Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels
hatte gehofft, ihn wiederzusehen, aber ich fürchte, er wird in den Drei Ländern nicht zu finden sein, solange Iida lebt.«
Die Erwähnung von Iida erinnerte sie an die Angst, die rundum drohte, doch an diesem Ort, mit ihm, fühlte sie sich beschützt.
»Ich komme mir vor wie ein Dorfmädchen«, sagte Naomi wehmütig. »Als hätte ich mich mit meinem jungen Mann davongeschlichen.«
»Ich werde deinen Eltern verkünden, dass wir verlobt sind«, sagte Shigeru. »Wir werden vor dem Schrein getraut werden und alle im Dorf werden feiern und zu viel trinken!«
»Werde ich meine Familie verlassen und ins Haus deines Vaters ziehen müssen?«
»Ja, natürlich, und meine Mutter wird dich herumkommandieren und dich zum Weinen bringen, und ich werde dich nicht verteidigen können, sonst lachen mich alle Männer vom Dorf aus, weil ich von meiner Frau besessen bin! Aber nachts werde ich dich glücklich machenund dir sagen, wie sehr ich dich liebe, und wir werden viele Kinder miteinander haben.«
Sie wollte, er hätte diese Worte nicht gesagt, noch nicht einmal im SpaÃ. Es war, als hätte er damit etwas ins Dasein gerufen. Sie versuchte ihre Ãngste zu vertreiben.
»Ich bin mit Muto Shizuka bis Yamagata gereist und davor war ich in Noguchi, wo ich Arai Daiichi traf. Er fragte nach deinen Absichten, er habe gehört, dass du nur an der Landwirtschaft interessiert wärst.«
»Was hast du ihm gesagt?«
»Nur, dass du geduldig bist, was Arai nicht ist. Er ist kurz davor zu rebellieren, glaube ich. Ein kleines Vorkommnis, eine Beleidigung, und er lehnt sich auf.«
»Er darf nicht allein handeln und auch nicht übereilt. Es wäre viel zu einfach für Iida, ihn jetzt zu besiegen und auszulöschen.«
»Shizuka und ich haben über den Stamm gesprochen. Ich kam auf die Idee, wir sollten ihn nutzen. Shigeru, so können wir nicht weitermachen. Wir müssen handeln. Wir müssen Iida töten. Wenn wir ihn nicht in einer Schlacht schlagen können, dann finden wir bestimmt jemanden, der ein Attentat auf ihn verübt!«
»Ich habe das Gleiche gedacht. Ich habe sogar mit Shizuka darüber gesprochen. Sie hat angedeutet, dass sie dazu bereit sein könnte, aber es widerstrebt mir, sie um so etwas zu bitten. Sie ist eine Frau, sie hat Kinder. Ich wollte, ich könnte mit Iida von Mann zu Mann kämpfen, aber ich fürchte, wenn ich nach Inuyama gehe, begebe ich mich einfach in seine Hände.«
Sie schwiegen beide und dachten an den jungen Yanagikrieger, der in Inuyama gestorben war.
Shigeru sagte: »Der Stamm will nicht, dass Iida getötet wird, er beschäftigt viele von ihnen. Wir könnten also nur mit jemandem arbeiten, dem wir völlig vertrauen, sonst riskieren wir, unsere Pläne dem Stamm allgemein und also auch den Tohan zu enthüllen. Soweit ich sehen kann, gibt es niemanden auÃer Shizuka.«
Naomi flüsterte: »Ich werde in wenigen Wochen in Inuyama sein, dort, wo Iida ist.«
»Du darfst noch nicht einmal daran denken!«, sagte Shigeru erschrocken. »So gut du auch kämpfen kannst, für ihn bist du nicht der richtige Gegner, auÃerdem ist er die ganze Zeit von Kriegern umgeben, von verborgenen Wachen und Angehörigen des Stamms. Du und deine Tochter, ihr würdet beide sterben und wenn du tot bist, wird mein Leben sinnlos. Wir müssen unsere Gefühle und Absichten weiter verbergen, nichts tun, um seinen Verdacht zu erregen, darauf warten, dass der richtige Moment sich uns zeigt.«
»Und der richtige Attentäter«, sagte Naomi.
»Auch das.«
»Ich muss zurück. Sachie wird sich Sorgen machen. Ich möchte nicht, dass man mich sucht.«
»Ich gehe mit dir.«
»Nein! Wir dürfen nicht zusammen gesehen werden. Ich werde nach Yamagata aufbrechen, sobald ich wieder im Tempel bin. Gehe heute nicht dorthin.«
»Nun gut«, sagte er. »Wahrscheinlich hast du Recht. Ich werde eine weitere Nacht in meiner einsamen Hütte verbringen.«
Sie spürte, dass ihr plötzlich Tränen drohten, und stand auf, um sie zu verbergen. »Wenn ich nur ein Dorfmädchen wäre! Aber ich trage schwere Verantwortung â für meinen Clan, für meine Tochter.«
»Lady Maruyama«, sagte Shigeru förmlich, während auch er aufstand, »verzweifle nicht. Es wird nicht mehr lange dauern.« Sie nickte, zu sprechen traute sie sich
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