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Der Clark Darlton Reader

Der Clark Darlton Reader

Titel: Der Clark Darlton Reader Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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und Größe zunahm. Dann veränderte sich das Bild mit einemmal nicht mehr, sondern verharrte in der Stellung, in der es sich befand. Die äußerste Reichweite des Teleskopes mußte erreicht sein.
    „Was du jetzt siehst, Ladam, ist ein Stern, der sich viele Millionen Lichtjahre von uns entfernt befindet. Mit bloßem Auge erscheint das ganze Sternsystem wie ein schwacher Lichtfleck, erst dieses wunderbare Teleskop, dessen Geheimnis selbst für uns eins ist, verwandelt diesen Lichtfleck in eine milliardenfache Sternenwelt. Und dieser Stern da vor uns ist es, den eine seltsame Laune der Natur zu deinem Schicksal auserkoren hat. Wie lange schon ist es her, daß wir das letzte Schiff aussenden konnten?“
    Ladam wußte es nicht. Sein Vater hatte den Start miterlebt.
    „Und jetzt kommt das Ereignis, das vor einiger Zeit schon stattfand. Wir bannten es etappenweise auf den Film. Betrachte es genau!“
    Ladam starrte erneut auf die Projektionsfläche. Der Stern stand immer noch in der Mitte des Bildes, vergrößert bis zur Größe eines Apfels. Er stand allein und einsam in der Schwärze des ihn umgebenden Weltalls. Doch jetzt zeigte sich an der rechten Seite des Schirmes eine schimmernde Helligkeit, die sich mehr und mehr verstärkte. Und dann schob sich – scheinbar unendlich langsam – ein zweiter Stern in den Sichtbereich der Zuschauer. Er näherte sich dem ersten Stern.
    „Das ist es!“ flüsterte Lariel ergriffen, obwohl er diesen gleichen Film doch schon mehrmals gesehen haben mußte.
    Ladam sah, daß der zweite Stern sich langsam und ruckweise – die Aufnahmen mußten mit großen Zeitabständen gemacht worden sein – dem ersten näherte. Als beide Sterne den größten Annäherungspunkt erreicht hatten, geschah etwas Seltsames, Unheimliches.
    Von der ersten Sonne aus begannen sich feine, schleierförmige Wölkchen zu lösen, strahlten von ihrer Oberfläche aus in den Raum hinein – in Richtung des zweiten Sternes, der in größter Nähe an der ersten Sonne vorbeiglitt. Auf ihm wiederholte sich das gleiche Schauspiel. Genau in der Mitte zwischen beiden Weltkörpern trafen sich die strahlenden Schleier, vermählten sich in einem wilden Reigen urhafter Energie. Dann begannen die beiden Sonnen, sich langsam wieder voneinander zu entfernen.
    „Die Schwerkraft“, murmelte Lariel. „Die Schwerkraft der ersten Sonne ist stärker. Sie nahm mehr Materie zu sich. Der zweite Stern hat nichts mitnehmen können. Er ging leer aus. Das macht nur eine Expedition notwendig.“
    Ladam wurde der Sinn der Worte noch nicht klar.
    Er starrte weiter auf das Bild. Der zweite Stern entfernte sich immer mehr, wanderte langsam über die schwarze Fläche und verschwand schließlich am Rande in das Nichts. Es war ihm nicht gelungen, ein wenig der strahlenden Materie mitzunehmen, die seine Schwerkraft aus dem Nebenbuhler gelöst hatte.
    Diese strahlenden Wolken aber – Ladam wunderte sich darüber – stürzten nicht in die erste Sonne zurück, wie er angenommen hatte. Sie hatten durch die Drift, die sie erhalten hatten, als sie dem enteilenden Stern ein Stück gefolgt waren, genug Eigengeschwindigkeit erhalten, die die Gravitation des Muttergestirns neutralisierte. Sie begannen um die Sonne zu kreisen, lösten sich in einzelne Gaswolken auf, die durch ihre eigene Schwerkraft zusammengehalten und in Kugelform gezwungen wurden.
    „Was ist das?“ flüsterte Ladam scheu, obwohl ihm die Erkenntnis bereits dämmerte.
    „Die Geburt eines Sonnensystems“, gab Lariel Bescheid. „Du hast soeben die Entstehung einer Reihe Welten erlebt. Eine von ihnen wird für unseren Zweck geeignet sein. So will es der Meister.“
    In das Schweigen hinein flammte das Licht. Der Film war zu Ende.
    Die drei Wissenschaftler erhoben sich aus den bequemen Stühlen, winkten Ladam freundlich zu. Er sah Lariel fragend an. Der nickte:
    „Du wirst nun durch das Teleskop schauen. Es ist auf jene Sonne eingerichtet, und du wirst sie so sehen, wie sie uns jetzt erscheint.“
    Ladam folgte den älteren Männern zurück in die Observatoriumszentrale. Vor dem großen Teleskop, in dessen Innern es leise summte, blieben sie stehen. Einer der Männer schaute durch das Objektiv, drehte an einigen Rädchen und trat dann schließlich zurück. Er lud Ladam mit einer knappen Handbewegung ein, selbst zu sehen.
    Ladam sah Lariel fragend an. Dann beugte er sich hinab, um sich in dem metallenen Sitz niederzulassen. Seine Augen berührten das Doppelobjektiv – und er fiel hinein in

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