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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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uns eine Nachricht, danke.‹ Kriegst du das mit normaler Stimme hin?«
    Keine Reaktion.
    Er drehte den Lauf in ihrem Mund.
    Ein Nicken.
    Er zog den Lauf heraus, und sie hustete.
    »Sag es. Ich will deine Stimme hören.«
    »Ich mach's ja.«
    Ihre Stimme zitterte. Er stand auf und hielt die Waffe auf sie gerichtet, während sie sich langsam hochrappelte.
    »Tu genau, was ich dir sage. Ich werde den Text mit dem Handy überprüfen, sobald du fertig bist, und wenn du es nicht richtig gemacht hast, wenn du versuchst, mich reinzulegen, bist du tot.«
    Die Frau ging zum Telefon, drückte auf einen Knopf und nahm die Ansage auf.
    »Deine Stimme klingt zu angespannt. Noch mal. Ganz natürlich.«
    Sie versuchte es noch einmal, und ein drittes Mal, bis sie es endlich richtig hinbekam.
    »Gut. Jetzt gehen wir beide hinaus wie zwei normale Leute, du zuerst, ich zwei Schritte hinter dir. Du wirst keinen Augenblick lang vergessen, dass ich eine Waffe habe. Mein Auto steht in einem Eichenwäldchen etwa einen halben Kilometer die Straße rauf. Weißt du, wo diese Bäume sind?«
    Sie nickte.
    »Da gehen wir jetzt hin.«
    Als er sie durchs Wohnzimmer schob, spürte er Nässe an seinem Oberschenkel. Er blickte an sich hinab. Der Plastikregenmantel war zerrissen, und ein Stofffetzen ragte aus der Hose. Da war ein dunkler Blutfleck, nicht groß, aber dennoch, es war Blut. Maddox war erstaunt, denn er hatte nichts gespürt, spürte immer noch nichts. Er suchte den Teppich ab, sah aber keinen Hinweis darauf, dass Blut auf den Boden getropft war. Er griff nach der Stelle, tastete sich ab und spürte zum ersten Mal ein Brennen.
    Verdammt sollte er sein. Das Miststück hatte ihn tatsächlich verletzt.
    Er ließ sie aus dem Haus marschieren, über eine zugewucherte Wiese, am Bach entlang, und bald erreichten sie das Auto. Sobald sie im Schutz des Eichenwäldchens waren, holte er Fußschellen aus dem Rucksack und warf sie ihr zu.
    »Leg die an.«
    Sie bückte sich, fummelte eine Weile daran herum und schnallte sie schließlich um ihre Knöchel.
    »Die Hände hinter den Rücken.«
    Sie gehorchte, er drehte sie grob um und legte ihr Handschellen an. Dann öffnete er die Beifahrertür. »Steig ein.«
    Sie schaffte es, sich zu setzen und die gefesselten Beine hineinzuschwingen.
    Er nahm seinen Rucksack ab, holte die Flasche Chloroform heraus und kippte eine ordentliche Dosis auf die Stoffwindel.
    »Nein!«, hörte er sie schreien. »Nein, nicht!« Sie stieß mit den Füßen nach ihm, konnte sich jedoch kaum bewegen, und er hatte sich bereits auf sie gestürzt, hielt ihre gefesselten Handgelenke fest und drückte ihr die Windel vors Gesicht. Sie wehrte sich, schrie auf, wand sich und trat nach ihm, doch wenige Augenblicke später erschlaffte sie.
    Er vergewisserte sich, dass sie genug Chloroform eingeatmet hatte, stieg dann auf der Fahrerseite ein und setzte sich ans Lenkrad. Sie hing zusammengesunken in einer unnatürlichen Position im Sitz. Er griff hinüber, zog sie hoch, lehnte sie an die Tür, schob ihr ein Kissen hinter den Kopf und packte sie in eine Decke, bis es aussah, als schlafe sie friedlich.
    Er ließ die Fenster herunter, um den Chloroformgestank zu vertreiben, zog dann Nylonstrumpf, Duschhaube, Haarnetz und Regenmantel aus und stopfte alles zusammen in eine Mülltüte.
    Er ließ den Wagen an, setzte vorsichtig aus dem Wäldchen zurück und folgte dem Feldweg bis zur Hauptstraße. Dann überquerte er den Damm und fuhr über den Highway 84 nach Norden. Nach sechzehn Kilometern bog er auf die unbeschilderte Forststraße ab, die durch den Carson National Forest führte, bis zum CCC-Camp am Perdiz Creek.
    Die Frau lag an die Tür gelehnt, die Augen geschlossen, das blonde Haar zerzaust. Er blieb stehen, um sie zu betrachten. Verdammt, dachte er, sie war wirklich hübsch – eine richtige honigblonde Schönheit.

13
    Es heißt, das war früher mal ein Bordell«, sagte Beezon zu Tom, als sie in der staubigen Auffahrt vor einer schäbigen viktorianischen Villa hielten, die inmitten der Wüste und umgeben von Gestrüpp fehl am Platz wirkte.
    »Sieht eher aus wie ein Geisterhaus als ein Hurenhaus«, bemerkte Tom.
    Beezon kicherte. »Ich warne Sie – Harry Dearborn ist ziemlich exzentrisch. Seine Grobheit ist legendär.« Er trampelte die Vordertreppe hinauf und griff nach dem Ring an einem großen bronzenen Türklopfer in Form eines Löwenkopfes. Er ließ ihn fallen, und ein hohles Dröhnen hallte durchs Haus. Gleich darauf sagte eine Stimme

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