Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
nicht mehr richtig funktionierte, die Rohre für die Luftzirkulation, die auch nicht mehr funktionierten, seit der Esel krank war, sowie die uralten Röhren, die als Letztes von dem unglücklichen Versuch eines ehemaligen Erzkanzlers übrig geblieben waren, ein Kommunikationssystem für die Universität einzuführen, das mittels trainierter Krallenäffchen funktionierte. Zu bestimmten Tageszeiten schwang sich dieses gesamte Rohrwirrwarr zu einer unterirdischen Symphonie auf, die sich aus Gurgeln, Schnalzen, beunruhigenden organischen Tropfgeräuschen und, hin und wieder, einem unerklärlichen hämmernden Geräusch, das durch sämtliche Kellerstockwerke nachhallte, zusammensetzte.
    Die im Allgemeinen recht provisorische Anmutung der Konstruktion des Systems wurde dadurch unterstrichen, dass man die großen eisernen Heißwasserrohre aus ökonomischen Gründen mit alten, mittels Schnüren festgezurrten Kleidungsstücken ummantelt hatte. Da einige dieser Stücke aus der Garderobe von Zauberern stammten und man, egal wie kräftig man auch schrubbte, so gut wie nie alle Zaubersprüche herausbekam, spielten sich darunter gelegentlich sporadische Schauer aus bunten Funken und ab und zu einem Tischtennisball ab.
    Trotz alledem fühlte sich Nutt hier unten in den Gewölben zwischen den Kerzenbottichen zu Hause. Es war irgendwie beunruhigend: Im Hochland hatten ihn die Leute auf der Straße damit aufgezogen, er sei in einem Bottich gemacht worden. Obwohl ihm Bruder Himmelwärts gesagt hatte, dass das lächerlich sei, sprach der sanft blubbernde Talg zu ihm. Hier fühlte er sich sicher und in Ruhe gelassen.
    Inzwischen würde ohne ihn in den Kerzengewölben so gut wie nichts mehr laufen. Schmiers wusste das nicht, weil er sich so gut wie nie die Mühe machte, hier herunterzukommen. Trev wusste es natürlich, aber da er, wenn Nutt seine Arbeit für ihn erledigte, mehr Zeit dafür hatte, auf irgendeiner Brache eine alte Blechdose durch die Gegend zu kicken, gab er sich damit zufrieden. Die Meinung der anderen Kerzentropfer und Dochttaucher spielte eigentlich keine Rolle; wenn man im Kerzengewölbe arbeitete, dann hieß das, auf den Arbeitsmarkt bezogen, dass man nicht nur auf dem Boden des Fasses aufgeschlagen ist, sondern auch noch mal ordentlich Gas gegeben und sich tief ins Grundgestein gebohrt hat. Es bedeutete, dass man nicht mehr über genug Charisma verfügte, um Bettler zu werden. Es bedeutete, dass man vor etwas auf der Flucht war, womöglich gar vor den Göttern oder vor den inneren Dämonen. Es bedeutete, dass man, sollte man es wagen, nach oben zu schauen, hoch über sich den Bodensatz der Gesellschaft erblicken würde. Also blieb man am besten hier unten im warmen Dämmerlicht, wo es genug zu essen und keine unangenehmen Begegnungen gab – und, wie Nutt insgeheim hinzufügte: keine Schläge.
    Nein, die Dochttaucher waren kein Problem. Wenn er konnte, tat er alles für sie, was in seiner Macht stand. Das Leben selbst hatte sie so hart geschlagen, dass sie nicht mehr genügend Kraft hatten, jemand anderen zu schlagen. Das war von Vorteil. Denn wenn die Leute erst herausgefunden hatten, dass man ein Goblin war, durfte man nichts anderes mehr als Leid und Ärger erwarten.
    Nutt erinnerte sich noch gut daran, was ihm die Leute in den Dörfern zugerufen hatten, als er noch klein war, und wie auf das Wort unweigerlich ein Stein folgte.
    Goblin. Es war ein Wort, das eine ganze Ochsenwagenladung an Ballast nach sich zog. Es spielte keine Rolle, was man tat oder sagte, diese Wagenladung überrollte einen einfach. Er hatte ihnen die Sachen gezeigt, die er gebaut hatte, und die Steine hatten sie zerschmettert, während die Dorfbewohner wie jagende Falken auf ihn einkreischten und noch mehr hässliche Worte ausstießen.
    Das alles hatte an dem Tag geendet, an dem Pastor Himmelwärts in das Städtchen geritten kam, wenn man ein paar Hütten und eine Straße aus festgestampftem Lehm ein Städtchen nennen konnte, und er hatte … Vergebung mitgebracht. Aber an jenem Tage hatte es niemanden nach Vergebung gelüstet.
    Auf seiner Matratze irgendwo in der Dunkelheit wimmerte Beton, der Troll, der furchtbar von Schramm, Schlick, Schnitt und Schlampf zugedröhnt war, und der sogar Eisenspäne schnupfte, wenn Nutt ihn nicht davon abhielt.
    Nutt zündete eine frische Kerze an und zog seine selbst gemachte Tropfhilfe auf. Der Apparat surrte fröhlich vor sich hin, und die Flamme legte sich in die Horizontale. Nutt achtete immer sehr auf

Weitere Kostenlose Bücher