Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels
mit ihren dünnen Wandschirmen ermunterten nicht zu Intimitäten, und obwohl er wusste, dass er Iries Rat folgen und weiter versuchen sollte, ihr näherzukommen, machte er trotz seiner ÃuÃerung zu Akane und seiner besten Vorsätze keine entsprechenden Anstrengungen. Er plante, dass sie den Winter bei ihren Eltern verbringen sollte. Wenn sie im Frühling nach Hagi zurückkam, könnten sie einen neuen Anfang machen. Bis dahin würde er von seiner Sorge um sie frei sein und sich auf die Vorbereitungen des Kriegs konzentrieren können, der nach seiner wachsenden Ãberzeugung im Lauf des nächsten Jahres ausbrechen würde.
Erleichtert verlieà er Lord Yanagis Haus in Kushimoto und brach auf nach Terayama, einer Station auf der Heimreise. Seinen Bruder würde er im Tempel zurücklassen. Er hatte Takeshi überall mit hingenommen, er wollte, dass der Jüngere selbst mit eigenen Augen das Land sah und die Gefolgsleute und Vasallenfamilien kennenlernte, weil er hoffte, seine Ideen über ihr Lehen als einen Bauernhof und die Notwendigkeit, Krieger zu dessen Verteidigung heranzubilden, mit ihm zu teilen. Takeshi war gewitzt, wenn es zum Beispiel darum ging, die Reaktionen der Kitano einzuschätzen, und er kam gut mit den Yanagijungen aus, aber er war offensichtlich mehr an Schwertern und Pferden interessiert,das sagte er auch selbst. Shigeru erwiderte, dass sie ohne Reis weder das eine noch das andere haben würden, das Heldentum des Kriegers sei nutzlos bei den Hungernden und Kriegsvorbereitungen schlössen die Bebauung des Bodens ebenso ein wie die Ausbildung und Bewaffnung der Männer. Doch für diese Ansicht fand er unter den herrschenden Familien auÃer bei Eijiro wenig Unterstützung, sie waren mehr daran interessiert, wie die Steuern erhöht werden könnten. Die landwirtschaftlichen Methoden waren altmodisch, Reformbemühungen erwiesen sich als widersprüchliches Stückwerk. Wenn der Krieg gewonnen ist, werde ich das ganze Land auf einen neuen Kurs bringen, versprach sich Shigeru. Aber jetzt war die wichtigste Aufgabe, die Loyalität und militärische Bereitschaft des ganzen Clans zu sichern. Und das konnte nur durch die Bestätigung von Bündnissen geschehen, er durfte sich keinen zum Feind machen.
Bei der Hinreise hatte er Wert darauf gelegt, zwei Nächte in Tsuwano zu verbringen, wo Lord Kitano und seine Söhne ihn mit frostiger Achtung empfingen. Die enge Freundschaft, die Shigeru mit Tadao und Masaji verbunden hatte, schien sich verflüchtigt zu haben, nachdem Shigeru im Vorjahr ihre Rückkehr aus Inuyama angeordnet hatte. Alle drei wiederholten ihren Treueschwur und berichteten ausführlich von den Truppen, die sie an die Ostgrenze geschickt hatten.
»Es überrascht mich ein wenig, dass Ihre Söhne in Tsuwano sind«, sagte Shigeru. »Ich habe damit gerechnet, dass sie sich bis Winteranfang in Chigawa aufhalten.«
»Ihre Mutter war krank«, entgegnete Kitano geschmeidig. »Es gab einen Zeitpunkt, da haben wir um ihr Leben gefürchtet.«
»Es freut mich zu sehen, dass sie sich so vollkommen erholt hat!«, antwortete Shigeru.
»Wenn ich einen Rat geben darf, Lord Shigeru, ich halte es für besser, Iida Sadamu nicht noch mehr zu provozieren, als Sie es bereits getan haben. Wir haben viele Berichte über seine Bitterkeit Ihnen gegenüber gehört. Sie haben ihm Grund gegeben, Sie zu hassen.«
»Er benutzt jeden Vorwand, um seine Aggression und Machtlust zu rechtfertigen«, erwiderte Shigeru. »Aber ich habe keine Angst vor ihm.«
»Ihnen muss bewusst sein, dass die Domäne Tsuwano am meisten unter einem Angriff der Tohan leiden würde.«
»Umso mehr Grund sicherzustellen, dass sie richtig verteidigt wird.«
Beunruhigt dachte er an Kitanos Worte, nachdem er Tsuwano verlassen hatte. Gern wäre er noch weiter nach Süden gereist und hätte Noguchi Masayoshi wiedergetroffen. Die Erinnerung an ihre erste Begegnung bedrückte ihn ebenfalls. Noguchi hatte Kitanos Söhne nach Inuyama begleitet. Seit damals hatte Shigeru nichts von ihm gehört, abgesehen von dem förmlichen Austausch, der sich durch ihre Beziehung innerhalb des Clans ergab sowie die Bezahlung von Reissteuern und anderen Abgaben auf den lukrativen Handel in Hofu. Matsuda hatte Noguchi als Feigling und Opportunisten beschrieben und als ebenso pragmatisch wie Kitano. Ich hätte darauf bestehen sollen,
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