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Der Club der Serienkiller

Der Club der Serienkiller

Titel: Der Club der Serienkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Povey
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Offensichtlich spürt sie das, denn sie fährt herum, und unsere Blicke treffen sich. Wir verharren beide in unserer Haltung und starren uns eine halbe Ewigkeit wortlos an. Ich versinke in ihren graublauen Augen und möchte nie wieder auftauchen.

    Später, auf der Herrentoilette, bin ich erleichtert, mich erleichtern zu können. Die unangenehme, düstere Stimmung im Club schlägt mir aufs Gemüt, und ich spüre, dass ein Migräneanfall im Anzug ist. Tony Curtis betritt rülpsend den Raum und stellt sich direkt neben mich. Sein mürrischer Gesichtsausdruck verrät mir, dass sein Blutdruck gerade auf 180 ist.
    »Burt ist ungefähr so witzig wie ein gezerrter Schließmuskel.«
    Ich bleibe bei meiner Taktik, Tony in allen Punkten umgehend zuzustimmen.
    »Absolut. Es ist noch schlimmer als letztes Mal, wenn du mich fragst. Aber natürlich weißt du, warum er heute Abend nicht so witzig ist.«
    Tony hebt fragend eine Augenbraue. Diesen Köder habe ich mit Absicht ausgeworfen, denn trotz allem habe ich immer noch vor, am Leben zu bleiben.
    »Warum?«
    »Also, ich will ja nichts sagen...«
    »Los, raus damit.« Tony hat eine reichlich unverblümte und taktlose Art, durchs Leben zu walzen.
    »Also... das bleibt jetzt unter uns, okay? Aber ich glaube, wir haben einen Maulwurf im Club.«
In der Toilette herrscht Totenstille. Tony wartet furchtbar lang, bis er endlich abschüttelt und seinen Reißverschluss zuzieht. Seine Hände wischt er an der Vorderseite seines Hemds ab. Dann blickt er mich an und fährt sich mit der Hand über Mund und Kinn, während er über die Worte nachdenkt, die von ihm stammen. »Einen Maulwurf?«
    »Ja. Einen Maulwurf.«
    Tony blickt sich misstrauisch um. Mustert mich kritisch, dann steigt er darauf ein.
    »Bist du fertig?« Er deutet auf das Pissoir.
    »Äh, ja... ja...« Ich ziehe den Reißverschluss hoch. Dann gehe ich an Tony vorbei zu den Waschbecken. Während ich anfange, mir die Hände zu waschen, spüre ich, wie seine Augen meinen Hinterkopf durchbohren.
    »Und du glaubst, dass dieser Maulwurf Burts Darbietung heute Abend beeinträchtigt?«
    Ich blicke auf und beobachte im Toilettenspiegel, wie Tony sich hinter mir aufbaut. Ich blinzle, spüre eine Angstattacke in mir aufsteigen. Doch ich kann mich beherrschen und nicke langsam und einigermaßen entschlossen. »Kann gar nicht anders sein.«
    »Warum denn?«
    Ich zögere, blinzle erneut. »Burt ist der Maulwurf.«
    Sobald das raus ist, spüre, ich wie meine Anspannung langsam nachlässt. Doch fünf Sekunden später würde ich mich am liebsten aufhängen. In letzter Konsequenz könnte meine Äußerung mein Ende bedeuten. Ich habe keinen Beweis,
keine FBI-Fotos, kein gar nichts. Mein Wort steht gegen das von Burt.
    Tony bleibt stumm. Dann tritt er die zwei Schritte rüber zu den Kabinen und öffnet eine Tür. Er starrt mich an.
    »Komm einen Moment in mein Büro.«
    Ich glaube wirklich nicht, dass ich auch nur einen einzigen Muskel bewegen kann. Die Kabinentür scheint ins absolute Dunkel zu führen, in eine immerwährende Nacht. Tony weicht beiseite, um mir Platz zu machen.
    Ich wünschte, ich hätte eine Videoaufnahme von unserem Gespräch und könnte zurückspulen.
    Irgendwie schaffe ich es, meine Beine zu bewegen - wenn auch ziemlich ungelenk und schwerfällig. Der Boden fühlt sich an, als bestünde er aus Sirup. Die Kabinentür erwartet mich, die Dunkelheit ruft nach mir, und ich weiß, es gibt kein Zurück mehr.
    »Setz dich.« Tony verriegelt die Kabinentür hinter uns und dreht sich dann zu mir um. Die Kabine ist nur halb so groß wie in meiner Erinnerung, und sein riesiger, aufgeblähter Körper ragt vor mir auf, sein massiger, dicker Schädel neigt sich nach vorne, und seine dunklen, leeren Augen starren mich durchdringend an.
    »Komm schon. Setz dich.« Tony hebt einen seiner riesigen Füße und klappt damit den Deckel herunter. Ich nehme darauf Platz, und auch wenn ich vielleicht ein toter Mann bin, komme ich mir ein bisschen blöd vor.
    »Bist du etwa eine Schwuchtel, Junior?« Ich habe keine Ahnung, warum er mich das fragt,
denn es ist für eden völlig offensichtlich, dass ich nicht schwul sein kann. »Mit einem Fremden aufs Klo zu gehen...« Er ballt seine gewaltige Faust und boxt mir damit spielerisch gegen die Schulter. »Ein Witz.«
    Und ich stoße mein Hyänenlachen hervor. Das muss man gehört haben. Dieses Lachen ist so laut, enthusiastisch und unecht, dass ich vom Ausmaß meiner eigenen Schleimerei angewidert bin. Doch

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