle. Niemand hatte ihr je so etwas geschenkt. Noch nie. Sie spürte ein heißes Prickeln in den Augen, blinzelte heftig und erschrak darüber, wie verletzlich sie doch war.
    Leichthin sagte sie: »Nette Sammlung von Aluminiumoxid haben Sie da.«
    »Ich hatte gehofft, Sternsaphire würden Ihnen gefallen, Melodie.«
    Crookshank schluckte erneut und blickte auf das Armband hinab, damit er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Ihr hatte noch nie

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