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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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gerüchteweise erfahren, dass Marston Weathers einer großen Sache auf der Spur war. Er wusste, dass der alte Knacker in New Mexico unterwegs war und hoffte, einen illegalen Dinosaurier auf BLM-Land abzugreifen – auf staatlichem Grund und Boden. Corvus hatte erkannt, dass dies die perfekte Gelegenheit war: einem Dieb einen Dinosaurier wegzunehmen und ihn der Wissenschaft zu übergeben. Er würde damit der Öffentlichkeit einen wertvollen Dienst erweisen – und sich selbst auch.
    Corvus war mehr als erschrocken gewesen, als er erfahren hatte, dass Maddox Weathers umgebracht hatte, aber als er den ersten Schock überwunden hatte, war ihm klar geworden, dass dies die richtige Entscheidung gewesen war – sie vereinfachte die Dinge ganz erheblich. Außerdem war damit ein Mann aus dem Verkehr gezogen worden, der mehr unersetzliches, wissenschaftlich wertvolles Material von staatlichem Land gestohlen hatte als jeder andere.
    Vorbereitung. Dieser Maddox war ihm auch nicht einfach in den Schoß gefallen. Maddox hatte Corvus kontaktiert, und zwar deshalb, weil Corvus die weltweite Autorität in Sachen Tyrannosaurier war. Als Corvus auf die Idee kam, Maddox könnte ihm dabei helfen, ein absolut einmaliges Exemplar in die Finger zu bekommen, wurde ihm klar, wie nützlich Maddox auch ansonsten sein konnte – wenn er nicht im Gefängnis säße. Corvus ging ein persönliches Risiko ein, als er die Freilassung bewerkstelligte. Aber die Tatsache, dass Maddox wegen schweren Totschlags verurteilt worden war, nicht wegen Mordes – er hatte einen sehr guten Anwalt gehabt –, war durchaus hilfreich gewesen. Maddox hatte sich im Gefängnis sehr gut geführt. Und schließlich, als Maddox' erste Anhörung zur Strafaussetzung anstand, erschienen weder Freunde noch Verwandte des Opfers, die gegen eine vorzeitige Entlassung protestierten und ihr Leid klagten. Corvus selbst hatte bei dieser Anhörung gesprochen, sich für Maddox verbürgt und ihm eine Stelle angeboten. Es hatte funktioniert, und der Ausschuss hatte seiner Freilassung zugestimmt.
    Im Lauf der Zeit erkannte Corvus, dass Maddox seltene Qualitäten besaß. Er war ein bemerkenswert charismatischer und intelligenter Mensch, konnte sich ausdrücken, sah gut aus und war absolut präsentabel. Wäre er unter anderen Umständen aufgewachsen, hätte er selbst einen recht ordentlichen Wissenschaftler abgeben können.
    Vorbereitung, die auf Gelegenheit traf. Bisher hatte Corvus alles gut im Griff. Er sollte sich beruhigen und darauf vertrauen, dass Maddox den Auftrag erledigen und ihm das Notizbuch beschaffen würde. Das Notizbuch wiederum würde ihn direkt zu dem Fossil führen. Es war der Schlüssel zu allem.
    Ungeduldig sah er auf die Armbanduhr, trank seinen Martini aus und griff nach dem Scientific American. Er hatte sich wieder beruhigt.

18
    Im trüben Schein der Kerosinlampe sah Sally Broadbent zu, wie der Mann sein Hemd auszog. Sie spürte den kalten Stahl um ihre Handgelenke und Knöchel; sie roch die feuchte Luft und hörte irgendwo Wasser tropfen. Offenbar war sie in einer Art Höhle oder in einer alten Mine. Sie hatte einen Geschmack wie von Kupfer im Mund, ihr Kopf schmerzte, und sie hatte das Gefühl, als geschehe all das mit jemand anderem.
    Sally glaubte nicht, dass der Mann sie gehen lassen würde, wenn er von Tom das Notizbuch bekommen hatte. Er würde sie töten – das sah sie in seinem Blick und daran, dass er ihr völlig unbekümmert sein Gesicht zeigte und alles Mögliche über sich preisgab.
    »Na, was hältst du davon?«
    Er stand vor ihr, ohne Hemd, ein schiefes Grinsen auf dem Gesicht, und zeigte ihr das Spiel seiner Armmuskeln.
    »Bereit?«
    Er streckte die Arme nach vorn und krümmte sich leicht. Dann wirbelte er plötzlich herum und wandte ihr den Rücken zu.
    Sie schnappte nach Luft. Sein gesamter Rücken war mit dem eintätowierten Bild eines angreifenden Tyrannosaurus Rex bedeckt, mit erhobenen Klauen, geöffneten Kiefern, so real, dass er beinahe vom Rücken des Mannes zu springen drohte. Wenn dieser die Muskeln spielen ließ, schien sich der Dinosaurier tatsächlich zu bewegen.
    »Cool, was?«
    Sie starrte ihn an.
    »Ich habe etwas gesagt.« Er wandte ihr immer noch den Rücken zu und spannte eine Muskelpartie nach der anderen an, so dass der T-Rex erst eine Klaue bewegte, dann die andere, und schließlich den Kopf.
    »Ich sehe es.«
    »Als ich im Gefängnis saß, habe ich entschieden, dass ich eine Tätowierung bräuchte. Das ist gewissermaßen

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