Der Canyon
Vogel, der gegen das Glas geprallt war. Maddox wusste genau, was sie jetzt dachte.
Ein leises Pfeifen war aus der Küche zu hören, das rasch immer schriller wurde. Das Wasser kochte.
Verdammt noch mal.
Sie drehte sich mit einem leisen Rascheln um, und er hörte ihre Schritte, die sich in Richtung Küche entfernten.
Maddox hüstelte, nicht laut, aber deutlich, um sie zurückzuholen.
Die Schritte verstummten. »Wer ist da?«
Das Pfeifen aus der Küche wurde immer lauter.
Plötzlich platzte sie ins Wohnzimmer. Er hechtete im selben Moment los, als er zu seinem völligen Entsetzen erkannte, dass sie einen Revolver in der Hand hatte. Sie fuhr herum, und er prallte gegen ihre Beine, als der Schuss losging; er traf sie hart und schleuderte sie zu Boden. Sie schrie, rollte sich herum, die blonde Mähne wirbelte durch die Luft, ihre Waffe polterte über den Teppich, und ihre Faust flog durch die Luft und traf ihn mit betäubender Wucht an der Schläfe.
Das blonde Miststück.
Er schlug nach ihr, traf mit der Linken irgendetwas Weiches und setzte sie damit gerade genug außer Gefecht, um sich auf sie werfen und sie zu Boden drücken zu können. Sie japste, wehrte sich, doch er lag mit seinem gesamten Gewicht auf ihr und drückte ihr die Glock ans Ohr.
»Du Miststück!« Sein Finger betätigte beinahe – beinahe – den Abzug.
Sie wand sich und schrie. Er legte sich ganz auf sie und umfing ihre um sich tretenden Beine mit seinen wie in einem Nussknacker. Er rang um Beherrschung. Herrgott, er hätte sie beinahe erschossen, und vielleicht würde das trotz allem noch notwendig sein.
»Ich werde dich umbringen, wenn es sein muss. Ich tu's.«
Weitere Gegenwehr, unzusammenhängende Laute. Sie war unglaublich stark, eine wahre Wildkatze.
»Ich werde dich umbringen. Zwing mich nicht dazu, aber ich werde es tun, wenn du nicht sofort damit aufhörst.«
Er meinte es ernst, und sie hörte es und gab auf. Sobald sie still war, streckte er ein Bein aus und versuchte, den .38er zu sich heranzuziehen, der knapp drei Meter entfernt auf dem Teppich lag.
»Rühr dich nicht von der Stelle.«
Er spürte, wie sie unter ihm vor Angst Schluckauf bekam. Gut. Sie sollte sich fürchten. Er hätte sie um Haaresbreite getötet, so knapp, dass er es beinahe auf der Zunge schmecken konnte.
Er bekam den .38er mit dem Fuß zu fassen, zog ihn zu sich heran, hob sie auf und steckte ihn in die Hosentasche. Dann schob er ihr den Lauf der Glock in den Mund und sagte: »Also, jetzt probieren wir es noch mal. Du weißt, dass ich dich töten werde. Nick, wenn du das verstanden hast.«
Plötzlich warf sie sich herum und trat ihm heftig gegen die Schienbeine, doch sie hatte nicht genug Platz, und er unterband ihre Gegenwehr, indem er den Arm um ihren Hals schlang und zudrückte.
»Lass das.«
Sie wand sich weiter.
Er drückte ihr den Lauf so tief in den Mund, dass sie würgte. »Das ist eine Waffe, Miststück, kapiert?«
Sie hörte auf, sich zu wehren.
»Tu, was ich dir sage, und niemandem passiert etwas. Nick, wenn du das verstanden hast.«
Sie nickte, und er lockerte den Griff ein wenig.
»Du kommst jetzt mit mir. Schön brav. Aber vorher musst du etwas für mich tun.«
Keine Reaktion. Er schob den Lauf wieder tiefer in ihren Mund.
Ein Nicken.
Ihr ganzer Körper zitterte in seinen Armen.
»Ich werde dich jetzt loslassen. Keinen Laut. Kein Geschrei. Keine plötzlichen Bewegungen. Ich erschieße dich auf der Stelle, wenn du nicht genau das tust, was ich dir sage.«
Ein Nicken und ein Schluckauf.
»Du weißt, was ich will?«
Kopfschütteln. Er lag immer noch halb auf ihr und umklammerte ihre Beine wieder fest mit seinen.
»Ich will das Notizbuch. Das Buch, das dein Mann von dem Schatzsucher bekommen hat. Ist es hier im Haus?«
Kopfschütteln.
»Dein Mann hat es?«
Keine Reaktion.
Ihr Mann hatte es bei sich, da war er ganz sicher. »Jetzt hör mir gut zu, Sally. Das ist kein Spiel. Ein falscher Schritt, ein Schrei, ein dämlicher Trick, und ich bringe dich um. So einfach ist das.«
Er meinte es ernst, und sie schien zu begreifen.
»Ich werde jetzt aufstehen und zurücktreten. Du gehst zum Anrufbeantworter da drüben auf dem Tisch. Ich will, dass du folgende Ansage aufnimmst: ›Hallo, hier sind Tom und Sally. Tom ist geschäftlich unterwegs, und ich musste unerwartet verreisen, wir können also nicht sofort zurückrufen. Entschuldigung, dass ein paar Reitstunden ausfallen müssen, ich melde mich später bei allen. Bitte hinterlasst
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