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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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an sich reißen, aber das funktioniert nicht. Das funktioniert nicht so wie bei der Diebesgilde, verstehst du? Bei der Diebesgilde war es einfach. Und zwar deshalb, weil die Diebesgilde organisiert ist. Fußball ist nicht organisiert. Bloß weil er die Mannschaftsführer übertölpelt hat, heißt das noch lange nicht, dass sich alle anderen brav in Reih und Glied hinter ihnen aufstellen. Gestern Abend hat es überall in der Stadt Auseinandersetzungen gegeben. Deine Kollegen mit ihrem schicken neuen Fußball und ihren schicken neuen Trikots werden morgen so was von eingemacht. Nein, schlimmer als eingemacht – sie werden geschlachtet.«
    »Ich dachte, du bist jemand, der einfach nur Klamotten macht«, sagte Trev.
    »Jemand. Der. Einfach. Nur. Klamotten. Macht. Einfach nur jemand? Ich bin nicht jemand. Ich bin Pepe, und ich mache keine Klamotten. Ich entwerfe hinreißende Kunstwerke, die zufällig eines Körpers bedürfen, um angemessen präsentiert werden zu können. Schneider und Kostümbildner machen Klamotten. Ich mache Geschichte! Schon mal was von Mikro-Kette gehört?«
    »Kapiert. Ja, hab ich«, sagte Trev.
    »Gut«, sagte Pepe. »Und was hast du von Mikro-Kette gehört?«
    »Na ja, dass es nicht scheuert.«
    »Der Stoff birgt noch ein oder zwei andere kleine Geheimnisse …«, sagte Pepe. »Aber egal, ich kann nicht behaupten, dass ich für die Zauberer, diese hochnäsige Bande, irgendetwas übrighätte. Doch das morgen wird kein Spiel, es wird ein Krieg. Kennst du einen Burschen namens Andy? Andy Shank?«
    Trev rutschte das Herz in die Hose. »Was hat der denn damit zu tun?«
    »Hab nur den Namen gehört, aber ich glaube, ich kenne solche Typen. Lord Vetinari hat getan, was er tun wollte. Er hat den Fußball kaputt gemacht, und jetzt liegen jede Menge scharfkantiger Scherben herum, wenn du verstehst, was ich damit sagen will.«
    »Morgen ist auch die Wache anwesend«, sagte Trev.
    »Was? Was höre ich da? Ein Gesicht von der Straße wie du ist froh, dass die Wache irgendwo erscheint?«
    »Da werden sehr viele Zuschauer sein.«
    »Ha, das wird lustig, was?«, sagte Pepe ironisch. »Du weißt doch, dass es in dieser Stadt Leute gibt, die auch bei einer Enthauptung zuschauen und dabei ihre Kinder hochhalten würden, damit sie ja alles mitkriegen. Deshalb sage ich dir, was ich vorhabe. Ich will dir keine verborgene Klinge geben, denn das Letzte, was du morgen brauchst, ist eine scharfe Klinge. Aber ich gebe dir etwas, was viel besser ist als eine scharfe Klinge. Schließlich bist du Dave Likelys Junge.«
    »Ich spiele überhaupt nicht mit«, sagte Trev. »Hab ich meiner alten Mutter versprochen.«
    »Du hast es deiner alten Mutter versprochen?«, sagte Pepe. Er versuchte nicht einmal, seine Verachtung zu verbergen. »Und du glaubst ernsthaft, dass das irgendetwas zählt, ja? Du hast einen Stern in der Hand, Junge. Und du wirst spielen, selbstverständlich, und deshalb sage ich dir, was du tun sollst. Du kommst zu mir an den Hinterausgang von Shissa – tut mir leid, auf Zwergisch hört es sich viel besser an – und dort trittst du so um Mitternacht gegen die Tür. Von mir aus kannst du einen Kollegen mitbringen, aber kommen solltest du auf jeden Fall.«
    »Warum muss ich denn gegen die Tür treten?«, wollte Trev wissen.
    »Weil du in jeder Hand eine Flasche mit dem allerbesten Brandy hast. Du musst mir nicht danken. Ich mache das nicht für dich. Ich schütze nur meine Investition, und dabei muss ich auch dich schützen. Und jetzt los, Junge. Du kommst zu spät zum Training. Und ich? Ich bin ein verdammtes Genie!«
    Als Trev weiterging, fielen ihm noch mehr Wachen auf. Wenn ihnen danach war, konnten sie absolut fies sein, aber Samuel Mumm konnte Bullen, die kein Gespür für die Straße hatten, nicht gebrauchen. Die Wache war nervös.
     
    Kurzer hatte so lange bei seiner Mama im Keller gewohnt, bis sie den Keller an eine Zwergenfamilie vermietet hatte, und jetzt wohnte er auf dem Dachboden, der im Sommer stickig heiß und im Winter eiskalt war. Kurzer überlebte nur, weil er die Wände mit Ausgaben von Bögen und Bolzen, Hinterhof-Haxen, Stanley Heulers Briefmarkenfreund, Heiße Mädchen in coolen Strapsen, Golem-Woche und Laubsägen heute isoliert hatte. Und das war nur die oberste Schicht. Aus Notwehr im Kampf gegen die Elemente klebte er alte Ausgaben über die größeren Risse und Löcher im Dach. Nach allem, was Trev wusste, hatte Kurzer sich nie länger als eine Woche einem der Hobbys gewidmet, die seine

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