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Der Cartoonist

Der Cartoonist

Titel: Der Cartoonist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Costello
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aussprach, gingen sie ihm sogar noch leichter
von der Zunge und klangen noch nichts sagender. Joes Schockreaktion war echt,
aber beherrschter als Klaras, so dass Scott ihm das Wesentliche mitteilen
konnte, ohne sich auch noch die Trauer eines weiteren Familienmitglieds
aufbürden zu müssen. Joe versicherte ihm, er werde es übernehmen, ihre
Schwiegermutter in Sandy Point zu benachrichtigen. Außerdem fragte er Scott, ob
er damit einverstanden sei, die Flugkosten für die alte Dame zu übernehmen,
damit sie an Kristas Beerdigung teilnehmen könne. Scott versprach es. Zu seiner
Erleichterung bot Joe auch an, sich um Kristas Überführung von Danvers zu einem
Bestattungsinstitut in Ottawa zu kümmern.
    Mehr als
erschöpft rief Scott schließlich auch noch Dr. Bateman im Health Sciences
Center, dem Klinikum von Ottawa, an.
    »Mein Gott,
Scott, das ist ja furchtbar .« Bateman war unfähig,
mehr als professionelle Anteilnahme in seine Worte zu legen. »Ich werde alle
hier informieren. Wir erwarten Sie erst zurück, wenn Sie selbst so weit sind.
Wenn Sie da sind, sind Sie da. Machen Sie sich in dieser Hinsicht keinerlei
Sorgen .«
    »Danke, Vince.
Auf Wiederhören.«
    »Scott«, sagte
Bateman, ehe Scott auflegen konnte. »Hat es sich tatsächlich so abgespielt wie
auf den Zeichnungen ?«
    Hätte Scott
vor dem Anruf bei Bateman genauer nachgedacht, wäre er darauf gefasst gewesen,
dass dessen wissenschaftliches Interesse über jedes Taktgefühl ging. Zu kaputt,
um seinem Arger Luft zu machen, erwiderte er: »Ja, Vince, sogar Zeitpunkt und
Ort haben gestimmt .«
    »Und wie ist
es zu dem Unfall gekommen ?«
    Ja, fragte sich
Scott bitter, wie ist es zu dem Unfall gekommen?
    »Wiederhören,
Vince.«
    Er legte auf.
    28
    Der Rest
dieses langen, konturenlosen Tages verging ohne jeden weiteren Zwischenfall.
Doch am Abend packte Scott nochmals für kurze Zeit das Entsetzen.
    Nachdem er mit
Bateman gesprochen hatte, trat er nach draußen, um Luft zu schnappen. Als er
Caroline entdeckte, die draußen herumschlenderte, schloss er sich ihr ein Weilchen
an. Keiner von beiden redete besonders viel. Später kehrte er allein zu Kaths
Zimmer auf der Intensivstation zurück. Kath schlief fest, bis um drei Uhr
nachmittags ein Neurologe mit schütterem Haar namens Franklin hereinkam, um sie
zu untersuchen.
    »Merkwürdig«,
sagte der Arzt, nachdem er Kath wachgerüttelt, mit einem kleinen Leuchtstab
ihre Augen untersucht und ihre Reflexe getestet hatte. »Der seltsamste Verlauf
einer Gehirnerschütterung, der mir je untergekommen ist - falls es wirklich
eine Gehirnerschütterung war.« Franklins Diagnose stand in offensichtlichem
Widerspruch zu der des Assistenzarztes Dr. Cunningham, der Kath auf die Station
aufgenommen hatte. »Nach ihrem anfänglichen Zustand hätte ich eigentlich auf
eine längere Genesungsphase getippt .« In diesen Worten
Franklins schwang etwas mit, das Scott als beruflichen Erklärungsnotstand
einordnen konnte. »Aber ihre Tochter scheint sich völlig erholt zu haben. Eigentlich
sehe
    ich gar keinen
Grund mehr, sie noch viel länger als morgen auf der Station zu behalten. Noch
ein paar Tage in einem hübschen, ruhigen Zimmer, wo wir sie aus der Ferne
überwachen können, und dann ...«
    »Eigentlich
hatte ich gehofft«, warf Scott ein, »dass ich sie hier herausholen und mit nach
Hause nehmen könnte. Ich bin wirklich dankbar für alles, was Sie und Ihre Leute
fürKath getan haben, aber wir sind ziemlich weit weg von zu Hause
und ... ich muss mich um eine Bestattung kümmern .«
    Der Neurologe
wich seinem Blick aus. »Ich verstehe. Ja, Sie haben da schon irgendwie Recht .« Er sah Kath an, die seinen Blick ausdruckslos erwiderte. »Fliegen Sie nach Hause ?« »Ja, so bald wir können .«
    »Dann wäre das
vielleicht auch das Beste. Ich werde mich um die Entlassung Ihrer Tochter und
die Medikation kümmern. Sie soll weiter krampflösende Mittel einnehmen, damit
wir irgendwelchen weiteren Anfällen vorbeugen ... Aber natürlich«, plötzlich
war es Franklin wieder eingefallen, »Sie sind ja selbst Arzt. Dann ist sie ja
in besten Händen .« Mit einem Nicken verschwand er.
    Als er
gegangen war, trat in Kaths winzigem Zimmer eine peinliche Stille ein. Scott
fiel nichts ein, was er seiner Tochter sagen konnte, ihm kamen nur
Belanglosigkeiten und Plattitüden in den Sinn. Es war ein so fremdes und
schreckliches Gefühl von Hilflosigkeit, dass sich bald darauf sein Magen nervös
verkrampfte. Kath lag nur da, hatte ihren Arm um

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