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Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Bocks aufhörte zu schlagen, flackerte ein Licht in seinen Augen auf. Als sei es zu einem Einverständnis zwischen Beute und Jäger gekommen. Nur eine Sekunde später starb das Tier.
    Dünne, zerfranste Wolken schwebten tief am dunkler werdenden Horizont wie Spinnweben, die sich im Tag festkrallten. Faolan und der Pfeifer fraßen lange – bis der Mond bereits am Osthimmel aufstieg. Dann kehrten sie mit schweren Bäuchen zum Blaufelsrudel zurück.
    Normalerweise hätte Faolan hinter dem Pfeifer gehen müssen, aber bald trotteten sie einträchtig Schulter an Schulter wie gute alte Freunde. Faolan erschien es so natürlich, dass er kaum noch daran dachte, bis der Pfeifer den Mund aufmachte. „Ich war da, als du über die Feuerwand gesprungen bist.“ Die Worte trafen Faolan wie ein Windstoß, der aus einer tiefen Schlucht emporfegte. „Ich war einer der Wölfe, die dich hineingehetzt haben. Und nun hast ausgerechnet du mir die erste anständige Mahlzeit seit Wochen verschafft.“ Der Pfeifer hielt inne. „Ich danke dir.“
    Ein langes Schweigen trat ein. Zum ersten Mal hatte ein anderer Wolf zugegeben, dass er in dem Byrrgis mitgelaufen war, der Faolan in den Tod hatte hetzen wollen. Die Wölfe hatten ihn fälschlicherweise für einen Geiferwolf gehalten, was ihnen jedoch kein bisschen leidtat. Im Gegenteil, die meisten bedauerten, dass Faolan bei dem Sprung über das Feuer nicht gestorben war. Es hätte ihn aufhalten sollen. Und was machte dieser fremde Wolf? Er sprang in die Sonne und stellte die Große Kette infrage. Das war eine schwere Sünde, die fortan nicht mehr erwähnt, sondern im Schweigen eines Schnitzknochens begraben wurde. Einfach „frei vom Knochen weg“ darüber zu sprechen, wie der Pfeifer es gerade getan hatte, war unverzeihlich.
    „Du solltest besser nicht darüber reden“, sagte Faolan endlich.
    Der Pfeifer zuckte die Schultern. Dann erwiderte er mit einem sonderbaren Kichern: „Ich rede doch gar nicht wirklich darüber. Oder würdest du mein Gekrächze als Reden bezeichnen?“
    Na ja , dachte Faolan, aus seiner Kehle kommen Wörter, die man verstehen kann, auch wenn sie komisch klingen . „Kann ich dich etwas über den Gaddernag fragen?“
    „Ich weiß selbst nicht viel darüber. Seit ich im Blaufelsrudel bin, hat es nie einen gegeben.“ Der Pfeifer schwieg einen Augenblick. „Aber es heißt, dass die Knochennager während dieser Zeit mit großem Respekt behandelt werden. Kein Knuffen, kein Schnauzenbeißen.“
    „Und nach dem Wettbewerb?“
    „Tja, ich fürchte, dann geht das Leben wie gewohnt weiter. Außer für den Wolf, der in die Garde kommt.“
    Dann geht das Leben wie gewohnt weiter. Das waren bittere Worte. Faolan musste einfach gewinnen. Es war seine einzige Chance. Aber wie sollte er das schaffen, wenn ihm die anderen Wölfe so weit voraus waren? „Hast du schon mit den Vorbereitungen angefangen?“, fragte er.
    „Oh ja, einer der Gadder -Lords, die den Wettkampf leiten, ist zu mir gekommen und hat mir erklärt, welche Knochenarten wir schnitzen müssen.“
    „Und was sind das für Knochenarten?“
    „Die üblichen. Es müssen Worte der Weisheit aus der Großen Kette geschnitzt werden. Nichts, was dich überraschen könnte. Nur einen Knochen muss man selbst gestalten.“
    „Wie meinst du das?“
    „Na, einen eigenen Geschichtenknochen. Ich glaube, das ist am schwierigsten. Als wir alle nach Westen geeilt sind, um die Trauerrituale für das große Oberhaupt des MacDuncan-Clans zu vollziehen, durften wir an ein paar Knochen üben. Wir haben Trauerknochen für Duncan MacDuncan geschnitzt. Die Rudelführer sind danach zu uns gekommen und haben uns gesagt, was gut an unserer Schnitzarbeit war und was nicht.“
    Faolan erschrak. Erneut wurde ihm bewusst, wie weit er hinter den anderen zurücklag, weil er nicht an diesen ersten Vorübungen teilgenommen hatte.
    „Außerdem wird ein Byrrgis aufgestellt, in dem wir nicht die Fährtenschnüffler spielen müssen.“ Der Pfeifer nickte Faolan zu. „Da kannst du Punkte machen.“
    Faolan ließ den Kopf sinken. „Na hoffentlich“, murmelte er.
    „Oh, bestimmt. Das weiß ich. Du bist wie dafür gebaut.“
    Inzwischen hatten sie das Lager des Rudels erreicht und es blieb keine Zeit mehr für weitere Gespräche.
    Das Blaufelsrudel hauste unter einem riesigen Felsüberhang aus blauem, weiß geädertem Gestein, das vor winzigen Kristallen nur so blitzte. Faolan ging jetzt hinter dem Pfeifer her, wie es sich gehörte. Den Knochen

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