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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat er eine Panne.«
    »Der Kerl spielt mit uns.«
    »Was hat er vor?«
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen?«
    Ein drückendes Schweigen senkte sich über den Raum. Willer hustete schließlich und zündete sich eine Zigarette an, weil er das Gefühl hatte, seine Autorität wiederherstellen zu müssen; es überraschte und ärgerte ihn, dass Broadbent ihn einfach so abschüttelte. »Also, wir haben folgende Tatsachen: In seinem Wohnzimmer ist ein Blutfleck auf dem Teppich, eine Kugel steckt in der Wand. Er ist nicht zur polizeilichen Vernehmung erschienen. Vielleicht steckt er in Schwierigkeiten, oder er ist tot. Vielleicht hat er Angst bekommen und ist abgehauen. Vielleicht hat er sich mit seiner Frau gestritten, und die Situation ist eskaliert … und er hat sie im Garten verscharrt. Vielleicht ist er auch nur ein arrogantes Arschloch, das uns nicht für voll nimmt. Wie dem auch sei: Wir müssen ihn finden.«
    »Klar.«
    »Ich will eine Fahndungsmeldung für den gesamten Norden New Mexicos, Straßensperren auf dem Highway 84 in Chama, auf dem 96 in Coyote, 285 südlich von Espanola, auf der 1-40 bei Wagon Mound und an der Grenze zu Arizona, 1-26 bei Belen und eine am Revier der State Police in Cuba am Highway 44.« Er hielt inne, blätterte in den Unterlagen auf seinem Schreibtisch und zog ein Blatt hervor. »Hier ist es: Er fährt einen 57er Chevrolet 3100 Pick-up, türkis und weiß, New-Mexico-Nummernschild 346 EWE. Das kommt uns entgegen: Mit so einem Auto fällt er auf wie ein bunter Hund.«

4
    Maddox stellte den Range Rover vor dem Sunrise Liquor Mart ab und sah auf die Uhr. Einundzwanzig Minuten nach neun. Ein halbes Dutzend Bierwerbungen im Schaufenster des Geschäfts warfen ein wirres Neonlichtbild auf die staubige Motorhaube seines Wagens. Bis auf den Kerl hinter dem Tresen war der Laden leer. Der Mond war noch nicht aufgegangen. Er wusste, weil er es ausprobiert hatte, dass er die Scheinwerfer eines Wagens, der in Richtung Süden unterwegs war, von hier aus sehen würde, und zwar zweieinhalb Minuten, bevor er diesen Punkt passierte.
    Er stieg aus, steckte die Hände in die Hosentaschen, lehnte sich ans Auto, sog tief die kühle Wüstenluft ein, schloss die Augen, murmelte sein Mantra und schaffte es, seinen Pulsschlag auf einen annähernd normalen Wert zu senken. Er öffnete die Augen. Der Highway lag immer noch im Dunkeln. Neun Uhr zweiundzwanzig. Er war vor elf Minuten an Broadbents 57er Chevy vorbeigefahren, und wenn der Mann seine Anweisungen befolgte, zügig umdrehte und die Geschwindigkeit hielt, müssten seine Scheinwerfer in sechs Minuten im Norden auftauchen.
    Maddox betrat den Laden, kaufte ein Stück zehn Stunden alte Pizza und einen riesigen Becher Kaffee und bezahlte passend. Er ging zurück zu seinem Wagen, stützte einen Stiefel auf die Stoßstange und blickte den dunklen Highway entlang. Noch zwei Minuten. Ein weiterer Blick in den Laden zeigte ihm, dass der Junge am Tresen in einen Comic vertieft war. Er kippte den Kaffee auf den geteerten Parkplatz und schleuderte das Stück Pizza in einen Opuntia-Kaktus, der bereits mit allem möglichen Müll dekoriert war. Er sah auf die Uhr, überprüfte sein Handy – guter Empfang.
    Er stieg in den Wagen, ließ den Motor an und wartete.
    Neun Uhr sechsundzwanzig.
    Neun Uhr siebenundzwanzig.
    Neun Uhr achtundzwanzig.
    Bingo: Ein Scheinwerferpaar erschien aus dem Meer der Dunkelheit im Norden. Die Lichtpunkte wuchsen langsam an und wurden heller, während sich der Wagen auf dem unmarkierten, zweispurigen Highway näherte – und dann brauste der Pick-up als türkisfarbener Lichtblitz an ihm vorbei, und die roten Rücklichter entschwanden in die Schwärze im Süden. Neun Uhr dreißig und vierzig Sekunden.
    Er wartete, die Augen auf die Uhr geheftet, genau eine Minute ab und drückte dann die Kurzwahltaste an seinem Handy.
    »Ja?« Er war sofort dran.
    »Hör genau zu. Behalt die Geschwindigkeit bei. Du darfst weder schneller noch langsamer werden. Kurble das rechte Fenster herunter.«
    »Was ist mit meiner Frau?«
    »Du bekommst sie gleich. Tu, was ich gesagt habe.«
    »Das Fenster ist offen.«
    Maddox beobachtete den Sekundenzeiger seiner Uhr. »Wenn ich es dir sage, legst du auf, aber lass das Handy an. Steck es in die Tüte mit dem Notizbuch und wirf sie zum Fenster raus. Warte, bis ich dir das Signal gebe. Wenn du die Tüte rausgeworfen hast, halt nicht an, fahr weiter.«
    »Hör zu, du Dreckskerl, ich tue

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