Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
Vom Netzwerk:
Kontrolle verlieren, ich werde die Kontrolle verlieren, und Sally wird sterben. Hast du das kapiert? Wenn du die Polizei anrufst, kannst du dich von deiner Frau auf einem Edelstahltisch im Keller der Pathologie verabschieden. Klar?«
    Schweigen.
    »Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
    »Ja.«
    »Gut. Wir regeln das unter uns und haben die Sache jederzeit unter Kontrolle. Ich bekomme das Notizbuch, du bekommst deine Frau. Totale Kontrolle. Keine Unbekannten. Alles klar?«
    »Ja.«
    »Ich habe hier ein Polizeifunkgerät und außerdem noch andere Möglichkeiten, um festzustellen, ob du die Cops gerufen hast. Und ich habe einen Partner.«
    Der Mann legte auf.
    Tom konnte kaum noch fahren, kaum mehr die Straße erkennen. Beinahe sofort klingelte das Telefon erneut. Es war Willer.
    »Mr. Broadbent? Wir sind bei Ihnen, im Wohnzimmer, und ich fürchte, wir haben hier ein Problem.«
    Tom schluckte und brachte kein Wort heraus.
    »Wir haben einen Einschuss in der Wand gefunden. Die Jungs von der Spurensicherung sind schon unterwegs.«
    Tom merkte, dass er kreuz und quer über den Highway schlingerte, immer noch Vollgas gab, und dass das Auto schon fast hundertachtzig fuhr. Er nahm den Fuß vom Gas und riss sich zusammen.
    »Sind Sie da?«, fragte Willer wie aus weiter Ferne.
    Tom fand die Sprache wieder. »Detective Willer, ich danke Ihnen sehr für Ihre Mühe, aber es ist alles in Ordnung. Ich habe gerade von Sally gehört, dass es ihr gut geht.«
    »Ach ja?«
    »Ihre Mutter ist plötzlich krank geworden, sie musste nach Albuquerque.«
    »Der Jeep steht in der Garage.«
    »Sie hat ein Taxi genommen, das Auto ist kaputt.«
    »Was ist mit dem F350?«
    »Der ist für die Pferdehänger.«
    »Verstehe. Und dieses Einschussloch in der Wand –«
    Tom rang sich ein lockeres Lachen ab. »Ach ja. Das ist … das ist schon alt.«
    »Sieht mir aber frisch aus.«
    »Ist vor ein paar Tagen passiert. Meine Pistole ist aus Versehen losgegangen.«
    »Tatsächlich?« Willers Stimme klang kalt.
    »Ja.«
    »Können Sie mir vielleicht Marke und Kaliber nennen?«
    »Achtunddreißiger Smith and Wesson Revolver.« Langes Schweigen am anderen Ende. »Wie gesagt, Detective, es tut mir leid, dass ich Sie umsonst bemüht habe, ehrlich. Falscher Alarm.«
    »Hier ist auch ein Blutfleck auf dem Teppich. Ist der auch ›alt‹?«
    Tom fand darauf keine Antwort. Ihm wurde übel. Wenn dieser Bastard ihr etwas getan hatte … »Ist es viel?«
    »Nur ein kleiner Fleck. Er ist noch nass.«
    »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, Detective. Vielleicht hat sich jemand … an irgendwas geschnitten.« Er schluckte.
    »Wer? Ihre Frau?«
    »Ich kann Ihnen dazu nichts sagen.«
    Er lauschte der zischelnden Stille im Telefon. Er musste diesen Flug erreichen und mit dem Mann selbst fertig werden. Hätte er Sally doch nur nicht alleingelassen.
    »Mr. Broadbent? Sagt Ihnen der Begriff ›hinreichender Verdacht‹ irgendetwas?«
    »Ja.«
    »Genau das haben wir hier. Wir sind mit Ihrer Erlaubnis ins Haus eingedrungen, wir haben einen hinreichenden Verdacht dafür, dass hier ein Verbrechen geschehen sein könnte – und jetzt werden wir Ihr Haus durchsuchen. Unter diesen Umständen brauchen wir dazu nicht mal einen Durchsuchungsbefehl.«
    Tom schluckte. Wenn der Entführer das Haus beobachtete und sah, dass es darin von Polizisten wimmelte … »Na schön, aber machen Sie's kurz.«
    »Ihr Flieger landet um halb acht?«, fragte Willer.
    »Ja.«
    »Ich möchte Sie und Ihre Frau noch heute Abend sehen, kranke Mutter hin oder her. Auf dem Revier. Um Punkt neun. Vielleicht sollten Sie auch Ihren Anwalt mitbringen. Ich habe das Gefühl, Sie werden einen brauchen.«
    »Das geht nicht. Nicht um neun, ausgeschlossen. Und meine Frau ist in Albuquerque –«
    »Dieser Termin ist verbindlich, Mr. Broadbent. Wenn Sie um neun nicht da sind, lasse ich Sie per Haftbefehl suchen. Ist das klar?«
    Tom schluckte. »Meine Frau hat doch damit gar nichts zu tun.«
    »Wenn Sie sie mir nicht zeigen können, haben Sie ein gewaltiges Problem. Und ich sage Ihnen, es sieht jetzt schon schlimm für Sie aus.«
    Das Telefon war tot.

T eil III
    Perdiz Creek

Sie hatte eine Schulterhöhe von sechs Metern und war sechzehn Meter lang. Sie wog etwa sechs Tonnen. Ihre Beine waren über drei Meter lang und mit den stärksten Muskeln bepackt, die ein Wirbeltier je entwickelt hatte. Im Gehen trug sie den Schwanz hoch, und ihre Schrittlänge betrug drei bis vier Meter. Wenn sie rannte, konnte sie eine

Weitere Kostenlose Bücher