Der Cartoonist
beispielsweise eine Kuh wie bei Kristas
erstem Unfall , in die Scheibe gekracht wäre. Es gab
keine Hufspuren auf der Motorhaube, keine Fellbüschel an den ausgezackten
Rändern der Windschutzscheibe, keine eingetrockneten Pfützen von Tierblut.
Doch das, was
Scott wie ein Magengeschwür plagte, war der Grabstein auf der Zeichnung. Als er
die Blätter in Ottawa zum ersten Mal betrachtet hatte, waren ihm nur die offensichtlich
stimmigen Details ins Auge gefallen: der Wagen, der eindeutig ein Volvo war,
die Frau und das Kind im Innenraum.
Die
Fassungslosigkeit und der Schock, mit dem er auf Holleys Mitteilung reagiert
hatte, der Wagen sei auf eine Friedhofsmauer geprallt,
waren in den ersten Stunden nach diesem Gespräch nur unterschwellig präsent
gewesen. Als sie später in Holleys abgedunkeltem Büro gesessen hatten, war die
plötzliche Einsicht wie ein Schlag ins Genick gewesen. Allerdings hatte dieser
Schlag einen Mann getroffen, der sowieso schon ohnmächtig und blutend am Boden
lag. Erst als er in Holleys Mercedes vor der Texaco-Werkstatt gewartet hatte,
begann die Erkenntnis in seinem Inneren zu arbeite aber selbst da hatte Kaths
plötzliche Genesung den Gedanke vorübergehend
verdrängt.
Doch als er
letzte Nacht hellwach auf der Intensivstation gesessen hatte, war ihm die ganze
Sache nach und nach ins Bewusstsein gesickert. Dass der Volvo tatsächlich auf
eine Friedhofsmauer geprallt war, legte auf ebenso unheimliche wie
faszinierende Weise nahe, dass der Friedhof auf der Zeichnung der von Hampton
Meadow war; genau jener Friedhof, an dessen Einfriedung Krista den Tod gefunden
hatte. Deshalb richtete sich Scotts Augenmerk jetzt fast zwanghaft auf den
Grabstein und dessen Inschrift. Bis auf drei, vier lesbare Buchstaben, die sein
Interesse geweckt hatten, war darauf nichts zu entziffern gewesen.
Gab es auf dem
Friedhof von Hampton Meadow einen solchen Grabstein? Und falls ja, dann ...
was? Und wie hatte sich der Unfall abgespielt? Warum hatte man ihm keine
Untersuchungsergebnisse vorgelegt? Die Erklärungen, die Holley angeboten hatte
- Krista sei vielleicht am Lenkrad eingeschlafen oder habe wegen zu hoher
Geschwindigkeit womöglich die Herrschaft über den Wagen verloren -, waren
angesichts der Glasscherben im Wageninneren offenkundig unzureichend. Scott
wusste, dass Krista gern schnell fuhr, aber er konnte nicht glauben, dass sie
unkonzentriert gefahren war, nicht mit Kath im Wagen. Und die von der Polizei
mit der Untersuchung beauftragten Automechaniker hatten die Möglichkeit
irgendeines bedeutsamen technischen Versagens ausgeschlossen.
Jetzt
beschäftigte ihn mit nervtötender Hartnäckigkeit die Frage, wie es passiert
sein konnte - noch mehr sogar als die lähmende Einsicht, dass Krista tot war.
Enthielten die Zeichnungen irgendeinen geheimen Schlüssel dazu? Soweit es Scott
betraf, hegte er keinerlei Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Zeichners. Die
Vorhersagen, die der Alte auf bizarre Weise schwarz auf weiß festgehalten
hatte, waren bislang bis aufs i-Tüpfelchen genau eingetroffen. Und solange eine
Chance
bestand, dass die Zeichnungen ihm noch mehr erraten konnten, fühlte sich Scott
gezwungen, dem nachzugehen.
Nach einer
weiteren schlaflos verbrachten Nacht hatte er bei Morgendämmerung genau
gewusst, was er tun musste. Nachdem er Kath kurz geweckt hatte - nur um sich
davon zu überzeugen, dass sie auch wirklich wieder aufwachte -, war er ins
Foyer gegangen. Mit ein wenig Überredungskunst hatte er den Mann in der
Telefonzentrale dazu gebracht, ihm einen Beeper mit großer Reichweite zu leihen
und aufzuschreiben, dass Scott bei der geringsten Veränderung im Zustand seiner
Tochter zu benachrichtigen sei. Er hatte ein Taxi zu der Hertz-Niederlassung in
der Innenstadt genommen, den Ford Pinto gemietet... und jetzt war er hier.
Scott
verstaute die Zeichnungen wieder in der Hemdtasche, legte einen Gang ein und
lenkte den Pinto durch die matschige Auffahrt.
Die Fahrt vom
Krankenhaus hierher hatte etwas Traumartiges an sich gehabt. Beim Fahren
ertappte sich Scott eine Zeit lang dabei, dass er grinste und sich vorstellte -
nein, tatsächlich glaubte -, er sei wieder fünfundzwanzig und auf dem Weg zu Kristas
Wohnung in Sandy Point. Er würde sie abholen und zu ihrem geheimen Ort am
Strand mitnehmen. Und dort würde er sie umarmen, küssen, ihren von der
Schwangerschaft gewölbten Bauch streicheln und sie bitten, ihm eine zweite
Chance zu geben. Die letzten Tage und Stunden hatte er wie in einem
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