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Der Cartoonist

Der Cartoonist

Titel: Der Cartoonist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Costello
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Jinnie geschlungen, zupfte
immer wieder am Kleid der Puppe und flüsterte ihr etwas in ihr ausgefranstes
Ohr. Scott fielen die Symptome von Regression bei seiner Tochter zwar auf, aber
sie beunruhigten ihn nicht. Es war einfach ein Hilfsmittel, um mit der
Situation irgendwie fertig zu werden, ein Mittel, das er, wie er glaubte,
vielleicht selbst noch anwenden würde, bis dieser Albtraum irgendwann
verblasste und die Zeit der inneren Genesung begann.
    Es war Kath,
die schließlich das Schweigen brach. Plötzlich setzte sie sich aufrecht hin und
fixierte Scott mit einem
    Ausdruck purer
Ratlosigkeit. »Daddy«, murmelte sie, »was sollen wir nur tun ?«
    Scott schwieg
einen Augenblick und dachte nach. »Weitermachen, Kleines. Wir werden
weitermachen .«
    »Aber sie
fehlt mir so. Ich weiß einfach nicht, was ich jetzt machen soll, Daddy. Was
kann ich tun ?«
    Scott beugte
sich hinüber und hob seine Tochter - traurig überrascht über ihr kaum
merkliches Gewicht - aus dem Bett. Kath hielt Jinnie an sich gepresst und
schleifte den Tropf hinter sich her. Während sie sich zusammen auf den
Liegesessel kuschelten, wiegte Scott seine kleine Tochter hin und her, wie zu
den Zeiten, als sie noch Windeln getragen hatte. So blieben sie dort sitzen,
bis Caroline etwa eine Stunde später zurückkehrte und eine Schwester mit dem
auf Tabletts angerichteten Abendessen hereinkam.
    Alle drei aßen
mit Heißhunger. Caroline und Scott hatten seit vierundzwanzig Stunden keinen
Bissen zu sich genommen, und bei Kath war es noch länger her. Im Unterschied
zur üblichen Krankenhauskost war das Essen recht gut Es gab eine Scheibe
schmackhaftes Roastbeef mit Sauce, Kartoffelbrei und Broccoli und als Nachtisch
den unvermeidlichen gelben Wackelpudding.
    Nach dem Essen
begleitete Scott Caroline zurück ins Angehörigenzimmer. »Schlaf«, sagte er und
küsste sie auf die Stirn, die so heiß war, als ob sie Fieber hätte. Caroline
nahm dies alles sehr schwer und verschloss ihre Gefühle so fest in ihrem
Inneren, dass es sie krank machte. Scott hoffte, dass er ihr bald würde helfen
können. »Wir müssen da gemeinsam durch«, flüsterte er ihr zu. »Wir müssen
einander da hindurchhelfen .«
    Caroline
nickte, legte sich aufs Bett und schlief auf der Stelle ein.
    Während es
dunkel wurde, verwandelten sich Formen in Schatten.
    Kath lag auf
der Seite, ihrem Vater zugewandt, der zusammengekauert auf einem Stuhl am Bett
saß. Kaths blaue Augen waren von einem Schleier der Müdigkeit überzogen und
zeigten, dass sie bald einschlafen würde.
    »Danke, dass
du Jinnie mitgebracht hast«, sagte sie und streichelte der Puppe über die
pausbäckige Wange. Scott lächelte schwach. »Als ich im Auto aufgewacht bin und
sie nicht da war, hat es mir eigentlich gar nicht so viel ausgemacht .« Sie drückte Jinnie an die Brust. »Aber jetzt bin ich
froh, dass sie da ist. Wirklich froh.«
    Scott rieb
sich über die alte Narbe am Kinn, die aus irgendeinem Grund angefangen hatte,
ihn zu nerven; ihm war so, als spüre er ein leichtes Brennen.
    »Kannst du
dich an den Unfall erinnern ?« Er hatte die Worte
ausgesprochen, ohne an die möglichen Folgen zu denken. »Kannst du dich daran
erinnern, was passiert ist ?«
    Kaths Körper
zuckte so, als habe sie ein Schlag getroffen. Sofort wurde Scott klar, dass er
einen schweren Fehler begangen hatte. Das bisschen Farbe in ihrem Gesicht
schwand sofort, und ihre Mundwinkel verzogen sich nach unten. Ihre
erschrockenen, weit aufgerissenen Augen schienen durch Scotts Brust zu starren
- vielleicht, weil ihr inneres Auge noch einmal alles abspulte. Ihre Finger
gruben sich in Jinnies Rumpf. Dabei stand Scott plötzlich lebhaft die
Sinnestäuschung vor Augen, die ihn zu Hause während des Gewitters so erschreckt
hatte: Er sah die Puppe auf der Tischplatte vor sich, ihr Grinsen während eines
Blitzes, die Füllung, ein hässlicher, grauer Bausch, der aus ihr
herausgequollen war.
    »Versuch dich
zu erinnern«, hörte er sich selbst sagen, obwohl ihm gleichzeitig klar war,
dass er das Thema besser für immer begraben hätte. »Versuch nachzudenken,
Liebes, es ist wichtig .«
    Kath presste
die Augen heftig zusammen, nur eine einzige Träne trat glitzernd heraus. »Ich
kann's nicht«, erwiderte sie kaum vernehmbar. »Ich kann mich nicht daran
erinnern .«

Plötzlich war
ein dumpfes Plopp zu hören. Scott sah dass
    Kaths
zusammengekrümmte Finger durch den Stoff des puppenkleides bis zur Füllung
durchgestoßen waren.
    Lass es
sein, verdammt

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