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Der Chinese

Der Chinese

Titel: Der Chinese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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hatte, würde sie sowieso nie vergessen können. Es war ein Blick direkt in die Hölle.
     
    Sie numerierte die Häuser, in der die Opfer gefunden wurden. Aber sie lagen nicht hintereinander im Dorf. Als sie auf ihrer makabren Wanderung zum fünften Haus kamen, stießen sie auf Leben. Vom Hof herüber ertönte Musik, die durch die Wände drang. Ytterström behauptete, es sei Jimi Hendrix. Vivi Sundberg wusste, dass Hendrix ein Gitarrist war, während Erik Hudden kein Ahnung hatte, von wem sie redeten. Sein Lieblingsmusiker war Björn Skifs.
     
    Bevor sie hineingingen, riefen sie noch zwei Polizisten hinzu, die Absperrungen errichteten. Sie brauchten so viel Plastikband, dass sie neue Rollen aus Hudiksvall hatten anfordern müssen. Mit gezogenen Waffen näherten sie sich der Haustür. Erik Hudden schlug an die Tür. Die Tür wurde von einem halbnackten, langhaarigen Mann geöffnet. Er fuhr erschrocken zurück, als er all die Waffen sah, die auf ihn gerichtet waren.
     
    Vivi Sundberg ließ ihre Pistole sinken, als sie sah, dass der Mann unbewaffnet war. »Sind Sie allein im Haus?« 
    »Meine Frau ist da«, antwortete der Mann mit zitternder Stimme. »Sonst niemand?«
     
    »Nein. Was ist denn passiert?«
     
    Vivi Sundberg steckte ihre Waffe ein und machte den anderen ein Zeichen, es ihr gleichzutun. »Gehen wir hinein«, sagte sie zu dem halbnackten Mann, der in der Kälte bibberte. »Wie heißen Sie?«
     
    »Tom.«
     
    »Und weiter?«
     
    »Hansson.«
     
    »Gut, gehen wir hinein, Tom Hansson. Damit Sie nicht zu frieren brauchen.«
     
    Die Musik im Haus war laut gestellt. Vivi Sundberg hatte das Gefühl, dass sich in allen Zimmern Lautsprecher befanden. Sie folgte dem Mann in ein unaufgeräumtes Wohnzimmer, wo eine Frau im Nachthemd zusammengekauert auf einem Sofa saß. Der Mann stellte die Musik leiser und zog eine Hose an, die über einem Stuhl hing. Tom Hansson und die Frau auf dem Sofa schienen einige Jahre älter zu sein als Vivi Sundberg. Um die sechzig.
     
    »Was ist denn passiert?« fragte die Frau erschrocken. Vivi Sundberg bemerkte ihren ausgeprägten Stockholmer Dialekt. Vermutlich waren sie Überwinternde aus der Zeit, als junge Menschen aus den Städten aufs Land zogen, um einfach zu leben.
     
    Sie beschloss, sofort zur Sache zu kommen. Die grausige Entdeckung, die sie und ihre Kollegen gerade gemacht hatten, trieb sie zu äußerster Eile an. Es war durchaus zu befürchten, dass die Person oder die Personen, die diese makabren Morde begangen hatten, ein weiteres Massaker anrichten konnten.
     
    »Einige ihrer Nachbarn sind tot«, sagte Vivi Sundberg. »Es haben sich hier im Dorf in der vergangenen Nacht schreckliche Dinge abgespielt. Es ist wichtig, dass Sie uns auf alle Fragen antworten. Wie heißen Sie?«
     
    »Ninni«, sagte die Frau auf dem Sofa. »Sind Herman und Hilda tot?«
     
    »Wo wohnen sie?«
     
    »Im Haus links von hier.«
     
    Vivi Sundberg nickte. »Sie sind tot. Ermordet. Aber nicht nur sie. Es scheint, als wären viele Dorfbewohner getötet worden.« 
    »Wenn das ein Scherz sein soll, dann ist er nicht besonders gelungen«, sagte Tom Hansson.
     
    Vivi Sundberg verlor für einen Augenblick die Beherrschung. »Ich habe keine Zeit für etwas anderes, als Fragen zu stellen, die Sie mir beantworten müssen. Auch wenn ich verstehe, dass Ihnen das, was ich sage, unbegreiflich erscheint, so ist es doch leider wahr. Es ist entsetzlich und es ist wahr. Was war in der Nacht hier los? Haben Sie etwas gehört?«
     
    Der Mann hatte sich neben die Frau aufs Sofa gesetzt. »Wir haben geschlafen.«
     
    »Sie haben nichts gehört?«
     
    Beide schüttelten den Kopf.
     
    »Haben Sie auch jetzt nicht bemerkt, dass das ganze Dorf voller Polizisten ist?« 
    »Wenn wir laute Musik spielen, hören wir nichts von draußen.« »Wann haben Sie Ihre Nachbarn zuletzt gesehen?«
     
    »Herman und Hilda haben wir gestern Abend gesehen«, sagte Ninni. »Wir treffen uns, wenn wir mit den Hunden gehen.«
     
    »Haben Sie einen Hund?«
     
    Tom Hansson nickte zur Küche hin. »Er ist ziemlich alt und faul. Er steht nicht einmal auf, wenn Fremde ins Haus kommen.«
     
    »Hat er heute Nacht nicht gebellt?«
     
    »Er bellt nie.«
     
    »Um welche Uhrzeit haben Sie Ihre Nachbarn getroffen?« 
    »Gegen drei gestern Nachmittag. Aber nur Hilda.« 
    »Und alles wirkte normal?« 
    »Sie hatte es im Kreuz. Herman saß wahrscheinlich in der Küche und löste Kreuzworträtsel. Ihn habe ich

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