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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wichtig war, folgten auf die Schlagzeile der Zeitung zwei weitere Überschriften in etwas kleinerer Schrift: »Fußballer unterschreiben Regeln für das Neue Spiel« stand unter der ersten Schlagzeile, und darunter wiederum: »Neue Bälle ein Erfolg«.
    Erschrocken und staunend sah Glenda, dass Juliet immer noch Platz auf der Titelseite eingeräumt war, mit dem gleichen Bild wie am Vortag, nur kleiner, und unter der Überschrift: »Geheimnisvolle Dame verschwindet« und einem Absatz, in dem einfach nur stand, dass niemand das geheimnisvolle Model Jewels seit seinem Debüt (dieses Wort musste Glenda nachschlagen) vor zwei Tagen gesehen hatte. Jetzt aber mal ehrlich, dachte sie, ist es denn auch schon eine Nachricht, wenn man jemanden nicht gefunden hat? Und sie wunderte sich sehr, dass überhaupt Platz dafür war, da ansonsten fast die gesamte erste Seite dem Fußball gewidmet war, aber die Times fing immer gerne mehrere Geschichten auf der Titelseite an, und dann, gerade wenn es interessant wurde, musste man auf Seite fünfunddreißig oder sonst wo weiterlesen, wo sie ihre Tage hinter dem Kreuzworträtsel und der Daueranzeige für chirurgische Bruchbänder beendeten.
    Die Leitkolumne auf der zweiten Seite war mit »Treffer für Vetinari« überschrieben. Normalerweise las Glenda die Meinungsseite nie, weil sie das Wörtchen »jedoch« nicht unbegrenzt oft in einem Artikel von ungefähr hundertzwanzig Worten lesen wollte.
    Sie las die Titelgeschichte zuerst verdrossen und dann mit wachsendem Zorn. Vetinari hatte es geschafft. Er hatte sie betrunken gemacht, und die Idioten hatten ihren Fußball für einen blassen Abklatsch des Spiels verkauft, den sich der Palast und die Universität ausgedacht hatten. Natürlich war die ganze Angelegenheit nicht ganz so einfach, wie es aussah. Sie musste sich eingestehen, dass sie die Dummheit des gegenwärtigen Spiels verabscheute. Sie hasste diese idiotischen Prügeleien und das hirnlose Gedränge, aber das war ihre Privatangelegenheit. Es war etwas, das sich die Leute selbst ausgedacht hatten, und so unzulänglich und dumm es auch sein mochte, es gehörte ihnen. Und jetzt schnappten sich die Oberen schon wieder etwas, das ihnen nicht gehörte, und verkündeten überall, wie herrlich es doch sei. Es würde nicht mehr lange dauern, bis der alte Fußball verboten wurde. Das war eine weitere kleine Rasierklinge in Lord Vetinaris alkoholischer Zuckerwatte.
    Außerdem hegte sie tiefes Misstrauen gegen die Urne, deren Bild immer noch aus irgendeinem Grund auf ihrem Küchentisch lag. Da diese angeblichen ursprünglichen Regeln in einer uralten Sprache geschrieben waren, konnte schließlich niemand außer den Oberen wissen, was da wirklich stand. Sie überflog die Beschreibung der neuen Regeln. Einige der Regeln des alten Straßenfußballs hatten darin überlebt wie urzeitliche Monster aus einem anderen Zeitalter. Sie erkannte eine wieder, die ihr schon immer gut gefallen hatte: Der Ball soll Ball genannt werden. Der Ball ist der Ball, der als der Ball von drei aufeinanderfolgenden Spielern gespielt wird, womit er der Ball ist. Sie hatte diese Aussage von Anfang an allein der schieren Blödheit ihrer Ausdrucksweise wegen geliebt. Allem Anschein nach war sie vor vielen Jahrhunderten an einem Tag hinzugefügt worden, an dem ein unglücklicherweise abgetrennter Kopf ins Spiel gerollt war und ganz unbeabsichtigt den Ball, der bis dahin im Spiel gewesen war, ersetzt hatte, weil der Körper, der zu dem Kopf gehört hatte, jetzt auf dem ursprünglichen Ball lag. Solche Sachen bleiben im Gedächtnis haften, besonders dann, wenn der Besitzer des Kopfes nach dem Spiel sich als derjenige herausstellte, der das Siegestor geschossen hatte.
    Diese Regel und ein paar andere standen als Überbleibsel einer vergangenen Pracht in der Liste von Lord Vetinaris neuen Regularien. Einige wenige knappe Verbeugungen vor dem alten Spiel waren wie ein Trostpflaster für die öffentliche Meinung dringeblieben. Man sollte nicht zulassen, dass er damit davonkam. Nur weil er ein Tyrann und in der Lage war, jeden x-Beliebigen aus einer Laune heraus töten zu lassen, verhielten sich die Leute so, als hätten sie Angst vor ihm. Jemand sollte ihm mal ordentlich aufs Dach steigen. Die Welt war schon mehrere Male auf den Kopf gestellt worden. Glenda fand sich noch nicht ganz zurecht, aber mit einem Mal kam es ihr sehr wichtig vor, dafür zu sorgen, dass Lord Vetinari nicht einfach so damit durchkam. Die Leute sollten selbst

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