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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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angekommen. Ihre Anwesenheit brachte, nicht ganz unerwartet, das Spiel zum Stillstand.
    »Erzkanzler, ich halte es wirklich für eine sehr gute Idee, wenn wir …«, setzte Ponder an, aber seine Stimme ging in dem zustimmenden Gebrüll unter, das von allen Seiten des Großen Saales ertönte.
    »Und was wäre der Preis?«, fragte Henry und lächelte in die Runde.
    »Was?«, prustete der Erzkanzler. »Welcher Preis?«
    »Wir haben als junge Burschen doch so manche Rudertrophäe eingeheimst, oder nicht?«
    »Ich glaube, der Patrizier hat irgendetwas für die Liga geplant, ja.«
    »Soweit ich weiß, gibt es gleich ein paar Erfrischungen im blauen Speisesaal«, sagte Ponder mit verzweifelter, irgendwie verschwitzter Fröhlichkeit. »Selbstverständlich gibt es dort Kuchen, aber ich glaube, obendrein wird eine interessante Auswahl an Currys gereicht.«
    Bei vielen Gelegenheiten hätte der Trick funktioniert, aber die beiden ranghöchsten Zauberer hatten begonnen, einander drohend zu fixieren, und hätten nicht einmal für ein Stück Ackermannpastete mit der Wimper gezuckt.
    »Aber wir Männer von der alten Zunft sind an derlei armseligem Schnickschnack wie Pokalen oder Medaillen nicht interessiert, was?«, sagte Henry. »Für uns heißt es, entweder der ganz große Schnickschnack oder überhaupt nichts, habe ich recht, Mustrum?«
    »Sie haben es auf den Hut abgesehen«, sagte Ridcully ohne Umschweife. Die Luft zwischen den beiden summte. »Selbstverständlich.«
    Es folgte die bedrohliche Stille eines Zusammenpralls zweier Willen, aber Ponder Stibbons beschloss, da er letztendlich zwölf wichtige Leute an der Universität verkörperte und von daher in Personalunion ein ganzes Komitee bildete und da er aus diesem Grunde de facto sehr weise war, dass er sich einmischen sollte.
    »Und Ihr Einsatz, Dek … äh, wäre welcher?«
    Ridcully drehte den Kopf ein wenig zur Seite und knurrte: »Er muss keinen Einsatz stellen. Ich würde eher in diesen …«
    Unter den ranghöheren Zauberern rührte sich etwas, und Ponder hörte ein geflüstertes: »… in diesen spitzen Zaubererschuhen sterben?«
    »Nein, das verbiete ich!«, sagte Ponder.
    »Sie verbieten es?«, fragte Henry. »Sie sind doch noch ein ganz junger Hüpfer, Stibbons.«
    »Wenn man sämtliche Posten, die ich an der Universität bekleide, zusammenzählt, wird rasch klar, dass streng genommen ohne mich hier überhaupt nichts mehr läuft«, sagte Ponder und versuchte seine schmächtige Brust, die nicht fürs Vorrecken gedacht war, vorzurecken, wobei sie sich aber dennoch aufblies, voll gerechtem Zorn und einem gewissen Maß an Angst vor dem, was wohl passieren mochte, wenn sie keinen Dampf mehr hatte.
    Die Streithähne beruhigten sich angesichts dieses sich windenden Wurms ein wenig.
    »Ist denn niemandem aufgefallen, dass Sie so viel Macht angehäuft haben?«, erkundigte sich Ridcully.
    »Doch, Erzkanzler. Mir. Ich hielt sie allerdings für Verantwortung und harte Arbeit. Keiner von Ihnen macht sich je Gedanken über Einzelheiten, verstehen Sie? Eigentlich müsste ich anderen Leuten Bericht erstatten, aber normalerweise sind diese anderen Leute ich selbst. Sie haben keinerlei Vorstellung davon, meine Herren. Ich bin sogar der Camerlengo, was bedeutet, wenn Sie aus einem anderen Grund als der legitimen Rechtsnachfolge in der Tradition der spitzen Zaubererschuhe tot umfallen, Erzkanzler, bin ich für alles hier verantwortlich, bis ein Nachfolger gewählt ist, was in Anbetracht des Wesens des Zaubererberufs eine Aufgabe auf Lebenszeit sein dürfte, in welchem Falle der Bibliothekar als leicht identifizierbares und kompetentes Mitglied des Führungsstabes versuchen wird, seinen Pflichten nachzukommen, und wenn ihm das nicht gelingt, lautet das offizielle Prozedere für Zauberer überall, untereinander um den Hut zu kämpfen, Brände zu entfachen, Zerstörung, Tauben, Kaninchen und Billardkugeln aus sämtlichen Öffnungen auftauchen zu lassen und dabei so manches Leben dranzugehen.« Nach einer kurzen Pause fuhr er fort. »Wieder mal. Deshalb werden einige von uns ein bisschen unruhig, wenn wir mächtige Zauberer so miteinander herumstreiten sehen. Um zum Schluss zu kommen, meine Herren, ich habe die Angelegenheit Ihnen gegenüber ein wenig weitschweifiger ausgeführt, um Ihnen Zeit zu geben, Ihre Absichten redlich zu überdenken. Irgendjemand muss es ja tun.«
    Ridcully räusperte sich. »Vielen Dank für Ihren Input, Stibbons. Wir werden diese Angelegenheit später noch

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