Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
rief er, und seine Stimme klang schrill.
    » Komm zurück!«, rief Ao.
    » Komm herunter«, quiekte Jao.
    Aber sie war schon aufgestiegen und drehte sich wie ein goldener Kreisel in den klaren blauen Himmel, vollführte eine erste Rolle, dann eine zweite, stieg auf einer plötzlichen, kräftigen Brise weiter auf und machte die dritte spektakuläre Rolle. Wie ein goldbrauner Blitz schoss sie dahin, und wir sahen sie höher und höher steigen, kopfüber jetzt. Dann stieß Slash erneut einen drängenden, scharfen Schrei aus, als ein rauchendes Stromkabel, das beim Kampf beschädigt worden war, in einem Regen aus Funken aufging.
    Wir konnten ihre goldenen Federn nicht von den Flammen unterscheiden.
    Eine Weile sagte keiner der beiden ein Wort. In der Stille hörte man nur den Regen. Miao schwieg, saß nur neben dem Milan, und beide schauten nach unten in den Park. Und wenn sie einen schlanken, grazilen und goldbraunen Geist durch die Bäume und zwischen den Dächern entlangjagen sahen, so sprachen sie nicht darüber.
    Schließlich wandte sich Tooth an Miao. » Ich muss mit Conquer und Claw reden, aber Folgendes können wir euch anbieten: Wir werden den Kampf nicht für euch anfangen, Miao. Wir werden nicht als Erste angreifen. Wir werden von keiner Katze Befehle entgegennehmen, außer von dir oder Katar. Doch wenn ihr Hilfe braucht, werden wir da sein.«
    Miaos Schnurrhaare entspannten sich, und gern hätte sie noch einmal den Kopf an Tooths gerieben, doch seine Kinnfedern waren steif, und mit den Krallen hielt er die Dachkante so fest, dass er eine solche Berührung wohl kaum willkommen heißen würde. » Danke, Tooth«, sagte sie und machte sich an den Abstieg.
    Während sie mit kleinen Hüpfern die Treppe hinunterlief, rief Tooth ihr hinterher. » Miao?«
    » Ja, Tooth?«
    » Sag all den Kleinen in Nizamuddin, den Mäusen, Spatzen und Spitzmäusen… sag ihnen, es wird alles gut.« Und damit wandte der Raubvogel den Kopf wieder in den Regen, der ohne Unterlass niederging.

16
    Unbezähmbarer Hunger
    L autlos und hinter einer zerfetzten Gardine hervor beobachtete Datura die Großfüße, die durch das Haus trampelten. » Versteckt euch!«, hatte er den anderen zugeknurrt. » Verteilt euch in Gruppen, haltet euch von den Futterschüsseln fern und greift die Großfüße nicht an. Noch nicht.«
    Aber im Laufe der Nacht und am nächsten Tag nahm der Strom der Großfüße noch zu. Der Nachtwächter hatte Alarm geschlagen und in das Verrammelte Haus gespäht, als die Katzen mit dem großen Klagen begonnen hatten, wie es Sitte war. Datura hatte das Trauerlied für den Toten angestimmt und den wenigen, die nicht mit einfielen, in die Kehle gebissen oder sie verprügelt. Die weiße Katze hatte sich zurückgezogen, als der Wächter hereingekommen war, und von der Treppe aus zugeschaut. Ganz bestimmt würden weitere Großfüße folgen. Er war nicht traurig, als sie den Leichnam des alten Großfußes hinaustrugen. Stattdessen schnupperte er an der Luft, die durch die Fenster hereinwehte, und roch Lieferwagen und Autos, die draußen vorfuhren.
    » Wir könnten hierbleiben«, schlug Ratsbane trotzig vor. » Wir könnten uns vor den Großfüßen verstecken und im hinteren Teil des Hauses leben, oder?«
    Datura war da anderer Meinung. Ein Blick auf die Großfüße, die angesichts der Dunkelheit im Haus zusammenzuckten und sich entsetzt über den schlechten Zustand unterhielten, genügte ihm, um zu wissen, dass sie ihre Abgeschiedenheit und ihr Zuhause verloren hatten. Die Luft zog durch Fenster und Türen herein und vertrieb den dicken, angenehmen Gestank, in dem er sich so wohl und zu Hause fühlte. Als Ratsbane einen Großfuß anfauchte, der die schmutzigen Futterschüsseln mit einem alten Spazierstock hin und her schob, hielt Datura ihn nicht zurück. Aber er beteiligte sich auch nicht, sondern verbot den anderen Katzen mit einem einzigen Zucken der Schnurrhaare, den Großfuß zu attackieren. Zwei der Großfüße stampften bedrohlich auf Ratsbane zu, und obwohl der schwarze Kater erneut fauchte, musste er sich zurückziehen.
    » Das ist unser Haus! Datura, wir müssen es verteidigen!«, knurrte Ratsbane.
    » Es war unser Haus«, sagte Datura. » Jetzt gehört es ihnen.«
    » Und wohin gehen wir?«, fragte Aconite und gesellte sich zu ihnen.
    » Nach draußen«, sagte Datura. » Lass mich in Ruhe, Aconite.«
    Er beantwortete keine weiteren Fragen mehr, und als Ratsbane nachhakte, wie seine Pläne aussahen, schoss Datura hinter den

Weitere Kostenlose Bücher