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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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spürte es in den Eingeweiden. Der T-Rex war da unten – im Tyrannosaur Canyon.
    Die Ironie brachte Ford zum Lächeln.

15
    Harry Dearborn holte tief Luft, das Gesicht im Schatten verborgen. »Du meine Güte, es ist schon halb fünf. Hätten Sie gern eine Tasse Tee?«
    »Wenn es nicht zu viel Mühe macht«, sagte Tom und fragte sich, wie der unglaublich dicke Mann aus seinem Sessel kommen wollte, vom Teekochen ganz zu schweigen.
    »Keineswegs.« Dearborn schob den Fuß ein Stück zur Seite und trat auf eine kleine Erhebung im Fußboden; gleich darauf erschien ein kaum sichtbarer Dienstbote aus dem hinteren Teil des Hauses.
    »Tee.«
    Der Mann zog sich zurück.
    »Also, wo waren wir? Ach ja, Stem Weathers' Tochter. Roberta heißt sie.«
    »Robbie.«
    »Robbie, so hat ihr Vater sie genannt. Bedauerlicherweise hatten sie und ihr Vater sich entfremdet. Als ich zuletzt von ihr gehört habe, versuchte sie, sich als Künstlerin irgendwo in Texas zu etablieren – in Marfa, glaube ich. Beim Big-Bend-Nationalpark. Ein kleiner Ort – sie dürfte leicht zu finden sein.«
    »Woher kannten Sie Weathers? Hat er Dinosaurier für Sie gesammelt?«
    Ein dicker Finger tippte auf die Armlehne. »Niemand sammelt für mich, Thomas, obwohl ich gelegentlich Vorschläge meiner Klienten weitergebe. Ich habe mit den Grabungen nichts zu tun – ich verlange lediglich einen Nachweis dafür, dass das betreffende Fossil auf Privatbesitz gefunden wurde.« An dieser Stelle schwieg Dearborn so lange, bis sich ein ironisches Lächeln über sein Gesicht gebreitet hatte. Dann fuhr er fort: »Die meisten Fossilienjäger da draußen suchen nach kleinen Sachen. Ich nenne sie die Farn-und-Fisch-Truppe, Leute wie unser Mr. Beezon. Lastwagenweise Plunder. Ab und zu stolpern sie über etwas Wichtiges, und dann kommen sie zu mir. Ich habe Kunden, die nach ganz bestimmten Stücken suchen: Geschäftsleute, ausländische Museen, Sammler. Ich bringe Käufer und Verkäufer zusammen und nehme eine Provision von zwanzig Prozent. Das Exemplar bekomme ich gar nicht zu Gesicht. Die Arbeit im Feld liegt mir nicht.«
    Tom unterdrückte ein Lächeln.
    Der Diener erschien mit einem riesigen Silbertablett, darauf eine Kanne Tee unter einem Teewärmer, Teller voll Rosinenbrötchen, Cremetörtchen, kleiner Eclairs und Mini-Brioches, mehrere Gläser Marmelade, Butter, Dickrahm und Honig. Er stellte das Tablett auf dem Tisch neben Dearborn ab und verschwand so lautlos, wie er gekommen war.
    »Wunderbar!« Dearborn zog die Wärmehaube von der Kanne, schenkte Tee in zwei Porzellantassen und fügte Milch und Zucker hinzu.
    »Ihr Tee.« Er reichte Tom Tasse und Untertasse.
    Tom nahm sie und trank.
    »Ich bestehe darauf, dass mein Tee auf die alte englische Art bereitet wird, nicht so barbarisch, wie die Amerikaner das machen.« Er kicherte, trank mit einer einzigen, fließenden Bewegung die Tasse aus, stellte sie beiseite, griff sich mit einer dicken Hand ein Brioche, öffnete das dampfende Brötchen, erstickte es mit Dickrahm und schob es sich in den Mund. Als Nächstes nahm er sich eines der heißen Hefeküchlein, legte ein Butterflöckchen obendrauf und wartete, bis es geschmolzen war, bevor er aß.
    »Bitte, bedienen Sie sich«, sagte er mit vollem Mund.
    Tom nahm ein Eclair und biss ab. Dicke Schlagsahne quoll hinten heraus und tropfte auf seine Hand. Er aß auf, leckte die Sahne ab und wischte sich die Hand sauber.
    Dearborn schmatzte mit den Lippen, tupfte sie mit einer Serviette ab und sprach weiter. »Stem Weathers war kein Farn-und-Fisch-Mann. Er hatte es auf einmalige Exemplare abgesehen. Er hat sein ganzes Leben lang nach dem einen dicken Fund gesucht. Ernsthafte Dinosaurierjäger sind alle vom selben Schlag. Die tun das nicht des Geldes wegen. Sie sind davon besessen. Es ist der Kitzel der Jagd, die Erregung eines tollen Fundes – sie sind besessen davon, etwas extrem Seltenes und Wertvolles zu finden – das treibt sie an.«
    Er goss sich eine zweite Tasse Tee ein, hob sie mit der Untertasse zum Mund und trank sie mit einem einzigen, schlurfenden Schluck halb leer.
    »Ich habe Stems Funde vermittelt, ihn aber ansonsten in Ruhe gelassen. Er hat mir nur selten erzählt, was er gerade tat oder wo er suchte. Diesmal hat sich allerdings herumgesprochen, dass er oben in den Mesas an etwas ganz Großem dran sei. Er hat mit zu vielen Leuten gesprochen, um Informationen zu sammeln – Geophysiker, Kosmochemiker, Kuratoren diverser paläontologischer Museumssammlungen. Das war

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