Der Club der unsichtbaren Gelehrten
Bibliothekar. Außerdem dauerte seine Entleerung und das anschließende Saubermachen deutlich länger.
Als der Schiedsrichter die Mannschaften aufforderte, sich wieder ordentlich aufzustellen, kam Glenda atemlos angerannt und reichte ihm ein Stück Papier. »Was ist das?«
»Das sind die Regeln, aber Sie sehen, dass ich eine von ihnen eingekringelt habe.«
Er schaute auf das Blatt und sagte herablassend: »Das kommt mir wie ein Haufen Nonsens vor.«
»Ist es aber nicht. Nicht wenn man sie sich eine nach der anderen ansieht. Das sind die Spielregeln.«
Erzkanzler Henry zuckte die Achseln und schob sich den Zettel in die Tasche.
Brüller Nobbs schaute kurz zu Glenda hinüber, die trotzig aus der Gruppe der Jubelmädchen herausstach. Glenda war bei ihren Freunden als überaus großzügig bekannt, außerdem machte sie den besten Tee in der ganzen Universität. Hier ging es nicht um Fußball, es ging um eine schöne heiße Tasse Tee und womöglich einen Donut dazu. Nobbs beugte sich zu Nutt hinüber. »Glenda hat gesagt, ich soll mich an Regel 202 erinnern«, sagte er.
Nutts Gesicht strahlte auf. »Schlaue Idee! Das funktioniert garantiert! Hat sie Ihnen gesagt, dass Sie den Ball aus dem Feld hinausschießen sollen?«
»Ja, ganz genau. Wollen wir denn schummeln?«, fragte Brüller Nobbs.
»Nein, wir halten uns an die Regeln. Denn wenn man sich an die Regeln hält, ist das manchmal noch besser als zu schummeln.«
Nobbs’ Gelegenheit kam schon bald, erstaunlicherweise durch einen fehlgeleiteten Pass von Hoggett. Hatte Hoggett in der Nähe gestanden, als sie sich unterhalten hatten? Und hatte er soeben »Los, mach schon« gesagt? Es hatte sich ganz danach angehört. Nobbs schoss den Ball direkt zu den Jubelmädchen, wo ihn Glenda sich aus der Luft griff und in die Falten von Frau Allesweiß’ Rock steckte. »Den hat niemand gesehen, meine Damen, ihr habt nicht gesehen, wo er ist, und ihr rückt auch für niemanden zur Seite, kapiert?«
Als die Menge buhte und jubelte, zog sie die Blechbüchse aus der Tasche und hielt sie in die Luft. »Ball verloren!«, schrie sie. »Ersatzball!«, und warf die Büchse direkt in Richtung des Brüllers, der ihn rasch zurück zu Nutt kickte. Ehe sich ein anderer Spieler rühren konnte, landete er mit einem leisen Gloing! auf der Spitze von Trev Likelys Stiefel …
Dem Herausgeber der Times zufolge ereignete sich Folgendes:
Uns wurde versichert, dass am Tage des Spiels keinerlei Magie zum Einsatz kam, und es ist nicht an mir, der ehrenwerten Professorenschaft der Unsichtbaren Universität zu widersprechen. Alles, was dieser Korrespondent dazu sagt, ist, dass Trevor Likely den »Ball« paradoxerweise zum Tor der Akademiker kickte, sich dann dort aufbaute und offensichtlich den Ansturm der wütenden United-Truppe erwartete. Was dann folgte, war nicht nur, wie dieser Korrespondent erklären muss, einfach ein Tor, sondern es war eine Bestrafung, und es war eine Vergeltung. Damit wurde der Name Likely, zum zweiten Mal schon, in die Annalen der Fußballgeschichte eingeschrieben, als Trevor, der berühmte Sohn eines berühmten Vaters, mit United regelrecht Schlitten fuhr, den Gegner gnadenlos vorführte, und zwar mehr als ein Mal. Er rannte, wich aus, schoss den »Ball« gelegentlich verlockend nah zu einem Verteidiger hin, der ihn dann jedoch in eine ganz andere Richtung sausen sah, und zwar genau dorthin, wo sich Likely in diesem Moment selbst hinbegab. Er verhöhnte sie. Er spielte mit ihnen. Er ließ sie gegeneinanderprallen, wenn zwei von ihnen gleichzeitig zum Ball gingen, der unerklärlicherweise nicht mehr dort war, wo sie ihn eben noch mit absoluter Sicherheit wähnten. Und es muss den eher soliden Spielern von United wie eine Erlösung vorgekommen sein, als er endlich Mitleid mit ihnen hatte und den »Ball« über den Kopf ihres Reservetorhüters Micky Ruckfort (zuletzt bei den Wanderern aus der Kolossalstraße) hinweg ins Netz lenkte, wo er eine Kreisbahn beschrieb und genau auf Likelys Stiefelspitze zurückkehrte. Stille …
… breitete sich aus wie warme Butter. Glenda war sicher, dass sie in der Ferne Vogelgezwitscher hörte, vielleicht sogar das Geräusch der Würmer unter dem Rasen, eindeutig jedoch die Geräusche von Doktor Rasens provisorischem Feldhospital, wo »Big Boy« Barton sich erneut übergeben musste.
Und dann ergoss sich in den Raum, in dem soeben noch Stille geherrscht hatte, ein Lärm wie Wasser aus einem geborstenen Damm. Er war körperlich
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