Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
darüber entscheiden, ob sie dumm und altmodisch sein wollten; keiner dieser Oberen hatte ihnen zu sagen, was sie zu tun und zu lassen hatten.
    Fest entschlossen streifte sie die Jacke über die Schürze und nahm, nach kurzer Überlegung, zwei frisch gebackene Marmeladenteufel aus ihrem Schrank. Manchmal wirkten richtig gute Mürbeteigteilchen sogar dort wahre Wunder, wo man mit einem Rammbock nicht weiterkam.
     
    Im Rechteckigen Büro schaute der Privatsekretär des Patriziers auf die Stoppuhr.
    »Leider fünfzig Sekunden langsamer als Eure persönliche Bestzeit, Mylord.«
    »Wieder ein Beweis dafür, dass einen starke Getränke zu einem lächerlichen Idioten machen«, sagte Vetinari streng.
    »Ich vermute, dass kein weiterer Beweis nötig ist«, sagte Drumknott mit verhaltenem Sekretärslächeln.
    »Obwohl ich der Fairness halber darauf hinweisen muss, dass Charlotte von der Times sich als die furchterregendste Kreuzworträtselzusammenstellerin aller Zeiten erweist, und es gibt da schon ein paar ziemlich hartgesottene Exemplare. Aber sie? Akronyme, Gerade und Ungerade, Rückwärtsschreibungen und jetzt auch noch Diagonale! Wie macht sie das bloß?«
    »Ihr habt es ja auch hingekriegt, Mylord.«
    »Ich hab’s gelöst. Das ist viel einfacher.« Vetinari hob einen Finger. »Es ist diese Frau, die den Tierladen in den Pellikolstufen betreibt, glaub’s mir. Sie ist in letzter Zeit nicht mehr als Gewinnerin genannt worden. Wahrscheinlich denkt sie sich die Dinger aus.«
    »Der weibliche Verstand ist zweifellos abwegig und verschlungen, Mylord.«
    Vetinari schaute seinen Sekretär verdutzt an. »Selbstverständlich, klar. Schließlich muss er sich mit dem männlichen herumschlagen. Ich glaube …«
    Es klopfte leise an eine der Türen. Der Patrizier kehrte zur Times zurück, während Drumknott unauffällig aus dem Zimmer verschwand. Nach einer kurzen geflüsterten Unterhaltung kehrte der Sekretär zurück.
    »Allem Anschein nach ist es einer jungen Frau gelungen, durch das hintere Tor einzudringen, indem sie die Wachen bestochen hat. Sie haben die Bestechung angenommen, so wie Ihr es befohlen habt, und sie ins Vorzimmer geleitet, in dem sie schon bald feststellen wird, dass sie eingeschlossen ist. Sie möchte Euch sprechen, weil sie, wie sie sagt, eine Beschwerde vorzubringen hat. Bei der betreffenden Person handelt es sich um eine Jungfer.«
    Lord Vetinari schaute über die Oberkante der Zeitung hinweg. »Sag ihr, dass ich ihr da überhaupt nicht weiterhelfen kann. Vielleicht, na ja, ich weiß ja nicht, vielleicht hilft ja ein anderes Parfüm?«
    »Ich meine, sie gehört den dienenden Klassen an, Mylord. Sie heißt Glenda Zuckerbohne.«
    »Sag ihr …« Vetinari zögerte, dann lächelte er. »Ah, ach so, Zuckerbohne. Hat sie die Wachen mit Essen bestochen? Gebäck vielleicht?«
    »Sehr gut, Mylord! Jeder hat einen großen Marmeladenteufel bekommen. Darf ich fragen, wie …?«
    »Sie ist eine junge Hausangestellte, genauer gesagt Köchin, Drumknott, und keine Jungfer. Jetzt bring sie schon rein.«
    Der Sekretär sah ein bisschen gekränkt aus. »Haltet Ihr das wirklich für klug, Mylord? Ich habe den Wachen bereits gesagt, dass sie die Lebensmittel wegwerfen sollen.«
    »Essen, das von einer Zuckerbohne zubereitet wurde? Da hast du dich womöglich eines Verbrechens gegen die hohe Kunst schuldig gemacht, Drumknott. Sie soll jetzt reinkommen.«
    »Darf ich Euch darauf hinweisen, dass Ihr heute Vormittag ein volles Programm habt, Mylord?«
    »Schon recht. Es gehört zu deinen Aufgaben, mich darauf hinzuweisen, und das respektiere ich auch. Aber ich bin erst gegen halb fünf heute Morgen zurückgekommen und kann mich noch genau daran erinnern, dass ich mir die große Zehe an der Treppe angestoßen habe. Ich bin so besoffen wie ein Stinktier, Drumknott, was natürlich heißt, dass Stinktiere genauso besoffen sind wie ich. Ich muss sagen, dass mir dieser Ausdruck nicht vertraut ist, und bislang hatte ich in diesem Zusammenhang nicht an Stinktiere gedacht, aber Mustrum Ridcully war so freundlich, mich darüber aufzuklären. Wenn du mir jetzt einen Augenblick der Nachsicht gewährst.«
    »Ihr seid der Patrizier, Mylord«, sagte Drumknott. »Ihr könnt tun und lassen, was Ihr wollt.«
    »Schön, dass du das sagst, aber eigentlich war es nicht nötig, mich daran zu erinnern«, sagte Vetinari mit einem Ausdruck im Gesicht, der so gut wie sicher ein Lächeln war.
     
    Als der ernste dünne Mann die Tür aufmachte, war es zu spät

Weitere Kostenlose Bücher