Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
Mann sagte zu ihm: »Entscheide dich, Großer – benimm dich, oder du kannst anfangen, allein in der Dunkelheit rumzulaufen. Sogar Kerle wie du kriegen Angst vor der Dunkelheit. Also frag ich dich zum letzten Mal – kapiert?«
    »Hab's kapiert«, antwortete Jagger, aber Jeff hörte die Wut in seiner Stimme.
    »Also, so geht's weiter«, fuhr die Stimme fort. »Ich werde das Licht wieder einschalten, und ihr beide geht vor mir her. Nicht weit, hundert Meter vielleicht. Dort hab ich 'n Schlupfwinkel. Wenn wir dort sind, werde ich mich entscheiden.«
    Das Licht blitzte wieder auf, und der Unsichtbare ging um sie herum, bis er hinter ihnen war. Jetzt durchstieß der Strahl die Schwärze der Tunnel, und Jeffs Augen erholten sich langsam, zum ersten Mal seit er den Bahnsteig der U-Bahn verlassen hatte, sah er deutlich, wo er war.
    Der Tunnel wurde von brüchigem und von Trockenfäule angefressenem Beton gesäumt, so alt, dass alle Sorgfalt, mit der er ursprünglich errichtet worden war, seit langem der Verwitterung anheimgefallen war. Kleine Stalaktiten hatten sich aus Kalk und Sickerwasser gebildet. Auf dem Boden des Tunnels sah man die Reste rostiger Bahngleise, doch Teile der Schienen waren ganz verschwunden, und in anderen fehlten alle Schienennägel. Die Schwellen waren so verfault, dass die wenigen verbliebenen Schienennägel aussahen, als könnte man sie mühelos herausziehen. An der Decke sah man hier und da die Reste primitiver Lampen, aber nicht nur die Birnen waren längst verschwunden, sogar die Fassungen waren zerbrochen. Das einzige Anzeichen dafür, dass es hier einmal Elektrizität gegeben hatte, waren ein paar hängende Drähte, von deren Enden man die Isolierung entfernt hatte.
    »Da hinauf«, sagte der Mann hinter ihnen, als sie zu einer Nische kamen. Von Jagger gefolgt, kletterte Jeff auf die kleine Plattform.
    Obwohl es hier nichts gab als ein verlöschendes Feuer in einer Mülltonne, schien die zuckende Flamme Jeff so verheißungsvoll wie das Julfeuer im Kamin eines Gasthofs in Neuengland am Weihnachtsabend.
    Der Halogenstrahl verschwand plötzlich, blendete Jeff aber noch einmal sekundenlang. Als sein Blick wieder klar wurde, sah er im flackernden Licht des Feuers den Mann, der vor ein paar Minuten gedroht hatte, ihn zu töten. Mager, ausgemergelt beinahe, mit Augen, die tief in den Höhlen lagen, und teigiger Haut. Irgendwie sah sein Gesicht böse und verwildert aus. Obwohl höchstens einsfünfundsechzig groß und etwas über hundertzwanzig Pfund schwer, schien Jagger ihn nicht einzuschüchtern, geschweige denn Jeff selbst.
    Und er konnte nicht älter als zwanzig sein.
    »Wenn ihr mich umbringt, kommt ihr hier nie raus«, sagte er.
    Jagger schien kurz seine Möglichkeiten zu erwägen, dann schweifte sein Blick durch die Nische. »Was zu essen da?«
    Der dünne Mann nickte. »Mögt ihr Gleiskaninchen?«
    »Ich esse, was de hast«, knurrte Jagger. »Also, wo isses?«
    Der Mann wies mit dem Kopf in die Ecke. »Hinter der Tonne.« Er lächelte und entblößte dabei eine Reihe abgebrochener Zähne. »Hab heute drei erwischt – muss gewusst haben, dass ihr kommt.« Er ging um die Tonne herum, hob eine verbeulte und verkratzte Kaffeekanne auf und reichte sie Jagger. »Machst du sie sauber?«
    Jagger warf einen Blick in die Kanne und fing an zu würgen. Die Kanne fiel klappernd auf den Boden, rollte auf die Gleise zu und entleerte ihren Inhalt.
    Drei tote Ratten, die Köpfe zerquetscht und blutbesudelt, lagen auf dem dreckigen Beton.
    Der Magere grinste breiter, als Jeff zurückwich. »Was is' los, mögt ihr keine Kaninchen?« Er holte ein Taschenmesser heraus, öffnete es, hockte sich nieder und spießte eine der Ratten auf. Die Messerspitze verschwand im Bauch der Ratte. Mit einer raschen Drehung des Handgelenks schlitzte er die Haut des Nagetiers bis zur Schnauze auf. Er ließ das Messer fallen, und die Finger einer Hand verschwanden unter dem Fell. Im nächsten Moment riss er es samt der Haut ab, sodass es lose an den Füßen der Ratte hing. Mit dem Messer schnitt er Füße und Schwanz ab und warf sie auf die Gleise.
    Sofort huschte eine andere Ratte aus den Schatten heraus, schnappte sich die blutige Beute und verschwand wieder.
    Der Mann nahm die Eingeweide aus dem Kadaver, ließ ihn in die Kaffeekanne zurückfallen und machte sich an das nächste Tier. In wenigen Minuten war die Arbeit erledigt – alle drei Ratten waren abgehäutet und gereinigt, die weggeworfenen Häute und Eingeweide

Weitere Kostenlose Bücher