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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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Canyon hinab. Vor etwa sechzehn Kilometern war er an dem schwarzen Basaltbrocken vorbeigekommen, dem der Canyon seinen Namen verdankte, und nun war er tief in die Schlucht vorgedrungen, weiter als je zuvor. Welch ein gottverlassener Ort. Die Felswände wurden immer höher, je weiter er in die Schlucht hineinging, bis sie sich von beiden Seiten herandrückten, so dass man wirklich Platzangst bekommen konnte. Felsbrocken so groß wie Häuser waren von den Klippen gebrochen und lagen verstreut zwischen giftigen Flecken von Alkalisalzen, deren Staub der Wind in feinen Schleiern durch die Luft trieb. Nichts, so schien es, lebte hier, außer ein paar Büschen Salzmelde – und natürlich eine Unmenge Klapperschlangen.
    Er blieb stehen, als er vor sich eine langsame Bewegung wahrnahm und beobachtete eine Diamantklapperschlange so dick wie sein Unterarm, die vor ihm über den Sand glitt, die Zunge vorschnellen ließ und ein leises, kratzendes Geräusch verursachte. Dies war die richtige Tageszeit für Schlangen, dachte Ford, der frühe Abend; wenn die Hitze des Tages nachließ, kamen sie aus ihren Löchern gekrochen und begannen ihre nächtliche Jagd.
    Ford wanderte weiter, fiel wieder in den Rhythmus des Laufens, und seine langen Beine machten viel Boden gut. Hier war es wie in einem Irrgarten, zahllose Seitenschluchten verloren sich im Nirgendwo. Die Kilometer schwanden nur so dahin. Gegen Sonnenuntergang, als die Schlucht eine weitere Biegung beschrieb, konnte er eine Menge zusammengedrängter Felsen vor sich erkennen, die Formation, die er vom Navajo Rim aus gesehen und spontan Die Kahlköpfe genannt hatte. Der untere Teil des Canyons lag bereits im Schatten, doch die Sonne, die noch den hohen östlichen Rand beschien, tauchte alles in ein warmes, orangerotes Licht.
    Ford war froh, dass dieser Tag vorüber war. Er hatte das Wasser seit dem Morgen streng rationiert und war dankbar, dass sein Durst in der abkühlenden Luft nachließ.
    Wenn in der Wüste die Nacht hereinbrach, kam sie sehr schnell. Er hatte nicht mehr viel Zeit, sich einen guten Lagerplatz zu suchen. Bei jedem beschwingten Schritt die Schlucht entlang blickte er nach links und rechts und fand bald, was er suchte: eine geschützte Stelle zwischen zwei herabgestürzten Felsbrocken auf weichem, ebenem Sand. Er nahm seinen Rucksack ab, trank einen Schluck Wasser und rollte ihn im Mund herum, um so viel wie möglich davon zu haben, bevor er schluckte. Ihm blieben noch fünfzehn, vielleicht zwanzig Minuten Tageslicht. Warum sollte er sie darauf verschwenden, zu kochen und seine Decken auszubreiten? Er ließ seine Ausrüstung liegen und ging weiter den Canyon entlang zu den Kahlköpfen. Aus der Nähe erinnerten sie eher an riesige, plattgedrückte Pilze denn an Schädel; jeder einzelne war etwa zehn Meter breit und sieben Meter hoch, durch die Erosion aus einer Schicht dunkelorangerotem Sandstein geschliffen, in der dünnere Linsen aus weißlichem Schiefer und Konglomerat zu erkennen waren. Einige der großen Brocken waren unterspült worden, umgekippt wie Humpty Dumpty, und lagen geborsten am Boden.
    Ford betrat den Wald aus Sandsteinsäulen, welche die runden Kuppeln stützten. Die Säulen bestanden aus hellrosa Sandstein, und alle waren etwa drei Meter hoch. Er kroch zwischen ihnen herum und wollte nachsehen, wie weit diese Formation reichte. Aus dieser Perspektive sah keiner der Felsen genau aus wie der gesuchte, aber die Ähnlichkeit war groß. Wieder einmal überlief ihn ein Schauer der Erregung, denn er war sicher, dass er dem Dinosaurier immer näher kam. Er quetschte sich zwischen den Felssäulen hindurch, musste manchmal sogar auf allen vieren kriechen und war sich der gewaltigen Steinmassen über ihm durchaus bewusst. Als er das andere Ende erreichte, stellte er zu seiner Überraschung fest, dass die Kahlköpfe den Eingang zu einer weiteren Schlucht verbargen – oder vielmehr eine Fortsetzung des Tyrannosaur Canyon. Er ging flott die Schlucht entlang. Der Canyon war schmal, und Ford sah deutliche Anzeichen heftiger Überflutungen – an den Seiten lagen zertrümmerte Baumstämme und große Äste verstreut, die von den fernen Bergen hierher gespült worden waren. Der untere Teil der Felswände war vom reißenden Wasser glatt poliert und ausgehöhlt.
    Der Canyon war vielfach gewunden, und an jeder scharfen Biegung entdeckte Ford neue Höhlen und Unterspülungen. Einige der höher gelegenen Höhlen enthielten kleine Anasazi-Siedlungen. Nach etwa einem

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