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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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sich mit seiner Trödelsammlung und einem Vorrat zweifelhafter Geschichten in Cerrillos niedergelassen. Obwohl seine Erscheinung so exzentrisch war, hatte er einen Abschluss in Geologie von der Colorado School of Mines vorzuweisen. Er war vom Fach.
    Tom stieg die schiefe Vordertreppe hinauf und klopfte an die Tür. Gleich darauf flammte im düsteren Inneren des Hauses Licht auf, ein Gesicht erschien verzerrt hinter der welligen alten Scheibe, und dann öffnete sich unter leisem Glöckchenklingeln die Tür.
    »Tom Broadbent!« Peeks raue Hand packte Toms und brach ihm beinahe die Fingerknochen. Peek war nur gut einen Meter sechzig groß, doch das machte er durch seine energische Art und die dröhnende Stimme mehr als wett. Er trug einen Fünftagebart, hatte tiefe Lachfalten um die lebhaften schwarzen Augen, und seine stets hochgezogenen Brauen verliehen ihm einen Ausdruck permanenter Überraschung.
    »Wie geht's, Ben?«
    »Miserabel, ganz miserabel. Komm rein.«
    Er führte Tom durch seinen Laden; die Regale an den Wänden ächzten unter Haufen alter Steine, eiserner Werkzeuge und antiker Glasflaschen. Alles stand zum Verkauf, doch anscheinend verkaufte Peek nie etwas. Die Preisschilder selbst sahen schon aus wie vergilbte Antiquitäten. Sie gingen ins Hinterzimmer, das als Küche und Esszimmer diente. Peeks Hunde schliefen auf dem Boden und seufzten laut im Traum. Der alte Mann schnappte sich eine zerbeulte Kanne vom Herd, goss Kaffee in zwei Becher und hinkte zu einem Holztisch hinüber; er setzte sich auf eine Seite und bot Tom den Platz gegenüber an.
    »Zucker? Milch?«
    »Schwarz.«
    Tom sah zu, wie der alte Mann drei Esslöffel Zucker in seinen Becher kippte, gefolgt von drei Esslöffeln Kaffeeweißer, und das Ganze dann zu einer Art Brei verrührte. Tom nippte vorsichtig an seinem Kaffee. Er schmeckte überraschend gut – heiß, stark, nach Cowboy-Art gebrüht, ganz wie er ihn mochte.
    »Wie geht's Sally?«
    »Großartig, wie immer.«
    Peek nickte. »Wunderbare Frau hast du da, Tom.«
    »Wem sagst du das.«
    Peek klopfte eine Pfeife auf dem Kaminsims aus und füllte sie dann mit Borkum Riff. »Gestern früh hab ich im New Mexican gelesen, dass du oben in den Mesas eine Leiche gefunden hast.«
    »An der Sache ist mehr dran, als in der Zeitung stand. Kann ich mich darauf verlassen, dass du die Geschichte für dich behältst?«
    »Natürlich.«
    Tom erzählte Peek die ganze Geschichte – nur den Teil mit dem Notizbuch ließ er aus. »Hast du eine Ahnung, wer dieser Schatzsucher war?«, fragte er Peek zum Schluss.
    Peek schnaubte. »Schatzsucher sind ein Haufen blauäugiger Idioten. In der gesamten Geschichte des amerikanischen Westens hat noch nie jemand einen richtigen vergrabenen Schatz gefunden.«
    »Dieser Mann schon.«
    »Das glaube ich erst, wenn ich es sehe. Und nein, ich habe nichts von irgendeinem Schatzsucher da oben gehört, aber das muss noch lange nichts heißen – die sind ziemliche Heimlichtuer. «
    »Irgendeine Ahnung, was dieser Schatz sein könnte? Sofern es ihn denn gibt.«
    Peek brummelte. »Ich war Prospektor, kein Schatzsucher. Das ist ein gewaltiger Unterschied.«
    »Aber du hast viel Zeit da oben verbracht.«
    »Fünfundzwanzig Jahre.«
    »Du hast Geschichten gehört.«
    Peek entzündete ein Streichholz und hielt es an seine Pfeife. »Klar doch.«
    »Tu mir den Gefallen.«
    »Als dieses Land noch den Spaniern gehörte, soll es da oben, nördlich von Abiquiú, eine Goldmine gegeben haben – El Capitán. Kennst du die Geschichte?«
    »Noch nie davon gehört.«
    »Es heißt, sie hätten fast zehntausend Unzen dort rausgeholt und in Ingots gegossen, geprägt mit dem Wappen von Kastilien und León. Die Apachen haben damals im Land gewütet, deshalb haben die Spanier das Gold nicht rausgebracht, sondern in einer Höhle eingemauert und darauf gewartet, dass sich die Lage wieder beruhigt. Eines Tages haben die Apachen die Mine überfallen. Sie haben alle getötet, bis auf einen Mann namens Juan Cabrillo, der in Abiquiú Vorräte besorgen sollte. Als Cabrillo zurückkehrte, waren alle seine Kameraden tot. Er machte sich auf nach Santa Fé und kam mit einer bewaffneten Truppe wieder, um das Gold zu holen. Aber inzwischen waren ein paar Wochen vergangen, in denen es heftige Regenfälle und Überschwemmungen gegeben hatte. Die Landschaft hatte sich verändert. Sie entdeckten zwar die Mine, das Lager und die Skelette ihrer ermordeten Freunde, aber die Höhle konnten sie nicht finden. Juan hat

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