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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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von drinnen: »Kommen Sie rein, es ist nicht abgeschlossen.«
    Sie traten ein. Im Haus war es dunkel, weil die meisten Jalousien heruntergelassen waren, und es roch nach Moder und Katzen. Es sah aus, als seien eine Menge viktorianischer Möbel in einen Verkehrsstau geraten. Auf den Böden lagen überlappende Perserteppiche, und an den Wänden reihten sich Eichenholzvitrinen, in deren schattigen Tiefen sich alle möglichen Mineralien drängten. Stehlampen mit Quasten an den Schirmen standen hier und da verteilt und spendeten schwächliches, gelbes Licht.
    »Hier drin«, ertönte eine tiefe, grollende Stimme. »Und rühren Sie ja nichts an.«
    Beezon ging voran in ein Wohnzimmer. In dessen Mitte steckte ein unglaublich dicker Mann förmlich in einem mit blumigem Chintz bezogenen Sessel, auf dessen Armlehnen Schonbezüge lagen. Das Licht kam von hinten, so dass das Gesicht des Mannes im Schatten verborgen blieb.
    »Hallo, Harry«, sagte Beezon ein wenig nervös. »Lange her, was? Das ist ein Freund von mir, Mr. Thomas Broadbent. «
    Eine große Hand erhob sich aus der Dunkelheit vor dem Sessel und wedelte vage in Richtung zweier Ohrensessel. Die beiden setzten sich.
    Tom betrachtete den Mann genauer. Er sah Sidney Greenstreet erstaunlich ähnlich, trug einen weißen Anzug mit dunklem Hemd und gelber Krawatte und hatte das schüttere Haar sorgsam zurückgekämmt – ein gepflegter, ordentlicher Mann, trotz seiner Körperfülle. Seine breite Stirn war so glatt und weiß wie die eines Babys, und an seinen Fingern blinkten schwere goldene Ringe.
    »Na, so was«, sagte Dearborn, »wenn das nicht Robert Beezon ist, der Ammonitenmann. Wie läuft das Geschäft?«
    »Könnte nicht besser sein. Fossilien kommen als Bürodeko schwer in Mode.«
    Eine wegwerfende Geste, dann eine erhobene Hand und zwei leicht wackelnde dicke Finger. »Was wollen Sie von mir?«
    Beezon räusperte sich. »Mr. Broadbent hier –«
    Dearborn brachte Beezon zum Schweigen und wandte sich Tom zu. »Broadbent? Sie sind nicht zufällig mit Maxwell Broadbent, dem Sammler, verwandt?«
    Tom war verblüfft. »Er war mein Vater.«
    »Maxwell Broadbent.« Er grunzte. »Interessanter Mann. Bin ihm ein paar Mal begegnet. Lebt er noch?«
    »Er ist letztes Jahr verstorben.«
    Ein weiteres Grunzen. Eine Hand wurde sichtbar, die ein riesiges Taschentuch hob und damit das fleischige, breite Gesicht abtupfte. »Tut mir leid, das zu hören. Die Welt könnte mehr Männer von seinem Schlag gebrauchen. Ein Prachtkerl. Alle sind so … normal geworden. Darf ich fragen, wie er zu Tode kam? Er kann nicht älter als sechzig gewesen sein.«
    Tom zögerte. »Er … er ist in Honduras gestorben.«
    Die Augenbrauen hoben sich. »Gibt es da ein Geheimnis?«
    Es verblüffte Tom, wie direkt der Mann war. »Er hat getan, was er am liebsten tat, als er starb«, sagte er ein wenig brüsk. »Er hätte sicher gern noch ein paar Jahre gehabt, aber er hat es mit Würde akzeptiert. Da gibt es kein Geheimnis.«
    »Traurig, schockierend.« Eine Pause. »Also, was kann ich für Sie tun, Thomas?«
    »Mr. Broadbent möchte einen Dinosaurier kaufen –«, begann Beezon.
    »Einen Dinosaurier? Wie, um alles in der Welt, kommen Sie auf die Idee, ich würde Dinosaurier verkaufen?«
    »Nun …« Beezon verstummte mit konsternierter Miene.
    Dearborn streckte ihm eine große Hand entgegen. »Robert, meinen aufrichtigen Dank dafür, dass Sie mir Mr. Broadbent vorgestellt haben. Verzeihen Sie bitte, dass ich nicht aufstehe. Es hat den Anschein, als hätten Mr. Broadbent und ich etwas Geschäftliches zu besprechen, das besser unter uns bleiben sollte.«
    Beezon erhob sich, wandte sich zögernd Broadbent zu und wollte etwas sagen. Tom ahnte, was.
    »Was unsere Abmachung angeht – darauf können Sie sich verlassen.«
    »Danke«, sagte Beezon.
    Tom hatte ein schlechtes Gewissen. Natürlich würde es nie eine Provision geben.
    Beezon verabschiedete sich, und gleich darauf hörten sie die Haustür zuschlagen und einen Motor anspringen.
    Dearborn wandte sich Tom zu, und sein Gesicht legte sich in Falten, die an ein Lächeln erinnerten. »Also – was höre ich da von einem Dinosaurier? Was ich vorhin sagte, habe ich ernst gemeint. Ich verkaufe keine Dinosaurier.«
    »Was genau tun Sie eigentlich, Harry?«
    »Ich vermittle Dinosaurier.« Dearborn lehnte sich lächelnd in seinem Sessel zurück und wartete ab.
    Tom sammelte sich. »Ich bin als Investment-Banker für Klienten in Ostasien tätig, und einer von ihnen

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