Der Clark Darlton Reader
Luke.
Es war wie damals, als er das Observatorium besuchte. Wieder verspürte er keinerlei Beschwerden, als das riesige Schiff startete und sich in die Luft erhob. Nur fiel diesmal der Planet Eldos viel schneller unter ihm weg, verkleinerte sich mit rasender Eile und wurde zu einem kleinen Ball, der als einziger Planet zwischen der verschwenderischen Lichtfülle dreier Sonnen schwebte. Dann verlor er sich in der Ferne, als er zu klein wurde.
Lariel war in letzter Sekunde zum Führer der Expedition ernannt worden, obwohl er schon sehr alt schien. Aber noch hatte er ein Leben vor sich, das ihn zu der Hoffnung berechtigte, lebend nach Eldos zurückzukehren. Falls kein technisches Versagen des Antriebes eintrat. Eine Reparatur gab es nicht.
Ladams Freund aus der Besatzung hatte sein Versprechen eingelöst. Tief unten im Laderaum befand sich ein Versteck. In diesem Versteck erwartete Aleva den Tag, an dem das Schiff jene Welt erreichen würde, die ihr Ziel war.
Die drei Sonnen von Eldos waren zu einer einzigen Sonne zusammengeschrumpft. Die Geschwindigkeit des Raumschiffes steigerte sich ständig und überschritt bald die kritische Grenze. Dann war es schneller als das Licht. Der Anblick aus der Sichtluke veränderte sich zusehends. Die Sterne wurden zu undeutlichen Licht flecken, die verschwommen und verwaschen in einer grau-milchigen Masse zu hängen schienen. Das kam daher, weil man in einer einzigen Sekunde das sehen konnte, was in tausend oder zehntausend Sekunden geschah. Die Lichtstrahlen wurden förmlich zusammengepreßt und komprimiert, der einfache Raum war nicht mehr durchsichtig. So wie Glas in genügender Menge grün wird, wurde das Nichts des Vakuums sichtbar. Die Zeit selbst veränderte sich nicht, obwohl Ladam von Lariel gehört hatte, daß auch damit eine Veränderung vor sich ginge. Aber er wußte nicht genau, was das war, und er fragte auch nicht. Es schien ihm unwichtig.
Er bewohnte zusammen mit Garta eine Kabine. Garta war seine Frau geworden, und sie tat alles, um ihm das Leben so erträglich zu machen, wie sie es vermochte. Eine ehrliche Freundschaft zweier Menschen hatte sich den Umständen gemäß in Liebe verwandelt.
Als das Schiff die millionenfache Lichtgeschwindigkeit erreicht hatte, wurde der Blick in den Weltraum eintönig und langweilig. Alles, was man zu erkennen vermochte, war eine milchige Wand in Flugrichtung und ein absolutes Schwarz, wenn man nach hinten schaute. Die dreifache Sonne von Eldos war schon lange verschwunden, ja, selbst das ganze Sternensystem, in dem sich Eldos befand, existierte nicht mehr.
Lariel befand sich in der Zentrale beim Kommandanten des Schiffes und unterhielt sich mit ihm. Der Kommandant, ein alter, erfahrener Raumfahrer, hatte bereits einige kürzere Flüge hinter sich. Er wußte, welche Aufgabe man ihm anvertraut hatte und was Sinn und Zweck dieser Flüge war. Er war einer der Wissenden.
„Wie lange werden wir brauchen?“ erkundigte sich Lariel, nicht zum erstenmal. Seine Ungeduld war erstaunlich für sein Alter.
„Ich werde den Antrieb abstellen, sobald jener Zeiger den grünen Strich erreicht hat. Dann schweben wir zwei Jahre im freien Fall durch den Raum. Und dann setzt die Verlangsamung ein. Sobald wir unter Lichtgeschwindigkeit fallen, müßten wir uns bereits in dem fremden System befinden.“
„In dem fremden Sonnensystem? So genau sind die Berechnungen?“
„Nein, im fremden Milchstraßensystem. Dann orientieren wir uns neu und erhöhen wieder. Und dann kann es nur eine Frage von wenigen Tagen sein.“
Selbstverständlich hatten die Eldosianer eine andere Zeitrechnung, aber es würde zu weit führen, diese immer anzuwenden. Die Einteilung in Tage, Stunden oder Jahre ist für irdische Begriffe entschieden einfacher und leichter faßlich.
„Und wann erreichen wir den Planeten unserer Bestimmung?“
„Ich werde dich früh genug benachrichtigen“, lenkte der Kommandant ab. „Du wirst Zeit genug haben, deinen jungen Freund auf seine Aufgabe vorzubereiten. Weiß er es noch nicht?“
„Wie das Gesetz befahl – er weiß nichts! Erst wenige Minuten vor der Landung wird er es wissen.“
Der Kommandant lächelte versteckt.
„Diese alten Gesetze – sie sind wertlos. Denn alle Erwählten wissen genau, was ihnen bevorsteht. Auch Ladam weiß genau, was ihn erwartet. Er weiß, daß er Eldos niemals wiedersehen wird.“
„Und …? Mehr aber auch nicht! Er kennt seine wahre Aufgabe nicht. Die werde ich ihm erst nahebringen. Ihm und
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