Der Chinese
beschädigten Möbeltransporter bargen, fand ein Polizist es der Mühe wert, sich anzuhören, was der bosnische Fahrer zu sagen versuchte. Der Polizeibeamte hieß Erik Hudden und hatte keine Lust, mehr als nötig mit Menschen zu reden, die kein richtiges Schwedisch sprachen. Es war, als verlören ihre Erzählungen an Bedeutung, wenn ihr Ausdrucksvermögen nicht ausreichte. Natürlich ließ er ihn erst einmal ins Röhrchen blasen. Der Fahrer war nüchtern, das Messgerät zeigte grün, und sein Führerschein schien auch in Ordnung zu sein.
»Er hat versucht, etwas zu sagen«, sagte der Fahrer. »Was?« fragte Erik Hudden unwirsch.
»Etwas mit Herö. Vielleicht ein Ort?«
Erik Hudden, der aus der Gegend stammte, schüttelte ungeduldig den Kopf. »Hier gibt es kein Herö.« »Vielleicht habe ich falsch gehört. Vielleicht war es etwas mit ‚s‘? Hersjö vielleicht.«
»Hesjövallen?«
Der Fahrer nickte. »Das hat er gesagt.«
»Was hat er damit gemeint?«
»Das weiß ich nicht. Er ist gestorben.«
Erik Hudden steckte seinen Notizblock ein. Er hatte nichts von dem notiert, was der Fahrer gesagt hatte. Als die Abschleppwagen eine halbe Stunde später mit den demolierten Fahrzeugen abgefahren waren und ein Polizeiwagen den bosnischen Fahrer zu einem weiteren Verhör im Polizeipräsidium mitgenommen hatte, setzte Erik Hudden sich in seinen Wagen, um nach Hudiksvall zurückzufahren. Er war in Begleitung seines Kollegen Sten Ytterström, der am Steuer saß.
»Wir fahren in Hesjövallen vorbei«, sagte Hudden plötzlich. »Warum? Ist ein Notruf eingegangen?«
»Ich will nur etwas prüfen.«
Erik Hudden war der ältere der beiden. Er war bekannt für seine Schweigsamkeit und seine Hartnäckigkeit. Sten Ytterström bog auf die Straße nach Sörforsa ein. Als sie nach Hesjövallen kamen, bat ihn Erik Hudden, langsam durch das Dorf zu fahren. Er hatte seinem Kollegen noch nicht erklärt, warum sie diesen Umweg machten.
»Sieht verlassen aus«, sagte Ytterström, als sie langsam Haus um Haus hinter sich ließen.
»Fahr zurück«, sagte Erik Hudden. »Genauso langsam.« Dann ließ er Sten Ytterström anhalten. Etwas hatte seine Aufmerksamkeit erregt. An einem der Häuser lag etwas im Schnee. Er stieg aus und ging näher heran. Plötzlich blieb er stehen und zog seine Waffe.
Sten Ytterström warf sich aus dem Wagen und zog ebenfalls seine Waffe. »Was ist?«
Erik Hudden antwortete nicht. Vorsichtig bewegte er sich vorwärts. Dann blieb er wieder stehen und beugte sich vor, als hätte er Schmerzen in der Brust. Erik Hudden war weiß im Gesicht, als er zum Wagen zurückkehrte. »Da liegt ein Toter«, sagte er. »Er ist total zerhackt. Es fehlt etwas.«
»Was sagst du da?«
»Ein Bein ist weg.«
Beide standen stumm da. Starrten sich an. Dann setzte sich Erik Hudden in den Wagen und ließ sich zu Vivi Sundberg durchstellen, die, wie er wusste, die Tagesschicht hatte. Sie meldete sich sofort.
»Hier ist Erik. Ich bin in Hesjövallen.«
Er konnte hören, wie sie überlegte. Es gab zahlreiche Ortsnamen in der Gegend, die ähnlich klangen.
»Südlich von Sörforsa?«
»Eher westlich. Aber ich kann mich irren.«
»Was ist los?«
»Ich weiß es nicht. Aber hier liegt ein Toter im Schnee, und eins seiner Beine ist weg.«
»Noch mal.«
»Ein toter Mann. Im Schnee. Es sieht so aus, als wäre er totgeschlagen worden. Eins seiner Beine ist weg.«
Sie kannten sich gut. Vivi Sundberg wusste, dass Erik Hudden nie übertreiben würde, wie unglaublich das, was er erzählte, auch klang. »Wir kommen«, sagte Vivi Sundberg. »Ruf die Spurensicherung in Gävle an.«
»Wen hast du bei dir?«
»Ytterström.«
Sie dachte nach. »Gibt es eine plausible Erklärung für das, was passiert ist?« »Ich habe so etwas in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen.«
Er wusste, sie würde verstehen. Er war schon so lange Polizist, dass es eigentlich keine Grenzen gab für das Elend und die Gewalt, die er hatte mit ansehen müssen.
Nach fünfunddreißig Minuten hörten sie in der Ferne die Sirenen. Erik Hudden hatte versucht, Ytterström dazu zu bewegen, mit den Nachbarn in den nächstgelegenen Häusern zu sprechen. Aber Ytterström hatte sich geweigert mitzugehen, bevor sie Verstärkung bekamen. Weil Erik Hudden nicht allein in das Haus gehen wollte, blieben sie beim Wagen. Während sie warteten, sprachen sie nicht
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