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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ziemlich peinliche Bibliothek nahelegten, vielleicht mit der Ausnahme dessen, das man im Allgemeinen mit den ausklappbaren Bildern in der Mitte von Heiße Mädchen in coolen Strapsen in Verbindung bringt.
    Frau Kurzer machte ihm die Tür auf und zeigte mit der ganzen Herzlichkeit und Gastfreundlichkeit, die Mütter den nichtsnutzigen Saufkumpanen ihrer Söhne entbieten, auf die Treppe. »Er ist krank«, verkündete sie, als wäre das eher eine Sache des öffentlichen Interesses und nicht ihrer persönlichen Besorgnis.
    Allerdings entpuppte sich diese Feststellung als handfeste Untertreibung. Eins von Kurzers Augen war ein Schlachtfeld in Technicolor, zusätzlich hatte er eine klaffende Wunde im Gesicht. Es dauerte eine Weile, bis Trev das herausgefunden hatte, denn Kurzer forderte ihn immer wieder auf, wegzugehen, aber da die baufällige Tür nur von einem Stück Schnur zugehalten wurde, hatte Trev sich mit dem Einsatz seiner Schulter schließlich zu helfen gewusst.
    Trev sah den Jungen an, der in sein unaussprechlich grässliches Bett zurückwich, als erwartete er, geschlagen zu werden. Trev konnte Kurzer nicht leiden. Niemand konnte Kurzer leiden. Es war unmöglich. Nicht einmal Frau Kurzer, die zumindest theoretisch ein wenig lauwarme Zuneigung zu ihrem Sohn besitzen sollte, konnte Kurzer leiden. Er war von Grund auf unbeliebt. Das war zwar traurig, aber Kurzer, ob er nun furzte oder nicht, war ein wunderbares Beispiel von Charisnichma. Er konnte einen oder zwei Tage ganz gut klarkommen, aber dann brach unweigerlich ein unglaublich blöder Kommentar oder eine absolut unangebrachte Aktion den Zauber. Nur Trev ertrug ihn einigermaßen, vielleicht deshalb, weil er in ihm das sah, was womöglich aus ihm selbst hätte werden können, wenn er nicht letztendlich doch Trev geworden wäre. Vielleicht war ein bisschen von Kurzer dem Furzer in jedem Burschen zu irgendeinem Zeitpunkt seines Lebens, hatte er gedacht, bloß dass es bei Kurzer eben nicht nur ein bisschen, sondern alles war.
    »Was ist passiert?«, fragte Trev.
    »Nix.«
    »Ich bin’s, Trev. Ich kenn mich aus mit nix passiert. Damit solltest du ins Krankenhaus.«
    »Es ist schlimmer als es aussieht«, stöhnte Kurzer.
    »Spinnst du?«, fuhr ihn Trev an. »Dieser Schnitt ist grad mal einen Zentimeter von deinem Auge weg!«
    »Es war meine Schuld«, protestierte Kurzer. »Ich habe Andy provoziert.«
    »Aha. Ich kann mir gut vorstellen, dass es allein deine Schuld war«, sagte Trev.
    »Wo warst du überhaupt gestern Abend?«
    »Das würdest du mir nicht glauben.«
    »Da draußen war jedenfalls Krieg, und zwar total.«
    »Ich musste unbedingt kurz rüber nach Lat. Hier hat’s Ärger gegeben, was?«
    »Die Clubs haben bei diesem neuen Fußball unterschrieben, und ein paar Leute hatten was dagegen.«
    »Andy?«, fragte Trev und betrachtete noch einmal die klaffende, nässende Wunde. Ja, das sah ganz nach Andy aus, der etwas dagegengehabt hatte.
    Es war nicht leicht, Mitleid mit jemandem zu haben, der so grundsätzlich unsympathisch wie Kurzer war, aber bloß weil er mit einem Tritt-mich-in-den-Arsch-Tattoo auf der Seele geboren war, musste man dem noch lange nicht Folge leisten. Nicht bei Kurzer. Das wäre so, als würde man Fliegen die Flügel ausreißen.
    »Nicht bloß Andy«, sagte Kurzer. »Außerdem noch Schwätzer Atkinson und Jimmy der Löffel und Spanner.«
    »Spanner?«, fragte Trev. »Und Frau Atkinson.«
    » Frau Atkinson?«
    »Und Willy Piltdown, Harry Klappstock und die Trieler-Jungs.«
    »Die auch? Aber die hassen wir doch. Andy hasst sie. Sie hassen Andy. Ein Schritt in ihren Bezirk und du wirst in einem Sack nach Hause gebracht!«
    »Aber du kennst doch den Spruch: ›Der Feind meines Feindes ist auch mein Feind.‹«
    »Da hast du was durcheinandergebracht«, sagte Trev, »aber ich weiß, was du meinst.«
    Trev starrte völlig entgeistert ins Leere. Die in Kurzers Litanei aufgezählten Namen waren bekannte Gesichter. Namen und Gesichter, die in der Welt der Fußballmannschaften und, was noch wichtiger war, in der Welt der Fans, überaus einflussreich waren. Ihnen gehörte das Gedränge. Pepe hatte recht behalten. Vetinari hatte gedacht, die Mannschaftsführer hätten das Sagen, aber die Mannschaftsführer hatten nicht das Sagen. Das Gedränge hatte das Sagen, und die Gesichter 17 bestimmten das Gedränge.
    »Sie wollen für morgen eine Mannschaft zusammenstellen, und sie wollen so viele davon wie möglich mit reinkriegen«, erzählte Kurzer

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