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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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jahrelang danach gesucht – bis er irgendwo in den Mesas verschwand und nie wieder gesehen wurde. So lautet jedenfalls die Geschichte.«
    »Interessant.«
    »Es gibt noch mehr. In den dreißiger Jahren hat ein Kerl namens Ernie Kilpatrick in einem der Canyons da oben nach einem jungen Bullen gesucht. Er lagerte in der Nähe der English Rocks, südlich der Echo Badlands. Bei Sonnenuntergang, so behauptete er, sah er, dass ein frischer Erdrutsch an einer Klippe – im Tyrannosaur Canyon – etwas freigelegt hatte, das wie eine Höhle aussah. Er kletterte nach oben und kroch hinein. Es war ein kurzer, enger Tunnel mit Spitzhacken-Spuren an den Wänden. Er folgte dem Gang, bis er sich zu einer Kammer verbreiterte. Ernie blieb fast das Herz stehen, als seine Kerze eine ganze Wand grober Goldbarren mit Burg und Löwe aufblitzen ließ. Er steckte einen davon ein und ritt zurück nach Abiquiú. Am nächsten Abend besoff er sich im Saloon und zeigte dummerweise seinen Fund herum. Jemand folgte ihm aus dem Saloon, erschoss ihn und raubte den Goldbarren. Natürlich hat er das Geheimnis der Höhle mit ins Grab genommen, und sein Goldbarren wurde nie wieder gesehen.« Peek spuckte einen Tabakkrümel aus. »Diese Schatzsucher-Geschichten sind doch alle gleich.«
    »Du glaubst sie nicht.«
    »Kein einziges Wort.« Peek lehnte sich zurück, belohnte sich mit einer frisch entzündeten Pfeife, paffte vor sich hin und wartete auf Toms Kommentar.
    »Eines muss ich sagen, Ben, ich habe mit dem Mann gesprochen. Er hat einen großen Fund gemacht.«
    Peek zuckte mit den Schultern.
    »Gibt es sonst irgendetwas Wertvolles, was er dort gefunden haben könnte, abgesehen von dem Schatz aus El Capitán?«
    »Sicher. Da oben liegen alle möglichen wertvollen Mineralien und Edelmetalle herum. Falls er ein richtiger Prospektor war. Vielleicht war er auch Raubgräber und hatte es auf indianische Ruinen abgesehen. Hast du dir seine Ausrüstung angeschaut?«
    »War alles auf den Esel gepackt. Mir ist nichts Ungewöhnliches aufgefallen.«
    Peek brummte. »Wenn er Prospektor war, hat er vielleicht Uran oder Molybdän gefunden. Im oberen Teil der Chinle-Formation stößt man manchmal auf Uran; es tritt im Tyrannosaur Canyon, Huckbay Canyon und um den unteren Joaquin hervor. Ich habe in den späten Fünfzigern nach Uran gesucht und kein Gramm gefunden. Allerdings hatte ich nicht die richtige Ausrüstung, Leuchtstoffzähler und so weiter.«
    »Du hast schon zweimal den Tyrannosaur Canyon erwähnt.«
    »Verdammt großer Canyon mit einer Million Nebenarmen, zieht sich durch die gesamten Echo Badlands bis hinauf in die Mesas. War mal eine gute Gegend für Uran und Molybdän.«
    »Ist Uran denn heutzutage noch etwas wert?«
    »Nur, wenn man auf dem Schwarzmarkt einen privaten Käufer findet. Die Regierung kauft jedenfalls keines – die haben selber schon zu viel davon.«
    »Könnten Terroristen etwas damit anfangen?«
    Peek schüttelte den Kopf. »Glaub ich nicht. Man würde ein milliardenschweres Anreicherungsprogramm brauchen.«
    »Und zur Herstellung einer schmutzigen Bombe?«
    »Yellowcake und sogar reines Uran sind kaum radioaktiv. Die Vorstellung, dass Uran gefährliche radioaktive Strahlung abgibt, ist ein populärer Irrtum.«
    »Du hast vorhin Molybdän erwähnt. Was ist damit?«
    »Oben auf der rückwärtigen Seite des Tyrannosaur Canyon streicht trachyandesitischer Porphyr aus dem Oligozän aus, der oft als Hinweis auf Molybdänvorkommen gedeutet wird. Ich habe da oben etwas Molybdän gefunden, aber die wertvollen Bestandteile der Lagerstätte waren schon abgebaut, und was ich gefunden habe, war keinen Fliegenschiss mehr wert. Es könnte natürlich noch mehr davon geben – es gibt immer irgendwo noch mehr.«
    »Warum nennt man die Schlucht Tyrannosaur Canyon?«
    »Am Eingang gibt es eine Basalt-Intrusion, die so verwittert ist, dass sie wie der Schädelknochen eines T-Rex aussieht. Die Apachen betreten die Schlucht nie – sie behaupten, dass es da drin spukt. Dort hat auch mein Maultier gescheut und mich abgeworfen. Dabei hab ich mir die Hüfte gebrochen. Hat drei Tage gedauert, bis sie mich da rausgeholt haben. Also, wenn es da drin nicht spukt, weiß ich auch nicht. Ich war nie wieder dort.«
    »Und was ist mit Gold? Ich habe gehört, du hättest dort oben Gold gefunden.«
    Ben kicherte. »Na sicher doch. Gold ist ein Fluch für alle, die welches finden. Damals, 1986, habe ich tief im Maze Wash einen Quarzbrocken gefunden, der komplett mit

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