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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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verrieten ihm, dass immer mehr Unbezähmbare dazukamen und sich in Gruppen an den Fenstern und Türen niederließen, wo sie die frische Luft in sich einsogen. Trotz der Großfüße machte sich knisternde Spannung unter den Katzen breit. Sogar Ratsbane saß still da, schaute nach draußen und merkte sich alle Rattenlöcher und Maulwurfshügel, die er entdeckte. Früher oder später, vielleicht sogar schon morgen, würden die Unbezähmbaren das Draußen erkunden wollen. Es war leicht gewesen, über sie zu bestimmen, solange sie in den drei Stockwerken des Hauses eingesperrt gewesen waren. Doch was würde passieren, wenn sie draußen herumliefen?
    Die Gerüche von Nizamuddin stiegen Datura in die Nase und vor seinem inneren Auge formte sich eine Karte des Viertels. Überall waren Großfüße, aber wie die Kanalschweine musste man sie einfach als Hindernisse ansehen und umgehen. Ihre Mülltonnen und die unbewachten Küchen waren allerdings sehr nützlich. Und außerdem gab es überall Beute. Datura verstand nicht, dass die Katzen von Nizamuddin offensichtlich nur jagten, um zu fressen– denn es gab so viel Beute in den Bäumen, den Gärten, der Wildnis und den leeren Grundstücken. Sie hatten nicht einmal Vögeln wie den Drosslingen das Genick gebrochen, die in Daturas Augen so leicht zu fangen sein mussten. Sie schnatterten nur unsinnig durcheinander und schienen sich möglicher Feinde nicht bewusst zu sein.
    Er putzte sich die Krallen und zog sie durch die zerschlissenen Vorhänge. Dann schärfte er ihre Spitzen, indem er sie an den Zähnen wetzte. Er dachte an seine wenigen Ausflüge auf die verschlossene Betonveranda hinten am Verrammelten Haus, einem toten Ort, der mit trockenem Laub und den leeren Puppen von Heuschrecken übersät war. Er dachte an das nutzlose Dach, wo die Fledermäuse sich häuslich eingerichtet hatten und die Spinnen dicke Netze woben, die selbst Vögeln gefährlich werden konnten.
    Dann hob er wieder den Kopf und sog die Luft ein, die nach Beute und den aufreizenden Gerüchen von Gras, Bäumen und Großfüßen duftete. Die Brust des weißen Katers plusterte sich auf, als er knurrte. Aus Daturas Sicht der Dinge stand riesiger Ärger bevor, obwohl er es weder mit Worten noch mit den Schnurrhaaren ausdrücken konnte. Das Draußen, dem er sich sein Leben lang ferngehalten hatte, war einladend und voller Versprechungen– für alle Katzen von Nizamuddin, außer für die Unbezähmbaren aus dem Verrammelten Haus. Es wäre Datura nicht in den Sinn gekommen, sich selbst die Schuld daran zu geben, dass er sich nicht früher nach draußen gewagt hatte. Stattdessen wuchs die Wut in ihm, wenn er daran dachte, was ihm ungerechterweise versagt worden war.
    Aconites Behauptung, auf dem Grundstück des Verrammelten Hauses gebe es keine Katzen, war richtig, das wusste er. Doch mit den Schnurrhaaren nahm er Duftmarken wahr, die ihm verrieten, dass gleich vor dem Grundstück eine große Katzenkolonie lebte. Eine weitere Spur führte zu einem Schrein. Seine Schnurrhaare zitterten, als er außerdem den Geruch von Fleisch zu einer Metzgerei und zu Restaurants verfolgte. Er roch keine Feindschaftslinien zwischen den Katzen vom Schrein und den Katzen des Wohnviertels. Beide Seiten hatten junge Jägerinnen und Kriegerkater, aber trotzdem schienen sie in Frieden zu leben.
    Ein Vogel flog am Horizont entlang, und neben Datura klapperte Aconite mit den Zähnen– ein klassischer Reflex eines Jägers. Die Sehnsucht auf ihrem Gesicht war nicht zu übersehen, ihr Hals reckte sich, als sie auf den Vogel zeigte. Bald werden die Unbezähmbaren vom Verrammelten Haus nach draußen gehen , dachte Datura. Die Frage war nur, ob man die Wilden Katzen, die außerhalb des Grundstücks lebten, als Bedrohung ansah oder ignorierte. Was wusste er über die Wilden Katzen, das ihm nützlich sein könnte? Wie sollte er sich ihnen nähern?
    Ein glänzender grüner Käfer trottete vor seine Vorderpfoten und zuckte aufgeregt mit den Antennen, als er die Gerüche von draußen wahrnahm. Die weiße Katze schaute zu, wie er mit Mühe auf die staubige Holzfensterbank kletterte. Zweimal fiel er um, dennoch krabbelte er weiter. Beim dritten Mal gelang es ihm, den fetten Körper auf die Fensterbank zu hieven. Wieder zuckte er mit den Antennen und prüfte vorsichtig den Wind.
    Das Draußen wimmelte von Beute, die nur darauf wartete, geschlagen zu werden. Je länger Datura ins offene Gelände schaute, je weiter er seine Nase über die Dächer wandern und

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