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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Windrichtung und die Wahrscheinlichkeit, buchstäblich in den Rasen getrampelt zu werden. Wenigstens unternahm er einen Versuch, lag aber nach der Kollision flach auf dem Rücken. Wie es der Herausgeber der Times ausdrückte: In dieser Szene der Verzweiflung, Bestürzung und Verwirrung stand nur noch ein einziger Verteidiger, Nutt, dem Siegestor von United im Weg …
    Direkt hinter Nutt brandete ein Brüllen auf. Er wagte nicht, sich umzudrehen, aber jemand landete oben auf dem wackelnden Tor, ließ sich herunterfallen und zeigte mittels eines riesigen, schwieligen Daumens an, dass Nutts Hilfe nicht länger gebraucht werde. Um den Mund des Bibliothekars hatte sich eine grüne Kruste gebildet, aber das war gar nichts gegen das Feuer in seinen Augen.
    Was dann geschah, schilderte der Herausgeber der Times folgendermaßen:
     
    Allem Anschein nach durch die Rückkehr des berühmten Waldmenschen in die Reihen der Zauberer verblüfft, versuchte Shank ein zweites Mal, das siegbringende Tor zu erzielen, was von dem Bibliothekar lässig mit nur einer Hand vereitelt wurde. Der Ball wurde ohne Mühe in die Hälfte von United zurückgeworfen. Da es nun um alles ging, hatten wir den Eindruck, als jagten wirklich alle Spieler auf dem Platz wie eine Bande Straßenjungs, die sich in der Gosse um die traditionelle Blechbüchse balgen, hinter dem Ball her. Herr Nobbs von den UA hingegen, der, wie uns versichert wurde, weder verwandt noch verschwägert ist, gelang es, ein wenig Raum zu gewinnen, was dem glücklosen Herrn Likely einen zweiten Versuch bescherte, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Dies misslang ihm jedoch, unserer Schätzung nach, um die Breite eines Fingers, und der Ball wurde von Big Boy Barton gefangen, der daraufhin um Luft ringend zusammenbrach, weil er sich, soweit wir in Erfahrung gebracht haben, eine beträchtliche Menge Pastete in den Mund gestopft hatte, um die Hände frei zu haben.
     
    »Das ist nicht richtig so«, sagte Glenda, und der Gedanke hallte in ihrem Kopf wider: Das ist nicht richtig so. »Trev muss gewinnen, es kann gar nicht anders sein.« Und ihre Stimme kehrte wieder zurück; konnte man im eigenen Kopf Echos hören? Sie würden verlieren, oder nicht? Sie würden verlieren, weil Andy wusste, wie man gegen die Regeln verstieß.
    Die Regeln.
    Ich bin die Regeln.
    Sie sah sich um, aber bis auf den Doktor und seine stöhnenden, oder, in Ridcullys Fall, fluchenden Schutzbefohlenen befand sich niemand in ihrer Nähe, abgesehen von Juliet, die das Spiel mit ihrem üblichen matten Lächeln verfolgte.
    »Meine Güte«, sagte Glenda laut. »Er muss doch bloß ein einziges Tor schießen.«
    Ich bin das Tor, sagte die leise Stimme aus dem Nichts. »Hast du das gehört?«, fragte Glenda.
    »Wass’n?«, fragte Juliet. Sie drehte sich um, und Glenda sah, dass sie weinte. »Ich glaube, Trev verliert.« Ich bin der Ball.
    Diesmal war es aus ihrer Tasche gekommen. Im nächsten Moment zog sie Trevs Blechbüchse daraus hervor.
     
    Als Doktor Rasen aufstöhnte und quer über das Spielfeld auf den würgenden Charlie zurannte (wie es die Times später ausdrückte), folgte Glenda ihm und holte Nobbs ein. »Wenn Sie in Ihrem Leben jemals noch eine Tasse Tee oder ein Stück Kuchen aus der Nachtküche haben wollen, Nobbs, dann treten Sie den Ball in meine Richtung. Sie wissen, wo ich stehe, weil ich ganz laut schreie und mich total albern verhalte. Sie tun, was ich sage, verstanden?«
    Sie tun, was sie sagt, verstanden?, hörte er das Echo ihrer Stimme. »Und was machen Sie damit? Ihn zurückwerfen?«
    »So was in der Art«, antwortete Glenda. »Und wozu soll das gut sein?«
    »Damit gewinnen Sie das Spiel, deshalb. Erinnern Sie sich an Regel 202?«
    Sie ließ ihn grübelnd stehen und ging eilig weiter zu Frau Allesweiß und den Jubelmädchen, die momentan absolut nichts zu jubeln und anzufeuern hatten. »Ich glaube, dieses Mal sollten wir den Jungs richtig was bieten«, schlug Glenda vor. »Meinst du nicht auch, Juliet?«
    Juliet, die ihr brav gefolgt war, sagte: »Ja, Glenda.«
    Ja, Glenda. Da war es schon wieder. Ein Satz. Zwei Stimmen.
    Frau Allesweiß gehörte nicht zu den Leuten, die sich von der Chefin der Nachtküche Vorschriften machen ließen, aber Glenda beugte sich vor und sagte: »Auf besonderen Wunsch des Erzkanzlers.«
    Die Wiederauferstehung von Big Boy Barton war keine einfache Aufgabe, und es gab vermutlich noch weniger Freiwillige, die ihm den Finger in den Hals stecken wollten, als zuvor beim

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