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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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sie überfallen hast.«
    »Aber das ist nicht wahr!«, protestierte Jeff. »Ich habe versucht, ihr zu helfen.«
    »Natürlich wolltest du ihr helfen«, versicherte ihm Heather. »Und ich bin sicher, wenn sie der Frau morgen Fotos zeigen, wird sie wissen, dass du es nicht warst.«
    Doch als die Polizei der Frau am nächsten Morgen ein Dutzend Fotos zeigte, legte sie den Finger sofort auf Jeffs Bild. Obwohl ihr Gesicht und ihr Kiefer dick verbunden waren, gab sie klar und deutlich zu verstehen, dass er der Mann war, der auf dem Bahnsteig der U-Bahnstation über sie hergefallen war.
    Also hatten sie ihn nach Downtown gebracht.
    Das seltsam losgelöste Gefühl, das ihn in der Nacht überkommen hatte, in der er verhaftet worden war, wich echter Angst, als man ihn in die Haftanstalt, das Manhattan House of Detention, verlegte.
    Wenn er später darüber nachdachte, verschwamm der größte Teil dieses Tages im Nebel. Er erinnerte sich nur, dass er durch ein Labyrinth vergitterter Tore befördert wurde und auf einer schmalen, steilen Treppe zwei Stockwerke hinaufsteigen musste, auf der seine Schritte widerhallten – und die Schritte von Dutzenden anderer Leute, die langsam durch die Mühle des Gesetzes geschleust wurden.
    Im Lift hing der schwere, unverwechselbare Geruch von Weihrauch.
    Er erinnerte sich an einen Gang mit Zellen, in denen die zwielichtig und verkommen aussehenden Gestalten saßen, deren Blicke er auf der Straße oder in der U-Bahn immer gemieden hatte. Jetzt starrten sie ihn an, riefen ihm etwas zu, wollten wissen, was er getan hatte.
    Er sagte nichts.
    Schließlich wurde er durch ein anderes Treppenhaus hinuntergeführt und in einem der Gänge in eine Art Käfig gesperrt. Perfekt quadratisch geschnitten, enthielt der winzige Raum nur einen vergammelten Plastikstuhl.
    Er setzte sich.
    Er hatte keine Ahnung, wie lange er wartete. Seine Armbanduhr lag – zusammen mit den anderen Sachen, die sie ihm am Abend vorher abgenommen hatten – noch immer in dem Umschlag, und weit und breit war keine Uhr zu sehen.
    Endlich führte man ihn in den Gerichtssaal, und der Albtraum wurde noch monströser.
    Obwohl er an diesem Morgen, an dem das Urteil gefällt werden sollte, im Criminal Courts Building neben dem Detention Center in einem anderen Käfig vor einem anderen Gerichtssaal wartete, lag der einzige sichtbare Unterschied in dem Stockwerk, in dem er sich befand. Als er angeklagt und die Anklageschrift verlesen worden war – die Anklagen reichten von tätlichem Angriff bis zu versuchter Vergewaltigung und versuchtem Mord –, war das in einem der unteren Stockwerke geschehen. Damals, vor fast einem halben Jahr, hatte er noch hoch fliegende Hoffnungen gehegt. Bestimmt würde Cynthia Allen ihren Irrtum erkennen und man würde das Verfahren einstellen. Aber es war nicht eingestellt worden. Die beiden Cops, gefolgt von zwei Leuten, die aus der einfahrenden U-Bahn ausgestiegen waren, und schließlich Cynthia Allen selbst sagten aus, was sie an diesem Abend zu sehen geglaubt hatten. Während er Cynthia Allen zuhörte – sie saß in dem Rollstuhl, an den sie seit dem Überfall gefesselt war, und ihr Gesicht war sogar nach den ersten kosmetischen Operationen noch immer entstellt –, wurde ihm klar, dass man ihn verurteilen würde.
    Und ihm wurde auch klar, dass er, wenn er auf der Geschworenenbank säße, anstatt hinter dem Tisch des Verteidigers, selbst jedes Wort geglaubt hätte, das sie sagte.
    »Ich habe ihn gesehen«, flüsterte sie und schaute ihn jetzt wieder an, bevor sie sich erneut den Geschworenen zuwandte. »Er lag auf mir – er versuchte mich ...« Ihre Stimme erstarb, und ihr Schweigen war viel eindrucksvoller und überzeugender als Worte.
    Dann wurde er in den Zeugenstand gerufen. Als er dort saß – in dem Hemd mit dem viel zu weit gewordenen Kragen und einem Jackett, das um seinen hageren Körper schlotterte, wusste er, dass die Jury ihm kein Wort glaubte. Egal, was er sagte.
    Er hatte den Zweifel in ihren Augen gesehen, als er ihnen von dem Mann erzählte, der mit der Hast einer Küchenschabe, die aus dem Licht flüchtet, in dem tintenschwarzen Tunnel untergetaucht war.
    Während der ganzen Zeit saßen seine Eltern Seite an Seite in der ersten von sechs für das Publikum reservierten, harten hölzernen Bankreihen – Bankreihen, die ihn an Kirchenbänke erinnerten. Immer wenn er sie ansah, lächelten sie ermutigend, als dächten sie, dass sich ihr Glaube an seine Unschuld irgendwie auf die Jury

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