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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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bleiben konnten, obwohl sie streng genommen schon sturzbetrunken auf dem Boden lagen. Und es gibt nichts Beschämenderes, als einen umgekippten Betrunkenen zu sehen, es sei denn, es handelt sich um einen umgekippten Betrunkenen, der noch immer steht. Und das war das Erstaunliche: Die Mannschaftskapitäne gehörten ausnahmslos zu den Leuten, die sich das Bier literweise hinter die Binde kippten und dabei die Nationalhymne rülpsen konnten und Eisengitter mit den Zähnen verbiegen, notfalls mit den Zähnen eines anderen. Schön, sie hatten nicht viel Bildung genossen, klar, aber warum mussten sie so dämlich sein?
    »Sagen Sie mir eins«, murmelte Ridcully Vetinari zu, als sie den unsicheren Schrittes aus dem Saal wankenden Gästen nachschauten, »stecken Sie hinter der Entdeckung der Urne?«
    »Wir kennen uns jetzt schon eine ganze Weile, Mustrum, hab ich recht?«, erwiderte Vetinari, »und Sie wissen genau, dass ich Sie nie anlügen würde.« Er machte eine kleine Pause und fügte dann hinzu: »Na ja, natürlich würde ich Sie, unter vertretbaren Umständen, anlügen, aber in dieser Angelegenheit kann ich Ihnen versichern, dass mich die Entdeckung der Urne ebenso sehr überrascht hat, auch wenn es eine eher angenehme Überraschung war. Ehrlich gesagt, habe ich vermutet, dass Sie hier von der Universität etwas damit zu tun hätten.«
    »Wir wussten nicht einmal, dass es sie gibt«, sagte Ridcully. »Ich persönlich vermute ja, dass irgendeine Religion dahintersteckt.«
    Vetinari lächelte. »Selbstverständlich spielen die Götter klassischerweise mit dem Schicksal der Menschen, deshalb gibt es wohl auch keinen Grund, warum es nicht Fußball sein sollte. Wir spielen und man spielt mit uns, und letztendlich können wir nur hoffen, dass wir es möglichst stilvoll tun.«
     
    Wahrscheinlich wäre es möglich gewesen, die Luft im Ungemeinschaftsraum mit dem Messer zu schneiden, wenn noch jemand in der Lage gewesen wäre, ein Messer zu finden. Beziehungsweise, selbst wenn er eins gefunden hätte, es richtig herum zu halten. Vom Standpunkt der Zauberer aus gesehen war es eigentlich wie immer, aber während mehrere Mannschaftskapitäne in Schubkarren hinausgerollt wurden, die in weiser Voraussicht dort bereitgestellt worden waren, gab es immer noch genug Besucher, die noch auf den Beinen waren und für hitzigen, feuchtfröhlichen Tumult sorgten. In einer unbeobachteten Ecke hatten der Patrizier und die beiden Erzkanzler ein wenig Platz gefunden, wo sie unbehelligt in den großen Sesseln lümmeln und noch ein paar Angelegenheiten besprechen konnten.
    »Wissen Sie, Henry«, sagte Vetinari zum ehemaligen Dekan, »ich halte es für eine sehr gute Idee, wenn Sie bei dem Spiel den Schiedsrichter machen würden.«
    »Aber ich bitte Sie! Ich glaube, das wäre höchst unfair«, warf Ridcully ein.
    »Wem gegenüber denn?«
    »Na ja, äh«, sagte Ridcully. »Es könnte eine gewisse Rivalität zwischen gewissen Zauberern bestehen.«
    »Andererseits jedoch«, sagte Vetinari mit aalglatter Stimme, »könnte man ebenso gut behaupten, dass, aus politischen Gründen, ein weiterer Zauber ein begründetes Interesse daran haben könnte, nicht zuzulassen, dass sein Erzmagierkollege von Leuten vorgeführt wird, die man, trotz ihrer oft erstaunlichen Talente, Fähigkeiten, Eigenschaften und persönlicher Geschichten, durchaus unter dem Überbegriff gewöhnliche Leute‹ zusammenfassen kann.«
    Ridcully hob ein sehr großes Brandyglas in die ungefähre Richtung des Randes des Universums. »Ich habe vollstes Vertrauen in meinen Freund Henry«, sagte er. »Obwohl er für diese Aufgabe vielleicht ein bisschen zu … rundlich ist.«
    »Wie unfair!«, blaffte Henry. »Auch ein fülliger Mann kann sehr leichtfüßig sein. Ich würde es sehr begrüßen, den Giftdolch in meine Obhut nehmen zu dürfen.«
    »Dazu muss ich leider sagen«, sagte Vetinari, »dass in unseren modernen Zeiten eine Trillerpfeife für diese Zwecke ausreichen muss.«
    An diesem Punkt versuchte jemand, Vetinari freundschaftlich auf die Schulter zu klopfen.
    Es geschah mit bemerkenswerter Geschwindigkeit und endete womöglich noch schneller, als es angefangen hatte, während Vetinari immer noch in seinem Sessel saß, seinen Bierkrug in einer Hand hielt und mit der anderen das Handgelenk des Mannes fest umschlossen auf Höhe seines Kopfes umklammerte. Er ließ los und sagte: »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    »Ihr scheiddoch der Lord Veterinari, oder? Ischab Euch schon auf diesen

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