Der Club der Gerechten
stoisch in ihrem Rollstuhl. Hinter ihr, die Hände auf ihren Schultern, als wolle er sie vor weiterem Schaden beschützen, stand ihr Mann. Cynthia umfing mit einer Hand die ihres Mannes, ihre andere ruhte in der ihres Vaters, der neben ihrem Stuhl auf der Bank saß. Alle drei starrten Jeff mit so eisiger Kälte an, dass ihn fröstelte. Auf dem Weg zum Tisch des Verteidigers hielt er dennoch Cynthias Blick fest und betete, dass sie sich vielleicht doch noch erinnerte, in seinen Augen las, dass er ihr nur hatte helfen wollen.
Doch er sah nur, wie sehr sie ihn hasste.
Er ließ sich auf einen abgenutzten Holzstuhl nieder, musste aber sofort wieder aufstehen, als der Gerichtsbeamte mit dröhnender Stimme zu sprechen begann und sich die Tür des Richterzimmers öffnete. Einen Augenblick später sank Jeff, nachdem Richter Otto Vandenberg sich hinter dem Richtertisch niedergelassen hatte, auf seinen Stuhl zurück.
Vandenberg, ein großer, grauhaariger Mann, dessen Körper in der schwarzen Robe noch raumeinnehmender aussah, begann in den Papieren zu wühlen, die vor ihm lagen. Endlich sah er Jeff über seine Halbbrille hinweg forschend an. »Angeklagter, erheben Sie sich«, sagte er so leise, dass die Leute sich anstrengen mussten, um ihn zu verstehen, aber dennoch mit solcher Autorität, dass nie jemand auch nur ein einziges Wort überhörte, das er äußerte.
Jeff stand auf, und Sam Weisman mit ihm.
»Haben Sie noch etwas zu sagen, bevor ich das Urteil verkünde?«, fragte der Richter.
Jeff zögerte. Sollte er noch einmal versuchen, den Richter zu überzeugen, dass er unschuldig war? Was würde es nützen? Die Jury hatte bereits entschieden. Aber eines hatte er noch zu sagen – etwas, das er während des Prozesses nie hatte sagen können. Er drehte sich um und sah Cynthia wieder in die Augen. »Es tut mir Leid«, sagte er leise, »es tut mir Leid, dass ich nicht ein paar Minuten früher gekommen bin, denn dann wäre Ihnen nichts geschehen.« Er hielt ihren Blick fest, bis sie den ihren senkte. Dann wandte er sich wieder dem Richter zu.
Otto Vandenberg ließ sich nicht anmerken, dass er Jeffs Worte gehört hatte.
»Ich habe mir alle Aussagen in diesem Fall angehört und die Empfehlungen von Anklage und Verteidigung gelesen. Die Verbrechen, die man Ihnen zur Last gelegt hat, sind in der Tat sehr, sehr schwer und können nicht leicht genommen werden. Ich habe jedoch auch die Tatsache in Betracht gezogen, dass in diesem Fall – wie in vielen anderen – ein Wort gegen das andere steht. Ebenso habe ich in Betracht gezogen, dass Sie vor diesem Fall ein vorbildlicher Bürger waren und keines der psychologischen Gutachten darauf hindeutet, dass Sie etwas anderes sind als ein völlig normaler junger Mann.«
Die Flamme der Hoffnung loderte in Jeff wieder auf.
»Ich verurteile Sie daher zu einer Haftstrafe von nicht mehr als einem Jahr, abzüglich der Untersuchungshaft, die Sie bereits verbüßt haben ...«
Sieben Monate! In sieben Monaten würde er wieder frei sein. Vielleicht sogar noch früher.
»Ich hatte Recht!«, hörte Jeff seinen Verteidiger jubelnd flüstern. »Ich hatte so'n Gefühl, und ich hatte Recht! Er hat Ihnen geglaubt, Jeff!«
Aber dann hörte er eine andere Stimme, die sich im Hintergrund des Gerichtssaals wütend erhob.
Die Stimme von Cynthia Allens Ehemann.
»Ein Jahr?«, brüllte er. »Nach allem, was er getan hat, geben Sie ihm ein Jahr? Ich schwöre zu Gott, ich sollte ihn eigenhändig umbringen!«
Jeff fuhr herum und sah den Mann an.
»Das wäre es, was Sie verdienen«, fuhr Bill Allen fort. »Sie müssten tot sein.« Ehe jemand auf seine Worte reagieren konnte, drehte er den Rollstuhl seiner Frau um und schob ihn aus dem Gerichtssaal.
»Wie meinst du das – du willst nichts dagegen tun?«, fragte Keith Converse. Obwohl seine Stimme ruhig blieb, verriet die Anspannung seines Gesichts den Zorn über das Urteil, das der Richter verkündet hatte.
»Du musst dich beruhigen, Keith«, sagte Mary und betrachtete nervös die Ader, die auf Keiths Stirn pochte. »Es nützt dir nichts, wenn du die Beherrschung verlierst.«
Keiths Augen schweiften durch das Konferenzzimmer. Jeff saß an einem Ende eines schäbigen Tisches, Sam Weisman auf seiner linken, Heather Randall auf seiner rechten Seite. Mary saß mit völlig unbeteiligtem Gesicht ihrem Sohn gegenüber, während ein Gefängniswärter an der Tür stand. »Und was, glaubst du, kann an diesem Punkt noch helfen?«
Als sei außer ihm niemand
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