Der Clark Darlton Reader
Knopf zu drücken und die Waffe auf den Gegner zu richten, dann müsse dieser augenblicklich sterben.“
„So ein Unsinn! So etwas gibt es nicht.“
„Lok sagte es aber!“
Ladam wurde ärgerlich.
„Lok sagt, Lok meint – laß mich mit Lok in Ruhe. Er redet zuviel.“
„Ohne Lok wäre ich nicht hier!“ sagte sie vorwurfsvoll.
Er schwieg. Sie hatte ja recht.
Dann sagte er besänftigend:
„Ich meine es nicht so, Aleva. Aber ich glaube doch, daß unsere alten Gesetze nicht immer richtig waren. Sie sind zu alt.“
„Wie – alt?“
„Älter, als wir zu denken vermögen“, gab er nachdenklich zurück.
Als Ladam fühlte, wie sein Gewicht wieder zunahm, wußte er, daß der Flug seinem Ende entgegenging. Er wartete geduldig, bis Lariel in die Kabine kam.
„Ist es schon …?“ begann er.
„Noch nicht, mein Sohn“, sagte der Alte. „Aber wenn du willst, kannst du mit in die Zentrale kommen und das Sternsystem sehen.“
In dem runden Kommandoraum glühte ein großer Schirm und erweckte den Eindruck des körperlosen Schwebens im bloßen Weltall. Rundherum um das Schiff war das Nichts, glühende Spiralnebel und unzählige Sonnen standen auf samtschwarzem Untergrund und strahlten ihr Licht in die Unendlichkeit.
Der Kommandant lächelte vielsagend und deutete auf einen hellen Stern.
„Das ist er – keine zwanzig Lichtjahre mehr entfernt. Wir haben gut gerechnet. In wenigen Stunden können wir dort anlangen.“
„Zwanzig Lichtjahre in wenigen Stunden …“
Ladam machte ein erstauntes Gesicht.
„Für uns nur wenige Stunden, Ladam. Die Zeit hier ist nicht mehr das, was du von ihr erwartest. Selbst wir, die wir in kurzer Zeit wieder auf Eldos sind, werden dort keinen Menschen mehr wiederfinden, den wir kennen. Darum ist es so, daß alle Schiffe Generationen nach ihrem Start erst wieder zurückkehren. Die Kommandanten sind nur um wenige Jahre gealtert – auf Eldos aber starben Generationen.“
„Wie … alt bist du?“
Der Kommandant lächelte.
„Dies ist meine dritte Reise. Mein Alter beträgt knapp 80 Nächte, also 160 Jahre. Geboren wurde ich in der 8800. Nacht unserer Zeitrechnung.“
Ladam hielt den Atem an.
„Dann wärst du ja … mehr als 300 Nächte alt? Mehr als 600 Jahre?“
„Eigentlich ja, ich bin 600 Jahre alt, habe aber nur 160 gelebt.“
„Das verstehe ich nicht.“
„Du wirst es auch nicht mehr verstehen, aber vielleicht später einmal einer deiner Nachkommen. In 1000 oder in 10000 Jahren. Oder erst in einer Million Jahren. Wer soll das wissen?“
Ladam fühlte den kalten Schauer wieder.
Er wandte sich an Lariel.
„Was hat jener Stern dort mit mir zu tun? Was wollen wir dort?“
Lariel hob beschwichtigend seine beiden Hände.
„Ladam! Bisher warst du so gehorsam und willig, enttäusche mich nun nicht. Du warst froh und glücklich, als der Rat dich erwählte, du warst so stolz! Und nun hast du Angst … vor dem Gesetz?“
„Vor welchem Gesetz?“
„Du sollst es erfahren. Ich werde noch heute zu dir kommen und dir und Garta erzählen, wie das Gesetz lautet. Dann wird die Ruhe wieder zu dir zurückkehren.“
„Oder die Panik wird über ihn herfallen!“ sagte der Kommandant, als sich die Tür hinter Ladam geschlossen hatte.
Lariel ließ sich in einem der Sessel nieder, den Ladam ihm zu-rechtgeschoben hatte. Sein Seufzen verriet die innere Besorgnis, die ihn erfüllte. Doch dann scheuchte er mit einer Handbewegung alle Bedenken beiseite und sah Ladam und Garta voll ins Gesicht.
„Meine Kinder. Ihr wißt, daß ich euch liebe und schätze, nur darum auch hattet ihr das Glück, diesmal zu den Erwählten zählen zu dürfen. Ihr wißt, daß der Rat der Wissenschaftler und Weisen schon seit undenklichen Zeiten die alten Gesetze befolgt, die uns der Meister einst gab. Diese Gesetze besagen u.a., daß unsere Rasse die größte und schöpferischste des Universums … war. Sie ist es heute nicht mehr, und wir befürchten, daß wir von anderen abgelöst wurden. Wir wissen es nicht, aber wir können es vermuten. Trotzdem halten wir an den alten Gesetzen fest und führen das aus, was unsere Pflicht zu sein scheint.“
Er machte eine Pause und wartete auf einen Einwurf. Als jedoch kein solcher erfolgte, fuhr er fort:
„Es ist der Wille des Meisters, daß das Universum bevölkert wird, wo immer es Lebensmöglichkeiten bietet. Nicht jede Sonne hat Planeten, die Leben tragen können, aber viele Sonnen spenden Licht und Wärme ihren zum Leben bestimmten Welten. Es
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