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Der Club der Gerechten

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Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Geldschein aus ihrer Hand wie ein Eichhörnchen, das sich von einem alten Mann im Central Park eine Nuss schnappt. Heather stieg in den Wagen, schloss die Tür und nannte dem Fahrer die Adresse.
    Warum hab ich das getan?, fragte sie sich, als das Taxi anfuhr. Wenn man ihnen Geld gibt, ermutigt sie das nur.
    Sie drehte sich um und schaute aus dem Heckfenster, aber der Junge war nicht mehr da.
    Als sie zu Hause ankam, wusste sie genau, warum sie dem Jungen Geld gegeben hatte.
    Er gehörte nun nicht mehr zu der gesichtslosen Masse der Obdachlosen, die überall um sie herum lebten.
    Jetzt war er jemand – wenn sie ihn jemals wiederfand –, der ihr vielleicht helfen konnte.
    Ihr helfen konnte und Keith helfen konnte.
    Ihnen helfen konnte, Jeff zu finden.
     
    »Wir müssen los«, sagte Creeper.
    Jeff hatte, mit dem Rücken an die harte Betonwand gelehnt, unruhig vor sich hingedöst. Sein Magen, der heftig gegen die Mahlzeit revoltiert hatte, die Creeper ihnen vorsetzte, fing jetzt erst an, sich zu beruhigen, und das bisschen Schlaf, das er erhascht hatte, war nicht ausreichend gewesen, seine Muskelschmerzen zu lindern. Er stöhnte auf, als er die Beine streckte, die er, fast wie ein Fötus, an die Brust gezogen hatte.
    Jaggers riesige Hand umschloss die seine. »Wird schon okay, Kumpel«, sagte er, Jeff in die Höhe ziehend. Das Feuer in der Tonne war niedergebrannt, und die Winkel der Nische lagen wieder im Dunkeln. Jaggers Augen huschten zu Creeper, der schon auf den alten Gleisen stand, dann schaute er mit einem Nicken auf seine andere Hand. Im schwindenden Licht des Feuers sah Jeff, dass er einen großen Schienennagel umklammerte – das spitze Ende in der Faust, der Nagelkopf eine schwere Waffe mit hakenförmigem Ende. Jagger neigte den Kopf in Creepers Richtung. »Wenn wir wohin kommen, wo wir 'n Weg raus sehn ...«
    Er flüsterte so leise wie möglich, doch es war sinnlos.
    »Du wirst das Ding für Gleiskaninchen brauchen«, sagte Creeper und machte sich nicht einmal die Mühe, einen Blick zurückzuwerfen. »Zieh mir damit eins über, und ihr kommt hier nie raus.« Der Richtung entgegengesetzt, aus der sie gekommen waren, begann er das Gleis entlangzugehen.
    Jagger beobachtete ihn misstrauisch. »V'lleicht brauchen wir ihn überhaupt nich.«
    Jeff versuchte in den Tunnel hineinzuschauen, aus dem sie gekommen waren. Die Schwärze schien dort, wenn überhaupt möglich, noch tiefer geworden. Es war nur seine Einbildung, das war ihm klar – die wenigen Stunden, die ihm im Feuerschein vergönnt gewesen waren, hatten seinen Abscheu davor, in die pechschwarze Nacht der Tunnels zurückzukehren, noch verstärkt.
    Er knipste seine Taschenlampe an, doch die Birne gab kaum noch Licht und verglomm schnell zu Stecknadelkopfgröße.
    Wieder erinnerte er sich an die Stimme – seines Vaters Stimme? –, die aus der Schwärze zu ihm gedrungen war. Eine Halluzination, nichts anderes.
    Dann aber dachte er an die sehr realen Stimmen, die er gehört hatte, und an den Schuss.
    »Es ist besser, wenn wir mit Creeper gehen«, sagte er endlich. »Er hat wenigstens eine Lampe.«
    Jagger kniff die Augen zusammen. »Ich könnt sie ihm abnehmen.«
    »Selbst wenn du das tust, was machen wir, wenn die Batterie ihren Geist aufgibt?«
    »V'lleicht haben wir dann schon'n Weg nach draußen gefunden.«
    »Und vielleicht auch nicht«, antwortete Jeff. Er sprang auf das Gleis hinunter. »Kommst du?«
    Jagger zögerte, nickte dann aber. »Ich komm mit.«
    Creeper war schon etwa ein Dutzend Meter vor ihnen, und als sie sich in Bewegung setzten, warf er einen Blick über die Schulter zurück. »Ich schalte jetzt das Licht aus«, sagte er. »Bleibt einfach hinter mir.« Der helle Strahl der Halogenlampe erlosch, und als die Schwärze sie einhüllte, begannen die scharfen Krallen der Panik an Jeffs Nerven zu zerren. Er versuchte durch die Dunkelheit vorwärts zu gehen, stolperte über eine Schiene, jaulte auf vor Schmerz, als er sich den Knöchel verstauchte, und streckte dann instinktiv die Hand aus, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Durch reines Glück fand er die Wand und stürzte nicht. Sofort leuchtete die Lampe wieder auf.
    »Idiot«, sagte Creeper. »Taste dich an der Wand lang, dann passiert dir nix.«
    Das Licht erlosch, und Jeff hörte ihn weitergehen.
    Ein paar Sekunden später blitzte das Licht kurz wieder auf. Vor ihnen hörte er Creepers hallende Schritte, und sogar schon bevor das Licht ausging war ihm klar, dass der andere sich viel

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