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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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dann, nachdem sein verzweifelter Schrei ins Dunkel verklungen war, hörte er etwas.
    Schwach – so schwach, dass man es kaum vernahm – glaubte er, aus der Dunkelheit ein Wort zu hören.
    »Dad ...«
    Ein Flüstern, das so schnell erstarb, dass Keith nicht sicher war, ob er überhaupt etwas gehört hatte, aber als er sich zu Heather umdrehte, waren ihre Augen groß geworden, und sie war sehr blass.
    »Sie haben es gehört, nicht wahr?«, flüsterte er, fürchtete sich fast zu fragen.
    Die Zeit blieb stehen, während er auf Heathers Antwort wartete. Als er schon glaubte, die Stille nicht länger ertragen zu können, sagte sie: »Ich habe – etwas gehört, aber ich weiß nicht, was es war.«
    Dreimal noch rief Keith den Namen seines Sohnes und wartete nach jedem langsam verhallenden Ruf auf eine Antwort. Aber es kam keine.
     
    Obwohl es unmöglich schien, war das Licht noch schlimmer als die Dunkelheit.
    Der grelle Halogenstrahl glich einem Messer, das ihm direkt ins Gehirn gedrungen war, eine stechende Helligkeit, die körperlich schmerzte. Als sie aus der Dunkelheit über ihn hergefallen war, hatte ihm das einen solchen Schock versetzt, dass er ganz still wurde – reglos. Es war die instinktive Reglosigkeit, die wilde Tiere als erste Abwehr gegen einen Räuber einsetzen. Einen Augenblick später war der Instinkt jedoch der Vernunft gewichen, und er wappnete sich gegen den Schuss, der, dessen war er sicher, dem Licht folgen würde. Als er nicht kam und eine Stimme ihm befahl, sich nicht zu rühren, hob er die Hand, um die Augen gegen das Licht zu schützen.
    »Ich hab gesagt, keine Bewegung, Scheißkerl!« Die Stimme widerhallte an den Tunnelwänden und wurde als Echo zurückgeworfen.
    Der Schuss kam nicht, aber irgendwo über ihnen wurde gedämpftes Rumpeln hörbar, als eine U-Bahn in einem anderen Tunnel vorüberfuhr.
    »Wer seid ihr?«, fragte die Stimme, als die Geräusche des Zuges verklangen.
    Jeff schaute zu Jagger hinüber, der neben ihm stand und, die Augen fest zusammen kneifend, das grelle Licht zu durchdringen versuchte. Seine riesigen Hände waren zu Fäusten geballt.
    »Wir versuchen nur, einen Weg ins Freie zu finden!«, rief Jeff zurück, ohne die Frage direkt zu beantworten.
    Das Licht kam näher, der grelle Strahl bannte sie genauso an Ort und Stelle, wie ein Schuss es getan hätte.
    Dann erlosch das Licht so schnell, wie es aufgeleuchtet war, und Jeff wurde von einer neuen Art der Blindheit überwältigt. Jetzt hing ein schwarzer Kreis direkt vor seinen Augen, ein Kreis, der sich parallel mit seinen Augen bewegte und alles dahinter auslöschte. Der Halogenstrahl hatte sich in seine Netzhaut eingebrannt und ein Negativbild des Lichts hinterlassen, das nicht mehr da war.
    »Du siehst nicht besonders viel, wie?«, spottete die Stimme, jetzt so nah, dass Jeff instinktiv zurück wich. »Verarsch mich, und ich sorg dafür, dass du nie wieder was siehst. Kapiert?«
    Jeff öffnete den Mund, bereit, allem zuzustimmen, das den Schleier der Finsternis von ihm nahm, der ihn wieder einhüllte. Aber bevor er etwas sagen konnte, hörte er einen Laut, der aus der Dunkelheit zu ihm drang, dann so schnell wieder verklang, dass er glaubte, er habe sich ihn eingebildet.
    Aber nein! Da war er wieder.
    Unvermittelt kam ihm eine Erinnerung – aus der Zeit, als er noch klein war, vier oder fünf Jahre vielleicht. Eines Abends war er nach dem Essen noch draußen gewesen und hatte Glühwürmchen gejagt, ohne darauf zu achten, wohin er lief. Als das letzte Glühwürmchen schließlich verschwand, seinen Händen entwischte, merkte er, dass er sich verirrt hatte.
    Angst und Schreck hatten ihn gepackt, verzweifelt hatte er sich im Dunkeln umgeschaut und versucht festzustellen, wo er war. Und dann, kurz bevor er in Schluchzen ausbrach, hörte er eine Stimme.
    Die Stimme seines Vaters.
    Die ihn aus der Dunkelheit rief.
    Jetzt, in der schrecklichen Schwärze des Tunnels, hörte er die Stimme wieder.
    »DAD!« Nur dieses einzige Wort brach ohne Überlegung aus seiner Kehle hervor.
    Ein greller Schein stach ihm in die Augen, und einen Moment später bohrte sich eine Faust tief in seine Eingeweide.
    Das Licht ging wieder aus.
    »Ich hab gesagt, verarsch mich nicht«, knurrte der Unsichtbare, als Jeff auf die Knie fiel und sich den Unterleib hielt. »Also frag ich dich noch einmal – verstanden, Arschloch?«
    »Ich – ich hab verstanden«, gelang es Jeff hervorzupressen.
    Jagger hatte währenddessen noch nicht gesprochen. Der

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