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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten
Autoren: Terry Pratchett
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Büro.«
    »Selbstverständlich, Erzkanzler, aber es wäre sicher nicht rechtens, wenn ich einfach so …«
    »Ich weiß es sehr zu schätzen, dass Sie mir nicht den Abend verderben möchten«, sagte Ridcully. »Aber ich würde keine Sekunde zögern, Ihnen den morgigen Tag zu verderben. Vielleicht könnten Sie mir jetzt kurz und knackig mitteilen, wovon Sie schon die ganze Zeit faseln!«
    »Ah, wie es aussieht, Erzkanzler, hat man hier, äh … Wissen Sie zufällig, wann wir das letzte Mal an einem Spiel teilgenommen haben?«
    »Wer weiß es?«, leitete der Erzkanzler die Frage an alle Versammelten weiter. Eine gedämpfte Diskussion brachte einen Konsens zum Thema zustande, der »vor ungefähr zwanzig Jahren, vielleicht mehr, vielleicht weniger« lautete.
    »Mehr oder weniger was?«, erkundigte sich Ponder, der solche Angaben verabscheute.
    »Ach, wissen Sie, irgendwas um den Dreh. So ungefähr in der Größenordnung. Mehr oder weniger in dem Zeitraum, Sie wissen schon.«
    »So ungefähr?«, sagte Ponder. »Geht’s vielleicht ein bisschen genauer?«
    »Warum?«
    »Weil die Universität, wenn sie über einen Zeitraum von zwanzig Jahren oder länger bei keinem Armer Leit’ Vergniegen mehr mitgespielt hat, die Zuwendung an die noch lebenden Verwandten von Erzkanzler Sodomir abtreten muss.«
    »Aber das Spiel ist verboten, Mann!« Der Erzkanzler wollte noch immer nicht klein beigeben.
    »Äh, nicht direkt. Jedermann weiß, dass Lord Vetinari das Spiel nicht mag, aber soweit ich weiß, drückt die Wache ein Auge zu, solange die Spiele außerhalb des Stadtzentrums ausgetragen werden und auf die abgelegenen Straßen und Gassen beschränkt bleiben. Da ich mir vorstellen kann, dass die Anhänger und Spieler der gesamten Belegschaft der Wache zahlenmäßig weit überlegen sind, ist es wohl besser so, als sich umgekehrt von denen die Nase plattdrücken zu lassen.«
    »Das war ein ziemlich gutes Wortspiel, Herr Stibbons«, sagte Ridcully. »Sie erstaunen mich immer wieder.«
    »Vielen Dank, Erzkanzler«, erwiderte Ponder. Eigentlich hatte er es sich von einer Schlagzeile in der Times ausgeborgt, einer Zeitung, die bei den Zauberern nicht hoch im Kurs stand, weil sie entweder nicht abdruckte, was sie sagten, oder das, was sie gesagt hatten, mit peinlicher Genauigkeit abdruckte.
    Mit frischem Mut fügte er hinzu: »Ich sollte jedoch darauf hinweisen, dass dem Gesetz der UU zufolge ein Verbot keine Rolle spielt. Zauberer müssen sich nicht an ein solches Verbot halten. Wir unterstehen der profanen Gesetzbarkeit nicht.«
    »Selbstverständlich nicht. Nichtsdestoweniger ist es im Allgemeinen von Vorteil, die bürgerliche Gesetzgebung anzuerkennen«, sagte Ridcully und wählte dabei seine Worte mit einer solchen Vorsicht, dass es schien, als würde er sie – metaphorisch gesprochen – zunächst wieder aus dem Mund holen, um sie erst einmal ausgiebig beim hellen Tageslicht zu betrachten.
    Die Zauberer nickten. In ihren Ohren klang das eben Gesagte wie Folgendes: »Vetinari mag seine kleinen Marotten haben, aber er ist der vernünftigste Mann, den wir seit vielen Jahrhunderten auf dem Thron hatten. Er lässt uns in Ruhe, und man kann nie wissen, was er als Nächstes im Schilde führt.« Dagegen gab es absolut nichts einzuwenden.
    »Schön, Stibbons«, sagte Ridcully. »Was schlagen Sie also vor? In letzter Zeit haben Sie mir immer nur dann von einem Problem berichtet, wenn Sie bereits eine Lösung dafür in petto hatten. Ich respektiere das, auch wenn es mir ein bisschen unheimlich ist. Haben Sie schon einen Weg gefunden, wie wir uns da wieder herauswinden können?«
    »Leider nein, Erzkanzler. Ich dachte mir, dass wir, na ja, eine Mannschaft aufstellen könnten. Von gewinnen steht hier schließlich nichts. Wir müssen nur spielen, mehr nicht.«
     
    Es war immer schön warm in den Kerzengewölben. Bedauerlicherweise war es auch extrem feucht und ziemlich laut, und das auf eine unberechenbare und stets unerwartete Weise. Das lag daran, dass die Riesenrohre der Zentralheizung und der Heißwasserversorgung der Unsichtbaren Universität direkt darüber verliefen und von einer Reihe von Metallspangen unter der Decke festgehalten wurden, die einen größeren oder kleineren Koeffizienten der linearen Ausdehnung besaßen. Und das war erst der Anfang. Dazu kamen die gewaltigen Rohre zum Ausgleich des Greipel-Differentials in der gesamten Universität, das Rohr für den anthropischen Partikelströmungs-Unterdrücker, das in letzter Zeit
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