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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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spürte Miaos Anspannung, als sich der Geruch der Versammlung änderte.
    Hulo fletschte die Zähne. Sein raues Fell war vom Sturm durchnässt und klebte ihm am Leib. Er stand mitten im Regen, doch das schien ihm nichts auszumachen.
    » Natürlich werden sie uns nicht angreifen«, sagte er und zog die Schnurrhaare streitlustig nach oben. Die Katzenversammlung stimmte murmelnd zu. Hulo starrte die anderen an und schüttelte zuckend die schweren Tropfen von den Ohren. » Nein, das sind ganz nette Unbezähmbare, die ganz lieb fragen werden, ob sie ein paar Tropfen Milch bekommen, wenn es uns nichts ausmacht. Benutz doch mal deine Schnurrhaare, Dummkopf! Wenn sie ihr Zuhause verlieren, wenn sie nicht daran gewöhnt sind, sich ihr Futter selbst zu besorgen, wenn sie kein Gefühl für Grenzen haben– was wird dann wohl passieren, Blödmann? Wir haben Krieg, begreifst du das nicht?«
    Der Regen trug die Unsicherheit der Versammlung zu Miaos Nase, doch die Siamkatze ließ sich keine Gefühle anmerken.
    » Ich frage nochmals«, sagte Qawwali geduldig und brachte mit einem sanften Zucken über das Netz die anderen Katzen zum Schweigen. » Warum sollte dies die Katzen vom Schrein betreffen? Katar und ich sind alte Freunde und ich hege viel Respekt für Miao. Aber abgesehen davon, dass sich vielleicht der eine oder andere Krieger freiwillig bei euch einreiht, wenn ihr Hilfe braucht: Inwiefern betrifft diese Sache auch uns?«
    Katar grunzte abfällig, doch ehe er etwas sagen konnte, ließ sich Beraal von dem Ast fallen, auf dem sie gesessen und zugehört hatte. Wie Katar beachtete sie den Regen nicht und bald klebte das Fell an ihren Flanken.
    » Nach allem was wir von den Unbezähmbaren wissen, respektieren sie weder Grenzen, Duftmarken noch Reviere. Die meisten sind im Verrammelten Haus aufgewachsen und halten sich nicht an unsere Regeln. Wir befürchten, Qawwali, dass es sehr viele sein werden, die viel Platz brauchen. Und vergiss nicht, das Haus liegt an der Grenze zu eurem Revier. Es ist näher am Schrein als am Park von Nizamuddin, wo der Sender lebt.«
    Dastan, ein anderer Kater vom Schrein, ergriff das Wort. Er war eine große Katze mit einem Flickenteppich von Fell. » Vielleicht können wir ihnen ein Stück Land anbieten, wo sie sich niederlassen können. Manche könnten auch in den Schrein kommen, während andere im Viertel bleiben. Es ist genug Platz für ein paar Streuner.«
    Hulo machte einen Buckel und fauchte. Dastan starrte ihn an, kniff die Augen zusammen und knurrte– eine unmissverständliche Herausforderung.
    Katar trat vor und stellte sich neben Hulo. » Nichts für ungut, Freund«, sagte er und signalisierte beiden mit den Schnurrhaaren, sich zurückzuhalten. » Hulo meint, es ist vielleicht gar nicht möglich, mit den Unbezähmbaren aus dem Verrammelten Haus zu reden. Sie sind nicht wie wir oder wie andere normale Katzen, obwohl ich denke, wir sollten wenigstens den Versuch unternehmen, mit Datura zu sprechen.«
    Qawwali sah hoch zu Miao, die starr und unbeteiligt dasaß wie eine Statue. Sie schien den Regen nicht zu bemerken, und als bei einem Blitz alle anderen erschraken, blieb sie reglos und schaute mit den tiefgründigen Augen hinaus in die Ferne.
    » Jahrelang haben wir das Verrammelte Haus gemieden«, sagte Qawwali. » Niemand von den Schreinkatzen wird dort hingehen. Da stinkt es schlimmer als auf den Misthaufen, die nach den Pilgerfesten der Großfüße zurückbleiben, und wir haben bei uns genug zu fressen. Aber meine Erinnerung reicht so weit zurück wie deine, Miao. Fremde anzugreifen, deren Fell nicht riecht wie unseres, ist eine Sache. Aber die Unbezähmbaren sind keine Fremden, oder? Sind wir ihnen nicht Gastfreundschaft schuldig?«
    Miao regte sich, doch anstatt Qawwali sofort zu antworten, putzte sie sich einen Schlammspritzer von der Pfote. » Wer von den Anwesenden war je eine Drinnenkatze?«, fragte sie dann in die Runde.
    Verlegenes Schweigen breitete sich im Clan aus, aber schließlich miauten ein oder zwei Katzen leise. Ein Gescheckter hatte sich zu Qawwalis Mannschaft gesellt, nachdem seine Großfüße aus Nizamuddin fortgezogen waren. Und eine Kätzin mit Schildpattmuster war von den Marktkatzen aufgenommen worden, als sie niedergeschlagen an der Straße Autos nachgerannt war, die aussahen wie das ihrer Großfüße, welche sie zurückgelassen hatten.
    » Ich habe mal eine Zeit lang als Drinnenkatze gelebt, als meine Mutter den nächsten Wurf erwartete und wir von Großfüßen

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