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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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erschienen sind, ohne Ihre Vorgesetzten damit zu behelligen. Weshalb?«
    »Weil Ihr den Leuten ihr Fußballspiel wegnehmt!«
    Der Patrizier legte die Fingerspitzen gegeneinander, stützte das Kinn darauf und sah sie an.
    Er will mich nervös machen, dachte sie. Und es funktioniert, o je, es funktioniert.
    »Ihre Großmutter hat immer für andere Leute gedacht«, sagte Vetinari in die Stille hinein. »Das scheint in der Familie zu liegen, und zwar immer eher auf der weiblichen Seite. Praktische, zupackende Frauen, die in einer Welt hantieren, in der alle anderen sieben Jahre alt zu sein scheinen und auf dem Spielplatz immer wieder hinfallen. Sie heben sie auf und sehen zu, wie sie gleich darauf wieder losrennen. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie die Nachtküche leiten? In der großen sind zu viele Leute. Sie brauchen einen Bereich, den Sie kontrollieren können, ein wenig außerhalb der unmittelbaren Reichweite irgendwelcher Idioten.«
    Hätte er ein »hab ich recht?« angefügt, wie ein dahergelaufener, nach Beifall heischender Schaumschläger, hätte sie ihn gehasst. Aber er las ihr die Gedanken aus dem Kopf heraus, auf eine ruhige, sehr nüchterne Art und Weise. Sie musste einen Schauder unterdrücken, denn alles, was er gesagt hatte, entsprach der Wahrheit.
    »Ich nehme niemandem etwas weg, Fräulein Zuckerbohne. Ich wechsle einfach nur den Spielplatz«, fuhr der Mann fort. »Welche Kunst, welche Fertigkeit besteht denn darin, dass die Meute drückt und drängelt? Dadurch geraten alle nur ins Schwitzen. Nein, wir müssen mit der Zeit gehen. Die Mannschaftsführer werden stöhnen, zweifellos, aber sie werden alt. Im Spiel zu sterben ist eine romantische Vorstellung, wenn man noch jung ist, aber wenn man älter ist, wendet sich das Blatt. Das wissen sie, auch wenn sie es nie zugeben würden, und obwohl sie dagegen protestieren, passen sie genau auf, dass sie nicht allzu ernst genommen werden. Offen gesagt, nehme ich ihnen nichts weg – ich gebe ihnen etwas. Und ich gebe viel. Anerkennung, Bestätigung, ein gewisses Ansehen, einen goldähnlichen Pokal und die Chance, ihre restlichen Zähne zu behalten.«
    Alles, was Glenda daraufhin zustande brachte, war: »Schön und gut, aber Ihr habt sie reingelegt!«
    »Wirklich? Sie mussten doch nicht bis zum Umfallen trinken, oder?«
    »Aber Ihr habt gewusst, dass sie das tun!«
    »Nein, ich habe es vermutet, das ja. Sie hätten etwas vorsichtiger sein können. Sie hätten etwas vorsichtiger sein sollen. Meiner Meinung nach habe ich sie mit einer gewissen sanften List auf den richtigen Pfad geführt, sie jedoch nicht mit Stöcken dorthin getrieben. Und ich besitze wirklich sehr viele verschiedene Stöcke, Fräulein Zuckerbohne.«
    »Und Ihr habt mich bespitzelt! Ihr wusstet von meinen kleinen Mitbringseln.«
    »Bespitzelt? Aber meine Liebe, von einem großen Fürsten wurde einst gesagt, dass jeder seiner Gedanken seinem Volk gewidmet gewesen sei. So wie er wache auch ich über mein Volk. Nur kann ich es viel besser als er, das ist alles. Was die Geschichte mit den Mitbringseln angeht, so handelte es sich um eine simple Ableitung aus den bekannten Tatsachen bezüglich der menschlichen Natur.«
    Glenda hätte noch viel mehr sagen wollen, aber etwas sagte ihr unmissverständlich, dass das Gespräch nun beendet sei – zumindest der Teil des Gesprächs, bei dem sie den Mund aufmachte. Trotzdem sagte sie noch: »Warum seid Ihr nicht betrunken?«
    »Wie bitte?«
    »Ihr wiegt doch höchstens halb so viel wie Eure Gäste vom vergangenen Abend, und die sind alle in Schubkarren zu Hause abgeliefert worden. Ihr habt ebenso viel getrunken wie sie und seht frisch wie ein Gänseblümchen aus. Was für einen Trick habt Ihr angewandt? Habt Ihr die Zauberer dazu gebracht, dass sie Euch das Bier wieder aus dem Bauch herauszaubern?«

Sie strapazierte ihr Glück schon eine ganze Weile, aber jetzt lief die Sache deutlich aus dem Ruder, wie ein erschrockener Karrengaul, der nicht mehr anhalten kann, weil die gewaltige Ladung hinter ihm immer weiter schiebt und drückt.
    Vetinari runzelte die Stirn. »Meine liebe Dame, jeder, der betrunken genug ist, um Zauberer, die selbst dem Rebensaft gehörig zugesprochen haben, wie ich an dieser Stelle hinzufügen möchte, dazu zu bringen, irgendetwas aus ihm herauszunehmen, muss bereits mehr tot als betrunken sein. Und um Ihrem nächsten Kommentar zuvorzukommen, auch der Hopfen ist, botanisch gesehen, ein Rebengewächs. Und ehrlich gesagt bin ich immer

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